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Griechenland-Krise
Neue Hoffnung für Athen

Die Euro-Finanzminister haben nichts entschieden, und auch die Staats- und Regierungschefs wollen über Griechenland nur beraten. Dennoch ist man in Brüssel wieder etwas optimistischer, dass eine Rettung des Krisen-Landes doch noch gelingen könnte.

22.06.2015
    Der Euro-Gipfel in Brüssel hat zum Thema Griechenland nur wenig zu besprechen. Denn den Staats- und Regierungschefs fehlt die Grundlage: Die Euro-Finanzminister hatten bei ihrem Treffen am Nachmittag nur beschlossen, dass es im Laufe der Woche weitere Treffen geben soll. Die neuen Vorschläge der griechischen Regierung zur Beilegung des Streits waren erst in der Nacht vorgelegt worden - zu spät für eine umfassende Prüfung.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte bei ihrer Ankunft in Brüssel, es könne heute nur einen Beratungsgipfel geben. Nach dem Treffen der Eurogruppe liege keine Entscheidungsgrundlage vor. Der französische Präsident Francois Hollande sprach von Fortschritten und Verbesserungen durch die neuen Vorschläge der griechischen Führung. Allerdings sei noch nicht alles geklärt. EU-Ratspräsident Donald Tusk warnte, die Regierungschefs müssten einen chaotischen Grexit verhindern. Er wolle alle Karten auf dem Tisch sehen, sagte er vor dem Sondergipfel. Zugleich lobte er, Griechenland habe "die ersten echten Vorschläge seit vielen Wochen" geliefert.
    Optimismus machte sich auch an den Börsen breit: In Frankfurt, Madrid und Paris legten die Kurse mehr als 3,8 Prozent zu. Athen verbuchte sogar Gewinne von neun Prozent.
    Euro-Finanzminister vertagen sich
    Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem betonte, die griechische Liste sei unter den Finanzministern begrüßt worden. "Ich denke, dass dies eine Gelegenheit ist, eine Einigung in dieser Woche zu erreichen", sagte Jeroen Dijsselbloem in Brüssel. Wenn alles nach Plan laufe, werde es später in der Woche ein erneutes Treffen der Euro-Finanzminister geben. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker meinte, eine Einigung werde nicht einfach. Er gehe aber davon aus, dass in dieser Woche eine Lösung gefunden werde.
    Griechische Vorschläge nicht bekannt
    Was genau Athen vorschlägt, wurde nicht bekannt. Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis sagte dem britischen Sender BBC, es solle neue Steuern für Unternehmenszweige und Wohlhabende geben, aber keine weiteren Einschnitte bei Renten oder Beamtengehältern. Dies sei weiter eine rote Linie für seine Regierung. Strengere Regeln für Frühverrentungen und höhere Mehrwertsteuern in bestimmten Bereichen soll es aber offenbar geben.
    Proteste in Athen
    In der griechischen Hauptstadt demonstrierten am Abend mehrere Tausend Menschen. Diesmal waren es nicht die Gegner von Sparvorgaben, die zu der Kundgebung zusammenkamen. Die Demonstranten verlangten ein Bleiben Griechenlands im Euro-Raum. Der Protest war von Anhängern der Oppositionsparteien Nea Dimokratia und der sozialistischen Pasok organisiert worden.
    Das aktuelle europäische Hilfsprogramm für Griechenland läuft Ende des Monats aus. Wenn bis dahin keine Einigung über die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erzielt wird, droht dem Land die Staatspleite - zumal Athen bis zum 30. Juni 1,6 Milliarden Euro an den IWF zahlen muss.