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Griechenland
Thessalonikis Bürger kämpfen um die Wasserwerke

Viel Lob gibt es derzeit für das Euro-Krisenland Griechenland, unter anderem von der OECD. Ein wichtiger Kritikpunkt bleibt jedoch die schleppende Privatisierung von Staatsunternehmen. Bei den Wasserwerken regt sich allerdings unter den Bürgern der Widerstand: Sie wollen den niedrigen Kaufpreis nun selbst aufbringen.

Von Marianthi Milona |
    Evi Spiropoulou ist Mitglied von „Rettet das Wasser“. Diese Bürgerinitiative wehrt sich seit gut drei Jahren gegen die geplante Privatisierung der Wasserwerke von Athen und Thessaloniki. Die bisher kommunal/staatlich betriebenen Unternehmen stehen auf der Verkaufsliste der griechischen Regierung, die Staatseigentum verkaufen muss. Den Verkauf der Wasserwerke hält Eva Spiropoulou dabei aber für den falschen Weg.
    “Die Wasserwerke von Athen und Thessaloniki sind gewinnbringende Unternehmen, sie belasten den Staat keineswegs mit zusätzlichen Schulden. Im Gegenteil: Da der Staat der Haupteigner ist, gewinnt er sogar durch die jährlichen Dividenden.“
    Und deshalb dürfe es keinesfalls verscherbelt werden. Im Kampf gegen die Privatisierung der Athener Wasserwerke arbeitet sie eng mit Odysseas Hilitidis in Thessaloniki zusammen. Er ist Mitglied der Grünen in Griechenland und wissenschaftlicher Mitarbeiter des grünen EU-Abgeordneten in Brüssel.
    “Die Organisation „Rettet das Wasser“ ist gegründet worden, weil bekannt wurde, dass das TAIPED, eine Organisation vergleichbar mit der Treuhand in Deutschland, die griechischen Wasserwerke in Athen und Thessaloniki an private Unternehmer verkaufen wollte. Das war 2010. Wir haben sofort die „Bewegung 136“ gegründet. Denn wir rechneten uns aus, dass wenn alle Bürger Thessalonikis Anteile von der angebotenen Verkaufssumme des Unternehmens kaufen würden, das sind umgerechnet 136 Euro pro Haushalt, dann könnten die Wasserwerke den Bürgern Thessalonikis genauso gut gehören wie einem ausländischen Privatinvestor.“
    Doch die Ideen der griechischen Wasserwerksretter fanden bei den Entscheidungsträgern der Regierung kein offenes Ohr.
    “Wir haben mit der „Bewegung 136“ am Wettbewerb in Thessaloniki teilgenommen. Als die Ausschreibung begann, gab es drei interessierte Privatinvestoren. Unser Antrag ist sofort abgelehnt worden, ohne dass eine Begründung genannt wurde.“
    Odysseas Hilitidis und seine Mannschaft wollen die Ablehnung der Regierung nicht einfach so hinnehmen. Ein Unternehmen wie die Wasserwerke von Thessaloniki mit einem Jahresumsatz von gut 75 Millionen Euro und einem Bruttogewinn von 32,5 Millionen Euro zu verkaufen, das ist für ihn unsinnig. Deshalb forderte er die Gemeinden Thessalonikis zu schnellem Handeln auf und drängt auf eine Bürgerbefragung. Der Wasserpreis steigt, und das in einem Land, in dem die Bürger immer weniger Geld zum Lebensunterhalt zur Verfügung haben.