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Großbritannien und EU
IfW-Ökonom: Zuerst über Freihandelsabkommen für Zölle und Güter verhandeln

Nach der Wahl in Großbritannien spricht vieles für einen raschen EU-Austritt der Briten. Für die danach folgenden Verhandlungen mit der EU über ein neues Abkommen riet der IfW-Ökonom Rolf Langhammer im Dlf, zunächst über die "leichten Dinge" zu sprechen, etwa ein Freihandelsabkommen.

Rolf Langhammer im Gespräch mit Birgid Becker |
Der Vizepräsident des Instituts für Wirtschaft der Universität Kiel, Rolf J. Langhammer, Professor für Wirtschafts- und Entwicklungspolitik, aufgenommen am 27.09.2006 bei der Aufzeichnung der ZDF-Sendung "Nachtstudio" in Berlin. Foto: Karlheinz Schindler +++(c) dpa - Report+++ | Verwendung weltweit
Rolf Langhammer, Institut für Weltwirtschaft Kiel, rät zur Verhandlungsstrategie der kleinen Schritte (dpa-Zentralbild)
Möglichst enge Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien wünscht sich Rolf Langhammer vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel und sagt aber zugleich, dass das für die Briten wohl nicht denkbar sei. Für die Verhandlungen, die nach dem 31.1.2020 bis zum 31.12.2020 geführt werden sollen über das künftige Verhältnis zwischen der EU und den Großbritannien empfiehlt der Ökonom, nach den "niedrig hängenden Früchten" zuerst zu greifen. Zunächst solle über ein Freihandelsabkommen verhandelt werden, das nur Zölle und Güter umfasst, erklärte Langhammer im Deutschlandfunk. So beginne man mit den "leichten Dingen".
Nur Zölle und Güter zum Verhandlungsstart
Dies widerstrebe zwar dem Ziel der EU, keine der so genannten vier Freiheiten – den freien Güter-, Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr – aus den Verhandlungen heraus zu lösen. Wenn man aber versuche, den ganzen Kanon der Probleme aufzufächern, werde man aber sicher nicht in der Lage sein, bis Ende 2020 zu einem Verhandlungsergebnis zu kommen, meinte Langhammer.
Für die Briten sei die Personenfreizügigkeit das größte Problem. Wenn man Schritt für Schritt vorgehe, müsse man daher mit Verhandlungen über den Güterverkehr beginnen. Dort seien "die meisten Gewinne herauszuholen" und der Nutzen für die Unternehmen am größten.
Standards senken? Für die Briten eine Option
Den Verhandlungszeitraum bis Ende 2020 hält Langhammer für zu knapp bemessen. Ökonomische Unsicherheiten würden zum Ende des kommenden Jahres zunehmen, meint der Ökonom.
Langhammer hält die Sorge der EU für berechtigt, dass die Briten künftig versuchen werden, EU-Standards zu unterbieten. Das sei das Pfund, mit dem die Briten vor allem in Verhandlungen mit Drittstaaten wuchern könnten, erklärte er. Zugleich sei die EU aber auf dem Weg, vor allem klimarelevante Standards zu erhöhen, wie der European "Green Deal" zeige. Der wiederum sei "nicht das Lieblingsthema von Boris Johnson". Bei einem Unterbietungswettbewerb werde die EU aber nicht mitspielen.
Persönlich, meinte Langhammer, empfinde er den Brexit als "traurig". Mit den Briten verliere die EU ein wichtiges Mitglied.