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Gründung Nordkoreas vor 70 Jahren
Das letzte geteilte Land des Kalten Krieges

Auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wirken dieser und der Kalte Krieg in Asien nach. Korea ist nach wie vor geteilt - dabei war die Trennung von Nord- und Südkorea ursprünglich als Provisorium geplant. Alles begann mit der Staatsgründung der Demokratischen Volksrepublik Korea am 9. September 1948.

Von Ruth Kirchner |
    Die Fahne Nordkoreas
    Über die Grenzziehung zwischen Nord- und Südkorea wurde mit dem Lineal auf einer Landkarte entschieden (dpa/picture-alliance/Stefan Schaubitzer)
    Jedes Jahr am 9. September pilgern tausende Nordkoreaner zu den gigantischen Bronzestatuen auf dem Mansu-Hügel in Pjöngjang und legen Kränze und Blumen nieder – in Erinnerung an die Staatsgründung und den ersten und, wie es offiziell heißt, "ewigen Präsidenten" Kim Il-sung.
    Das koreanische Staatsfernsehen berichtet ausführlich. Denn in Nordkorea ist Gedenken und Führer-Verehrung patriotische Pflicht. Bis heute tut man dabei so, als sei die Existenz Nordkoreas allein dem heroischen Befreiungskampf Kim Il-sungs zu verdanken, dem Großvater des heutigen Diktators Kim Yong-un. Dabei war die Staatsgründung und die vorangegangene Teilung der koreanischen Halbinsel - wie die Teilung Deutschlands - vor allem ein Produkt des Kalten Krieges.
    Neue Besatzer statt Freiheit und Unabhängigkeit
    Als Japans Kaiser Hirohito am 15. August 1945 im Radio die japanische Kapitulation ankündigte, endete auch in Asien der Zweite Weltkrieg – und die jahrzehntelange japanische Besetzung der koreanischen Halbinsel. Doch statt Freiheit und Unabhängigkeit bekamen die Koreaner neue Besatzer: Im Norden marschierten sowjetische, im Süden amerikanische Truppen ein. Beide Seiten stießen wie vereinbart bis zum dünn besiedelten 38. Breitengrad vor. Die Trennungslinie zwischen Nord und Süd war von den Amerikanern im Juli bei der Konferenz der Hauptsiegermächte in Potsdam per Federstrich festgelegt worden, sagt Eric Ballbach von der Freien Universität Berlin.
    "Es war Dean Rusk, der spätere amerikanische Außenminister, der damals noch im Militär war, der zusammen mit einem Kollegen genau 30 Minuten Zeit bekommen hatte, einen Plan für die Teilung Koreas auszuarbeiten. Mit einer Landkarte bewaffnet, mit einem Stift und einem Lineal und keinerlei historischen Vorkenntnissen über die koreanische Halbinsel. Die Teilung entlang des 38. Breitengrades ist eigentlich nur so zustande gekommen, damit Seoul, die Hauptstadt, in den Südsektor fällt und man war eigentlich überrascht, dass die Sowjets diesem Plan so schnell zustimmten."
    Teilung war ursprünglich nur als Provisorium gedacht
    Bei der Grenzziehung mit Lineal wurden die Koreaner erst gar nicht gefragt. Allerdings war die Teilung anfangs auch nur als Provisorium gedacht. Aber eine gemeinsame Treuhänderschaft, gesamtkoreanische Wahlen unter UN-Aufsicht, all das wurde zwischen 1945 und 1948 zwar diskutiert, scheiterte aber am wachsenden Misstrauen zwischen Moskau und Washington. Und sowohl die USA als auch die Sowjets schufen Fakten vor Ort: Während die Amerikaner im Süden eine Militärregierung installierten und anti-kommunistische Kräfte stärkten, setzten die Sowjets im Norden auf den jungen Kim Il-sung, der sich im antijapanischen Widerstandskampf einen Namen gemacht hatte und von der Roten Armee ausgebildet worden war. Er trieb den sozialistischen Umbau des Nordens mit sowjetischer Hilfe massiv voran.
    In nordkoreanischen Propaganda-Liedern ist "Der Große Führer Genosse Kim Il-sung" bis heute Vaterfigur der ganzen Nation. Dass er damals Diktator durch Stalins Gnaden wurde und mit skrupellosem Machtwillen seine Führungsrolle ausbaute, wird unter den Tisch gekehrt, sagt Korea-Experte Ballbach.
    "Auch wenn die nordkoreanischen Quellen uns heute glauben machen wollen, dass es nie eine strittige Frage war, dass Kim Il-sung eben der große Führer werden würde, die Realität sah anders aus. Und es war ein langer und teilweise auch blutiger Prozess bis sich Kim Il-sung im Norden dieser Widerstandsgruppen gegen ihn entledigt hatte."
    Staatsgründung ohne viel Pomp
    Die eigentliche Staatsgründung erfolgte dann ohne viel Pomp am 9. September 1948. Angereist war auch eine kleine Delegation aus Moskau. Nur wenige Wochen zuvor hatte sich im Süden offiziell die Republik Korea konstituiert. Dass mit den beiden Staatsgründungen auch die Teilung zementiert wurde, dämpft die jährlichen Feiern zum Jahrestag.
    Kim Jong-un (l.) und Donald Trump
    Trotz des Treffens von US-Präsident Donald Trump und Machthaber Kim Jong-un bleibt Korea das letzte geteilte Land des Kalten Krieges (imago/ZUMA Press/Ministry of Communications)
    Doch den Fall der hermetisch abgeriegelten Grenze zwischen den beiden Koreas haben bislang weder der verlustreiche Koreakrieg noch das Treffen zwischen US-Präsident Trump und Kim Il-sungs Enkelsohn herbeiführen können. Korea bleibt das letzte geteilte Land des Kalten Krieges.