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Grünhelm-Mitarbeiter: Afghanische Bevölkerung ist verängstigt

Auch dieses Mal wird es Wahlfälschungen geben, und die Wähler haben Angst vor den Taliban: Der Deutsch-Afghane Zobair Akhi zeichnet kein optimistisches Bild des heutigen Wahltages in Afghanistan.

    Friedbert Meurer: Jetzt bin ich verbunden mit Zobair Akhi, er ist deutsch-afghanischer Mitarbeiter der Hilfsorganisation Grünhelme in der Provinz Herat, zurzeit aber hier bei uns in Deutschland in Münster und dort begrüße ich ihn jetzt. Guten Tag, Herr Akhi.

    Zobair Akhi: Guten Tag.

    Meurer: Um mit dem letzten Thema anzufangen, wie sehr ist das eine demokratische Wahl heute in Afghanistan?

    Akhi: Von der demokratischen Wahl muss man sehr vorsichtig reden. Man erwartet ja auch nicht so besonders demokratische Ergebnisse, denn vieles wurde bei denen vor fünf Jahren gefälscht und man rechnet schon einfach damit, dass es auch dieses Mal Wahlfälschungen geben wird.

    Meurer: Was bringt denn dann die Wahl?

    Akhi: Die Wahl sind wahrscheinlich die Vorstöße zu einer Demokratie, die wir in den nächsten 10, 20 Jahren haben werden. Das ist wahrscheinlich jetzt erst mal der Anfang. Damit findet man sich ab, dass es auch Wahlfälschungen geben wird. Es wird aber hoffentlich die Zukunft sein, dass es in den nächsten 5 oder 10 Jahren doch etwas mehr Demokratie geben wird.

    Meurer: Als Sie zuletzt in der Provinz Herat waren, wie haben Sie das wahrgenommen, wie sehr die Menschen interessiert und bereit sind, an den Wahlen teilzunehmen?

    Akhi: Die Menschen sind sehr gespannt auf die Ergebnisse dieser Wahl. Zum größten Teil sind sie mit der jetzigen Regierung, mit der Arbeit der jetzigen Regierung nicht zufrieden. Aber viele rechnen auch schon damit, dass es wieder die gleiche Regierung sein wird, dass Hamid Karzai die Wahlen gewinnen wird. Ob es demokratisch ist oder nicht, wird sich dann herausstellen, aber auf jeden Fall hofft man, dass durch die neue Regierung etwas mehr Ruhe im Lande herrscht, dass diese Wahlphase vorbei ist, weil in den letzten 4, 5 Wochen oder zwei Monaten gab es wie gesagt viele Unruhen auch wegen der Vorbereitung der Wahl und man ist einfach darauf gespannt, was jetzt kommt, und man hofft, dass wieder etwas mehr Ruhe ins Land kommt.

    Meurer: Wie war das in der Provinz Herat mit den Unruhen? Was ist da passiert?

    Akhi: Da gab es angeblich auch viele Attentate, Selbstmordattentate in den letzten zwei Wochen, wo ich nicht in Herat war. Die Menschen sind aber einfach nervös, auch nervös vor diesem Wahltag, was jetzt heute dort geschieht. Viele sind einfach beängstigt durch die Propaganda der Taliban oder der Regierungsgegner und sie hoffen, dass der Tag doch irgendwie vorbei geht.

    Meurer: Sie bauen ja in der Provinz Herat für die Grünhelme Schulen. Wie sehr wird das von den Taliban erschwert und bedroht?

    Akhi: Wir Grünhelme arbeiten im Großen und Ganzen auf dem Land, ganz weit von den Großstädten entfernt, und dort in der Provinz Herat haben wir wenig mit den Taliban und Regierungsgegnern zu tun, denn wir bauen mit den Menschen in den jeweiligen Dörfern und kleinen Städten die Schulen. Von A bis Z sind wir mit denen in Kontakt und arbeiten zusammen. Von daher haben wir noch nie große Probleme diesbezüglich gehabt.

    Meurer: Die Wahlen heute in Afghanistan, darüber sprach ich mit Zobair Akhi von der Hilfsorganisation Grünhelme. Besten Dank, Herr Akhi, und auf Wiederhören.

    Akhi: Auf Wiederhören.