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Grundschulen
Corona-Pool-Tests gelten als kindgerecht, unkompliziert und sicher

Lutschen statt Abstrich: Ein Kölner Forschungsteam führt sogenannte Pool-Testungen durch, bei dem die Proben aller Kinder zusammen mit nur einem PCR-Test ausgewertet werden. Das spare Zeit und Geld – und die "Lolly-Methode" sei angenehmer als ein Schnelltest. Auch die Lehrkräfte profitierten.

Von Friederike Müllender | 11.03.2021
Ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes hält ein Coronavirus-Teststäbchen für die Speichelprobe.
An einem Teststäbchen zu nuckeln, ist für Kinder angenehmer, als einen Rachenabstrich zu erhalten (dpa / picture alliance / Andreas Arnold)
Es ist kurz nach acht, die erste Stunde in der Gemeinschaftsgrundschule Pfälzer Straße hat gerade angefangen. Mit Abstand und Maske sitzen die Schülerinnen und Schüler im Klassenraum verteilt. Auf jedem Sitzplatz stehen kleine Flaschen mit Desinfektionsmitteln für die Hände. Auf dem Stundenplan steht für die Erstklässler Englisch.
Nach der ersten Hälfte des Unterrichts klopft es jedoch an der Tür und drei Personen in blauer Schutzkleidung betreten den Klassenraum. Es ist das Forschungsteam der Kölner Uniklinik. Moritz und Elsa wissen wie die anderen Kinder in der Klasse sofort, was zu tun ist
"Man kriegt das Stäbchen, macht es auf und lutscht dran."
"Wenn man einfach drauf rum nuckelt, ist das viel besser als der Rachenabstrich, der Test ist an sich ganz kurz, schmeckt halt nur nicht besonders gut."

Lolly-Test ähnlich sicher wie Rachenabstrich

Der sogenannte Lolly-Test ist Teil der B-Fast Studie der Unikliniken. Ziel der Studie ist es, Konzepte für Schulen zu entwickeln, wie sie regelmäßige Tests durchführen können. Die sollen von Kindern und Eltern akzeptiert werden und unkompliziert sein in der Anwendung, erklärt Studienärztin Jana Schönenkorb der Uniklinik Köln.
"Das funktioniert so, dass wir jetzt in zwei Testphasen jeweils drei Wochen an die Schulen gekommen sind und die Schüler zwei- oder dreimal in der Woche getestet haben. Und wir haben verschiedene Proben-Entnahme-Strategien verwendet, also zum einen hier in den Grundschulen den Wangen Abstrich. Da geht man mit dem Tupfer einfach an die Innenseite der Wange und gewinnt so Speichel. Und die andere Methode war die Lolly-Methode. Da haben wir den Tupfer den Kindern in die Hand gegeben und die durften dann für 15 Sekunden darauf rum lutschen wie auf einem Lolli. Diese Speichelprobe hat sich mittlerweile erwiesen, dass das genauso sicher ist oder annähernd so sicher ist wie der Rachenabstrich."

Pool-Test spart Zeit und Geld

Im Anschluss werden die Proben der Kinder in einer speziellen Transporthülle eingesammelt und im Labor zusammen auf Corona getestet. Bei diesem sogenannten Pool-Test ist dabei nur ein PCR Test nötig, der auf alle Speichelproben der Kinder gleichzeitig angewandt wird
"Das heißt, wir machen nur einen PCR Test und wenn das Ergebnis dieses Tests negativ ist, dann heißt das, dass kein Kind aus der Klasse das Coronavirus in sich trägt. Wenn das Ergebnis positiv ist, müssen wir nochmal die Schüler einzeln testen."
Diese Art der Testung spart Zeit und Geld. Die Speichelproben der Kinder sind dabei anonym. Es ist nur klar, zu welcher Klasse das Kind gehört. Warum die Kinder auf dem Wattestäbchen nuckeln sollen, wissen sie genau, erklärt die 7-jährige Juna.
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Sicherheit auch für die Lehrkräfte

Auch die Lehrerinnen und Lehrer der Schule machen mit bei der Studie. Auch sie werden regelmäßig getestet. Anders als bei den Schülerinnen und Schülern wird bei ihnen zusätzlich ein Rachenabstrich gemacht, der mit Namen versehen wird.
Sollte die Pool-Testung der Lehrkräfte also ein positives Ergebnis haben, kann in einem zweiten Schritt sofort überprüft werden, welche Lehrkraft Corona hat. Die Ergebnisse gibt es immer am selben Tag.
"Die Ärztinnen haben meine Handynummer und schicken mir dann, das ist für mich beruhigend - auch wenn dann mal ein Testergebnis spät kommt, sag ich mal - aber ich brauche nie mit einer Ungewissheit in den nächsten Schultag zu gehen. Also ich hab in der Regel immer spätestens 18 Uhr die Ergebnisse und das ist noch ein Punkt: Ich leite das dann auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter und die kommen einfach beruhigt dann zur Schule", sagt Schulleiterin Elsa Trapp-Schwering.

Lolly-Methode besser als Schnelltests

Als sie die Chance bekommt bei der Studie mitzumachen, zögert sie keine Sekunde, denn für sie sind die Tests mit der Lolly-Methode eine wirkliche Perspektive - viel mehr, als Schnelltest es sind.
"Ich möchte auch ehrlich gesagt lieber so eine Lolly -Methode an der Schule haben, als so Schnelltests durchzuführen. Das traue ich mir als Pädagogin und nicht medizinisch Ausgebildete nicht zu. Und ich möchte die Verantwortung für die Schule so nicht übernehmen. Aber mit dem Lolly würde ich die Verantwortung sofort übernehmen und sagen: Das kriegen wir hin! Und das ist so einfach."
Und: Durch eine so engmaschige Testung kann dann auch verhindert werden, dass ganze Klassen oder große Teile vom Kollegium in Quarantäne geschickt werden, wenn sie direkten Kontakt mit einer corona-positiven Person hatten.

Nachfolgeprojekt ohne Studienpersonal

Weil die B-Fast Studie so vielversprechend gestartet ist, gibt es in Köln seit dieser Woche bereits an 22 Schulen das Nachfolgeprojekt "Schoko".
"Der Unterschied zum B-Fast Projekt ist, dass die Schulen da sehr autark arbeiten. Das heißt, sie bekommen von der Uniklinik nur das Material geliefert und die Lehrer sind dann verantwortlich für die Tests. Es gibt kein Studienpersonal vor Ort und damit soll das sozusagen für die breitere Masse zugänglich gemacht werden."