Donnerstag, 02. Mai 2024

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Kölner Forum für Journalismuskritik
Günter-Wallraff-Preis in Abwesenheit an Nawalny verliehen

Der russische Publizist und Oppositionelle Nawalny ist in Abwesenheit mit dem Günter-Wallraff-Preis für Pressefreiheit und Menschenrechte ausgezeichnet worden. Georgij Alburow, ein enger Mitarbeiter Nawalnys, nahm die Auszeichnung bei einer Veranstaltung im Deutschlandfunk stellvertretend entgegen.

03.05.2023
    Georgij Alburow, ein enger Mitarbeiter von Alexey Nawalny, nimmt für diesen den Günter-Wallraff-Preis im Rahmen des Forums für Journalismuskritik in Köln entgegen.
    Georgij Alburow, ein enger Mitarbeiter von Alexey Nawalny, nimmt für diesen den Günter-Wallraff-Preis im Rahmen des Forums für Journalismuskritik in Köln entgegen. (Thomas Kujawinski / Deutschlandfunk)
    Er berichtete von Nawalnys Haftbedingungen und nannte diese "folterähnlich": Seinen Angaben zufolge lebt Nawalny in einer rund sechs Quadratmeter großen dunklen Zelle. Seit Bett muss tagsüber an die Wand gelehnt werden. Er könne also wählen zwischen stehen, auf dem Boden sitzen oder auf einem kalten Metallschemel zu hocken. Er verfüge über kein warmes Wasser. Ihm werde medizinische Hilfe verwehrt ebenso wie vertrauliche Gespräche mit seinem Anwalt oder Familienbesuch. Alburow betonte, es gebe kein Menschenrecht, dessen man Nawalny noch nicht beraubt hätte. Man danke allen, die nicht schweigen und die Aufmerksamkeit auf diese Zustände lenkten.
    Chefredakteurin Wentzien sagte in ihrer Laudatio, die Veröffentlichungen Nawalnys und seiner Mitstreiter im "Fonds für Korruptionsbekämpfung" machten sichtbar, was sich hinter hohen Mauern im "System Putin" an Korruption und geheimen Reichtümern verberge. Aufklären, sichtbar machen, offenlegen, Wissen liefern und Verstehen ermöglichen - das sei Sauerstoff in einem geknechteten Land und das sei Mut.
    Der frühere Bundesinnenminister Baum sagte mit Blick auf andere politische Gefangene etwa in Belarus, er sei froh, dass dieser Preis in Richtung dieser mutigen Männer und Frauen verliehen werde. Er nannte den russischen Präsidenten Putin einen Diktator und die russische Regierung eine "Staatsmafia". Mit Verweis auf den Krieg gegen die Ukraine sagte Baum, man müsse aufpassen, dass man nicht von einer Friedenssehnsucht weggeschwemmt werde und das unterlasse, was jetzt dringen notwendig sei: die Verteidigung der Demokratie.
    Die nach dem Investigativjournalisten Günter Wallraff benannte Ehrung wird von der Initiative Nachrichtenaufklärung verliehen. Wallraff selbst sagte bei der Preisverleihung, in Nawalnys Heimat versucht man, den Oppositionellen im Straflager durch Isolationshaft und immer neue Strafen, Schikanen und vermutlich heimtückische bakterielle Vergiftung schleichend zu töten. Öffentlichkeit und weltweite Anteilnahme an seinem Schicksal demaskierten das russische Unrechtsrechtsregime von innen und seien Nawalny Bestärkung und womöglich Lebensversicherung zugleich.
    Nawalny befindet sich seit mehr als zwei Jahren in einem Straflager. Ein russisches Gericht hatte ihn wegen angeblichen Betrugs verurteilt. International gilt der prominente Putin-Gegner als politischer Gefangener.
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    Diese Nachricht wurde am 03.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.