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Gute Noten für Niedersachsens Hochschulfinanzierung

Die Grundfinanzierung der Hochschulen werde in Niedersachsen durch mehrjährige Zukunftsverträge mit dem Land verlässlich gesichert, lobt die Arbeitsgruppe, die das Hochschulfinanzierungs- system des Bundeslandes untersucht hat.

Von Susanne Schrammar | 30.03.2012
    Dass externe Fachleute das Hochschulfinanzierungssystem eines Bundeslandes auf Wunsch der jeweiligen Landesregierung unter die Lupe nehmen, ist nicht ungewöhnlich. Im Fall Niedersachsen jedoch hat die Arbeitsgruppe unter der Leitung des Gemeinnützigen Centrums für Hochschulentwicklung, kurz CHE, nicht nur trockene Daten über das staatliche Finanzierungssystem ausgewertet. Hier wurden - und das ist nicht immer üblich - auch die befragt, die es betrifft: die niedersächsischen Hochschulen und vor allem ihre Präsidenten und Rektoren. Auf Wunsch von Niedersachsens Wissenschaftsministerin Johanna Wanka, CDU, die selbst jahrelang Erfahrungen als Rektorin einer Hochschule hat.

    "Also, da hat man das gehasst, wenn etwas von oben - von oben, also Ministerium, was wir jetzt sind - kam und Horden von Gutachterkommissionen mit immer wieder unterschiedlichen Empfehlungen, ohne dass die Betroffenen richtig einbezogen wurden und deswegen, weil ich selbst nicht so positive Erfahrungen habe, ist mir das sehr wichtig."

    Gerecht und transparent sollte es dabei zugehen, so Wanka und am Ende kam eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme heraus, die der Wissenschaftsministerin im bevorstehenden Landtagswahlkamp in Niedersachsen gut zu Gesicht stehen dürfte: Die unabhängige Kommission stellt dem Land Niedersachsen ein relativ gutes Zeugnis aus. Frank Ziegele vom Centrum für Hochschulentwicklung:

    "Der Grundtenor unserer Analyse ist: Nachsteuern nicht umsteuern. Also, Niedersachsen ist auf einem guten Weg mit dem Hochschulfinanzierungssystem: Die Autonomie ist hoch, die Planungssicherheit ist hoch, die Leistungsorientierung des Systems ist hoch. Also, es gibt Leistungsindikatoren, nach denen richten sich die Hochschulen und steigern ihre Leistung - all das ist ok."

    Die Grundfinanzierung der Hochschulen werde in Niedersachsen durch mehrjährige Zukunftsverträge mit dem Land verlässlich gesichert, heißt es. Dass die Landesregierung zehn Prozent der Haushaltsmittel zudem leistungsorientiert verteile, um die Forschungsaktivitäten zu stärken, bewertete die Kommission ebenfalls positiv, genau wie das Geld für viele neue Studienplätze für Studienanfänger (die hohe Zahl zusätzlicher Studienanfängerplätze), das Niedersachsen im Rahmen des Hochschulpaktes zur Verfügung gestellt habe.

    Bei der Befragung der Hochschulleitungen kam zudem heraus, dass die Studiengebühren in Niedersachsen im bundesweiten Wettbewerb als Vorteil empfunden würden. Die Experten sehen jedoch auch Verbesserungspotenzial, zum Beispiel müsse die Grundfinanzierung der Hochschulen im Land häufiger überprüft werden.

    "Wir schlagen vor, alle vier bis fünf Jahre mal bei allen Hochschulen drauf zu schauen: Wie haben sich die Studentenzahlen entwickelt, wie haben sich zum Beispiel die Flächen, die Gebäude entwickelt und je nachdem, ob hier Zuwächse sind oder nicht, müssen Finanzierungen korrigiert werden."

    Einen weiteren Schwachpunkt in der niedersächsischen Hochschulfinanzierung sehen die Fachleute in der Bauunterhaltung. Das Geld, das in die Instandhaltung der Hochschulgebäude fließe, sei in Niedersachsen - wie übrigens auch in anderen westlichen Bundesländern - zu gering, sagt Frank Ziegele. Um spätere hohe Sanierungskosten zu vermeiden, sollte die Landesregierung daher mehr in den Unterhalt stecken, selbst wenn dies zu Lasten geplanter Neubauten ginge.

    Die niedersächsische Hochschulkonferenz hat die Bestandsaufnahme und die daraus entstandenen Empfehlungen heute begrüßt. Auch Wissenschaftsministerin Wanka zeigte sich zufrieden. Doch ob und wann die Vorschläge umgesetzt werden, ist in Niedersachsen - ein Dreivierteljahr vor der Wahl, da sind Politiker erfahrungsgemäß vorsichtig mit weitreichenden Plänen - noch ungewiss. Zunächst einmal sollen die Ergebnisse mit den Hochschulen diskutiert werden, kündigte Johanna Wanka an.

    "Wir werden jetzt einen Plan machen, was setzen wir um, und dann einen Zeitplan, zu welchem Zeitpunkt, weil Hochschulen sind große Tanker, da kann man nicht von heute auf morgen riesige Schwankungen in den Etats produzieren."