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Hafen der Düfte

Seit der Weltenbummler Richard Mason seine Liebe in Hongkong fand, flossen die Tränen vieler durch das Perlflussdelta, während auf dem Festland die größte Baustelle der Welt entstand.

Von Jochanan Shelliem | 23.06.2007
    Im Jahr des Schweins werden in Hongkong mehr Babies geboren werden. Das Tierkreiszeichen deutet auf Glück. Marc Faber, heute Multimillionär erzählt, wie sich die Stadt verändert hat. Was ist aus RTHK geworden, dem britischen Sender mit investigativem Know-how und Understatement? Nury Vittachi lebt noch immer in Hongkong, er schreibt Romane voller Wahrheit über das Leben in der Region und ganz zum Schluss rettet sein Alter Ego stets mit Feng-Shui und Pin-up-Assistentin versiert die Welt.
    Machtmenschen wie Chris Murray kommen zu Wort, ehedem die rechte Hand des Königsmachers Lee Ka Shin, der mit Plastikblumen angefangen hat und heute ein globales Satellitennetz besitzt. Mit Filmemachern, Feuilletonisten flanieren wir über diesen multilingualen Hafen der Düfte. Jochanan Shelliem war 1997 in Hongkong und begleitet uns zehn Jahre später wieder in einer Langen Nacht durch diese Stadt.

    Wikipedia: Hongkong
    Die offiziellen Seiten:

    Offizielle Seite Hongkong
    Discover Hongkong (deutsche Seite)
    Auswärtiges Amt: Hongkong
    Das Goethe-Institut in Hongkong
    Das deutsche Generalkonsulat in Hongkong
    Auszug aus der Sendung:
    Wo waren Sie vor zehn Jahren? Was haben Sie gewollt, was ging Ihnen verloren? Was ist seither geschehen? Da man sich selbst am klarsten sieht, wenn man weit in die Ferne blickt, sehen wir sechs Stunden und ein Jahrzehnt zurück, senden den Blick in dieser Langen Nacht nach Hongkong, jene Kronkolonie, die 1997 ihre Herrschaft wechselte. Die frechste Edelfeder dieses Affenfelsens, Nury Vittachi, der unkündbare Kolumnist der unter Rule Brittania renommierten South China Morning Post berichtet, wie es ihm in seit der Wende am Perlfluss ergangen ist. Die größte Mitgift seit Kleopatra gäben die Engländer den Chinesen klagte das Feuilleton. Der Löwe ging, der Drache kehrt zurück, nach 99 Jahren mit einer Garotte für die goldene Gans. Die letzten Tage der Kronkolonie mobilisierten vor zehn Jahren alle Schwesternationen der Drogendealer von einst - wir lassen ihre unverhohlene Bewunderung für das aus nacktem Fels emporgestiegene Refugium des Kapitals Revue passieren. Insofern wird die Lange Nacht den Huren und den Stubenhockern mit dem Freierblick gehören, den Astronauten, U-Bahn-Bauern, Dissidenten, Millio- ach was sag ich: Milliardären, die sich mit Erfolg auf der Champagnerkrone des Taifunbedrohten Kapitalgeysirs behaupten konnten - oder auch nicht. Dazu Jobtipps: Wie man als Fremdenlegionär ganz ohne Ausbildung zum Chefberater der Deutschen Bank in Hongkong werden kann, wie der Börsenspekulant und Multimillionär Marc Faber 1997 die Zukunft der Pirateninsel sah mit Seitenblick auf die Schwestern von Suzie Wong vom New World Tower aus, unweit der Bank of China, wie man mit Schwarzgeld Filme drehen kann, die goldene Bären aufgehalst bekommen und warum die Lyrikerin Frau Ho Ärger bekam, davon wird jetzt erzählt, doch wer wird sich einen Fernreisenden wie Nury Vittachi entgehen lassen wollen, wenn der auf Leserkaperfahrt durch Deutschland reist, vor zehn Jahren war der polyglotte Inder aus Sri Lanka eine Institution in Hongkong.

    Nury Vittachi wurde 1958 (laut anderen Quellen 1959) in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, geboren. Sein Vater musste als Regimekritiker unter Todesdrohungen aus Ceylon fliehen und strandete mit seiner Familie völlig mittellos in Singapur. Seine Schulbildung erhielt Nury Vittachi schließlich in England, und sein journalistisches Handwerk lernte er in der Londoner Fleet Street.
    Krimi-Couch.de: Nury Vittachi
    Krimi-Forum.de: Nury Vittachi
    Nury Vittachi
    Shanghai Dinner
    Der Fengshui-Detektiv rettet die Welt.
    2006 Unionsverlag
    Vor genau einer Woche hat C. F. Wong eine Zweigstelle in Shanghai eröffnet. In der Hauptstadt des Turbokapitalismus will er mit Fengshui-Beratungen leichtes Geld verdienen und die schönen Dinge des Lebens genießen. Mit von der Partie sind seine junge Assistentin Joyce und die chaotische Sekretärin Winnie Lim.
    Leider hat C. F. Wong aber nicht bedacht, dass die verrückte Riesenmetropole ihr eigenes Karma besitzt ... Einer zerstörerischen Abrissbirne können die drei gerade noch entkommen. Doch dann bleiben sie im größten Verkehrsstau stecken, den Shanghai je erlebt hat: Der amerikanische Präsident wird erwartet, vegane Terroristen sind in der Stadt und mitten im Zentrum treibt sich ein weißer Elefant herum.
    C. F. Wong hat keine Wahl: Er muss die Welt und Shanghai retten.
    Deutsche Welle: Shanghai Dinner
    Nury Vittachi
    Der Fengshui-Detektiv
    2003 Unionsverlag
    Der Fengshui-Detektiv
    Nur aus Gefälligkeit nimmt der Fengshui-Meister C.F. Wong die siebzehnjährige Australierin Jo als Praktikantin in seinem Fengshui-Büro in Singapur. Aber dass Jo nicht mit ein wenig Ablage zufrieden zu stellen ist, damit hat er nicht gerechnet. Ebenso überraschend stellt sich heraus, dass bei seinen Aufträgen jeweils mehr hinter dem schlechten Fengshui steckt . Trotz aller Missverständnisse werden die vorlaute Jo und der mürrische Wong ein unschlagbares Team. Mit britischem Humor, asiatischer Philosophie und gesundem Menschenverstand wenden die beiden auch noch das schlechteste Fengshui zum Guten.
    Weiterlesen: Krimi-Couch.de: Der Fengshui-Detektiv

    Marc Faber
    Zukunftsmarkt Asien
    Die Wiederentdeckung der asiatischen Märkte.
    2004 FinanzBuch
    Die Welt wächst zusammen, Asien rückt näher - und nur wer die Zusammenhänge kennt, kann von der neuen Situation profitieren. Der renommierte Investmentberater Marc Faber macht sich in seinem neuen Buch auf den Weg "das Gold von morgen "zu finden, den Markt der Zukunft. Der Autor hebt in seinem Buch einige Veränderungen, die eintreten könnten hervor, basierend auf historischen Ereignissen und teilweise auf aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen. Dieses Buch handelt nicht davon, wirtschaftliche Desaster oder kolossale Booms vorherzusagen, sondern davon, Möglichkeiten in einer Welt hervorzuheben, deren wirtschaftliche, politische und sozialen Bedingungen sich laufend verändern und mit schnelleren Transportmitteln, schneller Kommunikation und einfacheren Zugang zu Information beschleunigen. Marc Faber kombiniert seine Beobachtungen der aktuellen weltweiten Begebenheiten mit persönlichen Investmenterfahrungen, sowie Wirtschaftsgeschichten und -theorien. Er analysiert einige langfristige Investmentthemen und versucht einige vorsichtige Prognosen über wahrscheinliche wirtschaftliche und finanzielle Trends abzugeben.

    Marc Faber - Der Schweizer Investmentguru mit Sitz in Hong Kong wird von Fans für seinen Börsenbrief "The Gloom, Boom & Doom Report" verehrt und von Spöttern als "Dr. Doom", der Untergangsprophet, bezeichnet: Manager Magazin: Marc Faber
    Börse ARD.de: Marc Faber - immer den Crash vor Augen
    Zopf, Jeans und ausgefallene Ideen. Der Schweizer Investmentguru Marc Faber hat seine Andersartigkeit kultiviert. Er sagt in einfachen Worten, was viele Experten nicht glauben wollen.
    Auszug aus der Sendung:
    Autor: Als ich vor der Machtübergabe mit den britischen Kollegen von RTHK in Hongkong sprach, spürte ich bei vielen Angst, die Angst vor einer ungewissen Zukunft, Angst vor Zensur, die Festlandsflüchtlinge teilten diese Ängste, wohin sollten jetzt Dissidenten fliehen, wenn China zu ihnen kommen würde. Alljährlich hatte es bis dahin Demonstrationen gegen das Massaker am Platz des Himmlischen Friedens in Peking gegeben. Wie hat sich die öffentliche Atmosphäre in Hongkong verändert ?
    Nury Vittachi: Sie hat sich verändert. Im Schutz der britischen Gesetze haben wir uns sicher gefühlt. Diese Sicherheit verrann. Das chinesische Recht ist ein schreckliches System. Da gibt es keine Gerechtigkeit. Insofern wuchs die Unsicherheit. Gleichzeitig hatte diese Situation auch ihre witzigen Seiten. Die Regierung in Peking verhielt sich anständig. Man hat nicht eingegriffen. Unglücklicherweise provozierte das die Führer von Hongkong.
    Autor: Was taten sie?
    Nury Vittachi: Sie begannen sich zu fragen, was sich Peking wünschen würde und die
    Geschäftsleute kannten gar kein Pardon.
    Autor: Was taten die?
    Nury Vittachi: Hongkong verlor seinen Humor. Alle Zeitungen stellten ihre Cartoons ein. Die Glossen verschwanden, es wurden einfach keine mehr gedruckt. Und wenn es Kommentare gab, war es eine lauwarme Hofberichterstattung über die Befindlichkeit unserer großen Führer. Eine der berühmtesten chinesischen Zeitungen, die für ihren seriösen Journalismus bekannt gewesen war, brachte Leitartikel wie: "Lassen Sie sich die Haare schneiden, wie unserer großen Führer" Das schien mir das Ende der Pressefreiheit zu sein.
    Radio Television Hong Kong (RTHK)
    Filmtipp:
    Die Welt der Suzie Wong
    USA 1960 - Regie: Richard Quine
    Liebesdrama
    Architekt Robert Lomax will sich in Hongkong als Maler durchschlagen. Er bittet die Prostituierte Suzie Wong für ihn Modell zu stehen. Dabei verliebt er sich in das reizende Mädchen. Doch Bankierstochter Kay hat ebenfalls ein Auge auf Robert geworfen.
    Buchtipp:
    Eindrücke und Erfahrungen aus der Zeit, als er in Hongkong lebte, inspirierten Richard Mason zu dem Roman Suzie Wong, der 1960 mit William Holden und Nancy Kwan in den Hauptrollen verfilmt wurde.

    Richard Mason
    Suzie Wong
    Heyne Verlag
    München 2001.
    Mitte der Fünfziger in Hongkong in ein Bordell einzuchecken, war vermutlich die weitreichendste Entscheidung, die der Star-Autor Richard Mason jemals getroffen hat. Denn dort hat er nicht nur all die Prostituierten und Matrosen kennen gelernt, die Hongkong entscheidend geprägt haben. Sondern er hat sich auch in Suzie Wong verliebt: eine Legende! Mit dieser Liebesgeschichte über einen englischen Künstler und eine chinesische Prostituierte hat Richard Mason ein Meisterwerk geschaffen, das mehrere Millionen mal über den Ladentisch ging, natürlich auch auf diversen Schwarzmärkten. Denn Anfang der Sechziger hat die Paramount-Verfilmung "The World of Suzie Wong" einen gewaltigen Skandal ausgelöst. Deshalb ist "Suzie Wong" heute nicht nur ein Klassiker, sondern Pflichtlektüre für alle, die Hong Kong verstehen wollen. (ah)

    Wikipedia: Richard Mason

    Zitat aus der Sendung:
    Asia 2000 heißt der Verlag, den der Vietnamveteran Michael Morrow gegründet hat, den der Krieg in der damals noch französische Kolonie erst zum Frontjournalisten machte und später zum Verleger, der sich mit interaktiven Multimediaprogrammen das Geld für Gedichte verdient, wie die von Louise Ho, die Ärger kriegen wird für ihre veröffentlichten Erinnerungen an den 4. Juni 1989.
    Asia 2000 Manifesto
    Zitat aus der Sendung
    Nury Vittachi: Der größte Teil der Kommunikation spielt sich auf Englisch ab, auch wenn es sich in Asien größtenteils um Geschäftsenglisch handelt. Doch das Englisch, dass wir Asiaten aus Schulbüchern lernen, ist ein ganz anderes Englisch als das, was die Leute im Wester spricht. Nehmen wir die häufigsten Worte. Haya sagen die meisten Menschen im Westen, wenn sie einander treffen. Und Seeya, wenn sie sich verabschieden. Diese Formeln finden sich in keinem Textbuch in ganz Asien. Herr Wong versucht mit seiner Assistentin, einem westlichen Mädchen von etwa zwanzig Jahren zu kommunizieren. Eines Tages gelingt es ihm zu ermitteln, dass ihr Ausdruck für Yes - Whatever -ist. "Was auch immer". Das steht in keinem seiner Bücher, sie hätte Ja sagen sollen und nicht Naja. Statt Nein, sagt Joyce "Als ob", wobei man wissen muss, dass westliche Ironie für Asiaten ein Buch mit sieben Siegeln ist. Warum sollte Als ob für Nein stehen. In meinen Büchern geht es mir um die Stolpersteine dieser Kommunikation. Im Osten kennt man keine Ironie. Als ich in meiner Kolumne einmal schrieb: "Die Hälfte aller Geschäftsleute an der Börse von Hongkong sind Gauner." Ich wurde verwarnt. Wütende Leser hatten angerufen. Ich musste also eine Richtigstellung schreiben. So schrieb ich am nächsten Tag: "Die Hälfte all der Leute an der Börse in Hongkong sind keine Diebe." Es gab keine Beschwerden. Sie haben die Ironie des Satzes nicht bemerkt.
    Autor: Wie würde Ihr Fazit aussehen, zehn Jahre nach dem Handover.
    Nury Vittachi: Hongkong zeichnet sich immer noch durch diesen wundervolle Melange zwischen westlichen und östlichen Tugenden aus. In Hongkong wird auf wertvolle Weise demonstriert, wie eine chinesische Gesellschaft westliche Elemente adoptieren und sich zu eigen machen und damit versehen, dem Westen gegenübertreten kann. Und das ist ein sehr wichtiges Phänomen, bedenken Sie in China lebt ein großer Teil der Weltbevölkerung und wir alle müssen lernen, wie die Chinesen denken und wie China funktioniert. Wir müssen es.

    Weitere Buchtipps:
    Steve Fallon
    Hong Kong Encounter
    2007 Lonely Planet Publications
    Oliver Fülling
    Hongkong
    2007 DuMont Reiseverlag