
Seit dem Teilrückzug der israelischen Armee und dem Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen gibt es Berichte über Schießereien zwischen Einheiten der Hamas und rivalisierenden Banden. Die Terrorgruppe verbreitete außerdem Videos, auf denen zu sehen ist, wie Hamas-Kämpfer auf der Straße knieende Männer aus nächster Nähe erschießen. Die Hamas wirft den Hingerichteten vor, mit Israel zusammengearbeitet zu haben. Einwohner berichten zudem, bewaffnete Mitglieder der Miliz patrouillierten durch die Straßen in Gegenden, in denen zuvor die israelische Armee stationiert war.
Hamas-Gewalt mit Zustimmung der USA
Die Hamas versuche, sich im Gazastreifen wieder als Ordnungsmacht zu etablieren, sagte Dlf-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler. Die in Sozialen Medien verbreiteten Aufnahmen von Hinrichtungen seien das Gegenteil von dem, was im Friedensabkommen vereinbart worden sei, wonach die Hamas entwaffnet werden und im Gazastreifen keine Rolle mehr spielen solle.
Doch in ihrem Vorgehen erhält die Hamas die Zustimmung der USA. Präsident Trump erklärte in Washington, die Hinrichtungen störten ihn überhaupt nicht. Es handele sich um "sehr schlimme Banden", gegen die die Hamas hart durchgreife.
Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte hingegen die Exekutionen. Dutzende Zivilisten seien dabei ohne Gerichtsverfahren getötet worden, hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur Wafa aus dem Amt von Palästinenserpräsident Abbas. Es handele sich um "abscheuliche Verbrechen", die unter keinen Umständen zu rechtfertigen seien.
Linken-Vorsitzender van Aken: "Die Hamas muss weg"
Der Linken-Vorsitzende van Aken sagte im Deutschlandfunk, es sei eindeutig, dass die Hamas mit Terror das entstandene Machtvakuum im Gazastreifen füllen wolle. Diese Situation sei untragbar und den Umständen geschuldet, dass keine konkrete Waffenstillstandsvereinbarung getroffen worden sei. Angesichts der jüngsten Äußerungen von US-Präsident Trump sei noch nicht einmal klar, was unter einer Entwaffnung der Hamas überhaupt zu verstehen sei. Van Aken verlangte einen sofortigen Plan, um im Gazastreifen wieder vernünftige Strukturen aufzubauen. In anderen Konflikten habe sich bewährt, dass eine Waffenruhe von Blauhelmsoldaten überwacht werde. Mit der Hamas könne es keinen dauerhaften Frieden geben.
Diese Clans operieren im Gazastreifen
Abu-Shabab-Clan
Jasser Abu Shabab aus der Gegend von Rafah gilt als der prominenteste Anführer eines Clans, der in Konkurrenz zur Hamas steht. Er operiert in einem Teil des südlichen Gazastreifens, der noch von israelischen Streitkräften besetzt ist. Einer Quelle aus seinem Umfeld zufolge hat seine Gruppe Hunderte von Kämpfern rekrutiert. Die Hamas wirft ihm vor, mit Israel zusammenzuarbeiten, was er jedoch bestreitet.
Doghmush-Clan
Der Doghmush-Clan ist einer der größten und mächtigsten im Gazastreifen. Seine Mitglieder gehören verschiedenen palästinensischen Gruppen an. Die Hamas stieß in der Vergangenheit immer wieder mit dem Clan zusammen, der sich weigerte, seine Waffen abzugeben.
Al-Majajda-Clan
Dieser Clan hat sein Zentrum in Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Am Montag veröffentlichte das Oberhaupt des Clans eine Erklärung, in der es die Sicherheitskampagne der Hamas unterstützte und die Clan-Mitglieder zur Kooperation aufrief.
Rami Hellis
Der Hellis-Clan ist ein Zusammenschluss von Kämpfern in Gaza-Stadt, der sich der Hamas widersetzt. Der Clan operiert im Vorort Shejaija, der noch in Teilen unter der Kontrolle der israelischen Armee steht.
Weiterführende Informationen
Diese Nachricht wurde am 15.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.