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Hamburg
Kita-Personal dringend gesucht

Mehr Kitaplätze, mehr Inklusion an den Schulen soll es nach dem Willen der Politik geben. Allein Hamburg will jedes Jahr 500 neue Erzieher und Sozialpädagogen einstellen. Die müssen meist aber erst ausgebildet werden. Das ist nicht einfach, denn der Beruf ist anspruchsvoller geworden.

Von Axel Schröder | 28.02.2019
Kinder einer Kita aus der Hafencity toben auf dem Spielplatz im Baakenpark in der Hafencity in Hamburg. Der Baakenpark erhebt sich als 1,6 Hektar große, künstlich errichtete Halbinsel im Baakenhafen und ist das grüne Herzstück der östlichen HafenCity.
Kinder einer Kita aus der Hamburger Hafencity toben auf dem Spielplatz im Baakenpark. Erzieher werden dringen gesucht (dpa / Christian Charisius)
Das weite Foyer der Hamburger Arbeitsagentur ist brechend voll. Schon um kurz nach zehn, kurz nach Eröffnung der Erzieher-Jobbörse, besser gesagt: Erzieherinnen-Jobbörse, stehen die Interessierten, die Mehrheit sind Frauen, Schlange an den Ständen von Kita-Trägern und Ausbildungsstätten.
"Ich möchte gerne Erzieherin werden. Weil es schon immer mein Traum ist und in der Familie liegt."
"Das wäre eine gute Möglichkeit für mich. Ich würde mich freuen, Arbeit zu finden!"
Seit 2011 ist die Anzahl der in Hamburger Kitas betreuten Kinder um 75 Prozent gestiegen, von 16.000 auf heute 28.000 Kinder. Zusätzlich soll bis zum Jahr 2021 der Betreuungsschlüssel auf 1:4 verbessert werden. Dann sollen im Krippenbereich vier Kinder von einer Fachkraft betreut werden. Jedes Jahr sollen dafür nach dem Willen des Hamburger Senats 500 neue Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden.
Ein ambitioniertes Projekt, so der Chef der Hamburger Arbeitsagentur Sönke Fock:
"Wir haben jetzt schon 250 bis 300 Stellen, die unbesetzt sind. Und zum anderen haben wir natürlich in diesem Beruf den demografischen Wandel, das heißt, da sind auch Tausende beschäftigt, die 55 und älter sind und in absehbarer Zeit ausscheiden werden."
Fachschulen sind mit der Vielzahl der Azubis überfordert
Fock betont, dass sich auch für Erzieherinnen und Erzieher heute Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen. Und vielleicht, so Fock, würden sich die Tarifparteien in den nächsten Jahren auch auf einen noch höheren, als den bislang eher maßvollen Anstieg der Gehälter einigen können. Vier staatliche und eine privat organisierte Fachschulen für Erzieherinnen und Sozialpädagogische Assistenten gibt es in Hamburg. In allen Einrichtungen wurde die Anzahl der Klassen in den letzten Jahren in etwa verdoppelt.
Zusätzlich wurden die Zugangskriterien abgesenkt: Für den Einstieg in die Ausbildung ist nun ein erweiterter erster Schulabschluss nötig. Für diese Azubis verlängert sich dafür die Ausbildung von drei auf dreieinhalb Jahre. Und wer Abitur gemacht hat, muss nicht mehr ein ganzes, sondern nur noch ein viertel Jahr praktische Erfahrungen nachweisen, um eine Erzieherinnenausbildung anzufangen. Die Hamburger Fachschulen sind mit der Vielzahl der Azubis schon heute einigermaßen überfordert, sagt Frederik Siebeneichner vom Kita-Träger "Apoidea". Auch deshalb, weil die Inhalte der Ausbildung heute weitaus anspruchsvoller als noch vor zehn, zwanzig Jahren sind.
"Es geht ganz klar um Methodenkompetenz, es geht ganz klar um Bildungsziele, die man für sich und seine Arbeit formulieren muss. Man muss inhaltlich viel vertiefender arbeiten an pädagogischen Konzepten. Früher, sage ich jetzt mal ganz blöd, war es mehr ein ‚Kindergarten‘, jetzt sind wir als Kita ja eine Bildungseinrichtung."
Frederik Siebeneichner hofft darauf, dass sich in Zukunft mehr Männer für den Erzieherberuf entscheiden und auf diese Weise der Arbeitskräftemangel in diesem Bereich etwas gelindert wird. Aber das wird vermutlich noch dauern, so Siebeneichner:
"Da muss der Mann sich noch ein Stück weit emanzipieren, glaube ich."