Dienstag, 19. März 2024

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Handball-EM 2020
"Solche Situationen können ein Team beflügeln"

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft geht stark ersatzgeschwächt in die EM in Norwegen, Österreich und Schweden. Auch Spielmacher Martin Strobel verzichtet auf das Turnier. Die Gesundheit macht nicht mit. Das große Verletzungspech der DHB-Auswahl müsse aber nicht unbedingt ein Nachteil sein, sagte Strobel im Dlf.

Martin Strobel im Gespräch mit Maximilian Rieger | 05.01.2020
Man sieht den deutschen Handballer Martin Strobel nach einem Treffer gegen Spanien im EM-Finale.
Martin Strobel verzichtet freiwillig auf seine Teilnahme an der Handball-EM im Januar - aufgrund seiner Gesundheit (AFP / Attila Kisbenedek)
Handball-Nationalspieler Martin Strobel hatte Anfang Dezember 2019 seinen freiwilligen Verzicht auf die anstehende Europameisterschaft (9.1. bis 26.1.2020) in Norwegen, Österreich und Schweden erklärt. "Ich hatte das Gefühl, dass das ganze einfach noch zu früh kommt", sagte der Spielmacher der HBW Balingen-Weilstetten im Dlf.
Strobel hatte sich bei der letzten WM im Januar 2019 in Deutschland schwer am linken Knie verletzt: Kreuz- und Innenbandriss. Nach neun Monaten Aufbauarbeit stand er am 20. Oktober erstmals wieder im Kader seines Klubs HBW Balingen-Weilstetten. Seitdem hatte er wieder Einsatzzeiten in der Bundesliga gehabt, aber er entschied sich gegen die Teilnahme an der EM. "In dem Fall habe ich mich für meinen Körper entschieden."
"Extrem viele Verletzungen"
"Im letzten Jahr war es wirklich extrem", nahm Strobel Bezug zum Verletzungspech bei der DHB-Nationalmannschaft. Nach Strobel mussten auch Steffen Weinhold, Fabian Wiede, Tim Suton, Simon Ernst und Franz Semper verletzungsbedingt passen. "Ich kann mich an fast kein Jahr erinnern, in denen so viele und vor allem schwerwiegende Verletzungen dabei waren. Es ist mit Sicherheit so, dass die eine gewisse Regenerationsphase bestimmt die ein oder andere Verletzung hätte verhindern können. Aber manchmal hat man auch einfach nur Pech."
Auf der Spielmacherposition werde Bundestrainer Christian Prokop extrem improvisieren müssen, sagte Strobel. Gerade junge Spieler wie Ernst und Suton hätten bei einem solchen Turnier wichtige Erfahrung sammeln können.
"Es ist schon eine Position, von der viel im Angriff ausgeht", sagte Strobel zur Rolle des Spielmachers. "Man ist sozusagen der verlängerte Arm des Trainers, seine Ideen sollten auf dem Spielfeld umgesetzt werden. Da ist viel Kommunikation und Abstimmung mit den Nebenleuten gefragt. Es ist eine Position von der viel im Angriff ausgeht."
Ähnliche Situation wie vor der EM 2016
Trotz des Verletzungspech schätze er die Chancen für die DHB-Auswahl weiter gut ein. "Solche Situationen können ein Team enger zusammenrücken und beflügeln."
Schon vor der EM 2016 hatte die deutsche Handball-Nationalmannschaft ebenfalls auf zahlreiche Stammspieler verzichten müssen und am Ende völlig überraschend den Titel gewonnen. Manchmal sei dies nicht unbedingt von Nachteil. "Man geht für andere Mannschaften als eine Art Underdog ins Turnier", beschrieb Strobel die Situation. "Viele sehen, dass viele Stammkräfte nicht mit dabei sind und somit - wenn es auch unterbewusst passiert - in den Köpfen anderer runtergestuft wird."
Man müsse sich in der aktuellen Situtaion von "Spiel zu Spiel kämpfen" und auch kleine Erfolge im Spiel gemeinsam feiern, sagte Strobel.