Donnerstag, 16. Mai 2024

Turnier in Deutschland
Alles Wichtige zum Start der EM

Am 10. Januar startet die Handball-Europameisterschaft 2024 mit Deutschland als Gastgeber. Das Wichtigste zur Handball-EM 2024 im "Jahrzehnt des Handballs" auf einen Blick.

Von Raffael Reisdorf und Julian Tilders | 10.01.2024
    Der Spielball zur Handball-EM 2024.
    Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat nicht nur bei der Heim-Europameisterschaft große Ziele. (IMAGO / wolf-sportfoto)
    Zum ersten Mal findet seit Mittwoch, dem 10. Januar 2024, bis Sonntag, den 28. Januar 2024, eine Handball-Europameisterschaft in Deutschland statt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur 16. Handball-EM der Männer gibt es hier auf einen Blick.
    Wer nimmt Teil und wie sehen die Gruppen aus?
    Welche Austragungsorte gibt es?
    Wie ist der Modus?
    Wann spielt Deutschland?
    Wer überträgt die Handball-EM?
    Wer ist Favorit?
    Welche Chancen hat das DHB-Team?
    Welche Bedeutung hat die EM für den DHB?

    Wer nimmt Teil und wie sehen die Gruppen aus?

    24 Teams nehmen an der Handball-Europameisterschaft teil. Die Gruppen in der Übersicht:
    • Gruppe A: Deutschland, Frankreich, Nordmazedonien, Schweiz
    • Gruppe B: Spanien, Österreich, Kroatien, Rumänien
    • Gruppe C: Island, Ungarn, Serbien, Montenegro
    • Gruppe D: Norwegen, Slowenien, Polen, Faröer
    • Gruppe E: Schweden, Niederlande, Bosnien-H., Georgien
    • Gruppe F: Dänemark, Portugal, Tschechien, Griechenland
    Zum ersten Mal bei einer EM dabei sind die Färöer, Georgien und Griechenland.

    Welche Austragungsorte gibt es?

    Die Handball-EM wird an sechs Spielorten ausgetragen: Düsseldorf, Köln, Mannheim, München, Berlin und Hamburg. Die Vorrundenpartien werden in Mannheim, München und Berlin ausgetragen, die Hauptrunde findet in Hamburg und Köln statt.
    Die Spiele werden in Multifunktionshallen ausgetragen, das Eröffnungspiel steigt jedoch im Düsseldorfer Fußballstadion. Das deutsche Team startet gegen die Schweiz vor der Weltrekordkulisse von 53.000 Fans in das Turnier. Der bisherige Rekord liegt bei 44.000 Fans, die 2014 im Stadion der Fußballer von Eintracht Frankfurt das Bundesligaspiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem HSV Hamburg verfolgten.
    Zum Start wurde allerdings ein Streik der Lokführer bei der Bahn erwartet. Viele Reise von Fans und Teams müssen möglicherweise umgeplant werden.

    Wie funktioniert der Modus?

    In der Gruppenphase misst sich zunächst jedes Team mit jedem Gruppennachbarn. Ein Sieg bringt zwei Punkte, für ein Unentschied gibt es einen und für eine Niederlage keinen Punkt. Die ersten beiden Plätze jeder Gruppe berechtigen zum Einzug in die Hauptrunde.
    Dort wird das Turnier in zwei Sechsergruppen organisiert. Hier steigen wieder die Gruppensieger und die Zweitplatzierten ins Halbfinale auf. Es wird zudem ein Spiel um Platz fünf und um Platz drei geben.
    Bei Gleichstand am Ende der Vor- oder Hauptrunde entscheiden folgende Kriterien in dieser Reihenfolge:
    1. Punktzahl aus direktem Vergleich
    2. Tordifferenz aus direktem Vergleich
    3. Anzahl an Toren aus direktem Vergleich
    4. Tordiffrenz aus allen Gruppenspielen
    5. Anzahl an Toren aus allen Gruppenspielen
    6. Losentscheid

    Wann spielt Deutschland?

    Das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und der Schweiz findet am Mittwoch (10. Januar, 20.45 Uhr) statt. Am folgenden Sonntag (14. Januar, 20.30 Uhr) trifft der Gastgeber dann auf Nordmazedonien. Das letzte deutsche Gruppenspiel gegen Frankreich ist für den Dienstag (16. Januar, 20:30 Uhr) angesetzt.

    Wer überträgt die Handball-EM?

    ARD und ZDF werden die Spiele mit deutscher Beteiligung live im Fernsehen und Livestream übertragen. Das ZDF zeigt das Eröffnungsspiel sowie das zweite Gruppenspiel gegen Nordmazedonien. Das letzte Gruppenspiel wird in der ARD übertragen. Der Streamingdienst "Dyn" zeigt als einziger Anbieter alle 65 Spiele des Turniers.

    Wer ist Favorit?

    Der große Favorit auf den Europameistertitel ist sicherlich Dänemark. Das Nationalteam um Trainer Nikolaj Bredahl Jacobsen ist als Turniersieger aus den Weltmeisterschaften der Jahre 2019, 2021 und 2023 hervorgegangen. Die Dänen haben auch in der Bundesliga bekannte Spieler im Kader wie Lasse Andersson, Mathias Gidsel, Hans Lindberg (alle Füchse Berlin) oder Michael Damgaard (SC Magdeburg) im Kader.
    Auch Titelverteidiger Schweden hegt Ambitionen. Trainer Glenn Solberg verzichtete zwar auf namhafte Spieler wie Jerry Tollbring (Füchse Berlin), Gustav Davidsson oder Torwart Mikael Appelgren (beide Rhein-Neckar Löwen). Von den 18 Spielern im Kader spielen jedoch 17 Akteure im europäischen Vereinshandball (Champions League und European League), zusammen haben die Akteure über 1.100 Länderspiele auf dem Buckel und bringen viel Erfahrung mit. Viele waren schon beim Vize-Weltmeistertitel der Schweden 2023 dabei.
    Weitere Länder rechnen sich Chancen aus. Auch der EM-Zweite Spanien oder Frankreich als Europameister von 2018 hegen Ambitionen.

    Welche Chancen hat das DHB-Team?

    Das DHB-Team wird auf eine Wiederholung des Wintermärchens aus dem Jahr 2007 hoffen. Damals war Deutschland als Gastgeber der Weltmeisterschaft von den Fans bis zum Turniersieg getragen worden. Aus sportlicher Perspektive können dem DHB-Team bestenfalls Außenseiter-Chancen zugeschrieben werden. Die deutsche Nationalmannschaft offenbarte in der Vorbereitung noch Luft nach oben.
    So zeigte sich Bundestrainer Alfred Gislason unter anderem mit der Abwehrarbeit nicht ganz zufrieden. In der ARD sagte er nach dem knappen Sieg im vorletzten Test gegen Portugal: "Das war in der zweiten Halbzeit nicht die Abwehr- und Torhüterleistung, die wir uns vorstellen." Sein Team habe dem Gegner "zu leichte Würfe" ermöglicht. Offensiv setzte Deutschland allerdings durchaus sehenswerte Akzente.
    Und steigerte sich im letzten Test vor dem Turnier nochmal entscheidend. Bei der Generalprobe hieß der Gegner erneut Portugal, wieder gab es einen Sieg, diesmal ein 35:31. Bundestrainer Gislason zeigte sich zufrieden: "Wir haben schon bedeutend konstanter gespielt als im ersten Spiel gegen die Portugiesen."
    Dennoch musste die deutsche Nationalmannschaft einen echten Dämpfer hinnehmen: Rechtsaußen Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen) verletzte sich am rechten Fuß. Und zwar so schwerwiegend, dass er die Heim-Europameisterschaft verpassen wird, wie nach dem Spiel bekannt wurde.


    Welche Bedeutung hat die EM für den DHB?

    Mit der anstehenden EM der Männer, der Weltmeisterschaft der Frauen (2025) sowie der Männer-WM 2027 finden in den kommenden drei Jahren gleich drei große Turniere in Deutschland statt. Im vom DHB ausgerufenen "Jahrzehnt des Handballs" kündigte Sportvorstand Axel Kromer im Gespräch mit dem Dlf daher an, gleich mit dem ersten Event punkten zu wollen.
    "Wir wissen, dass tolle Heimturniere mit sportlichem Erfolg dazu beitragen, dass unser Sport populärer ist, dass wir mehr Öffentlichkeit bekommen, dass wir mehr Medienaufmerksamkeit und Sponsoren bekommen und dass wir – das ist am wichtigsten – auch Mitglieder gewinnen können", erklärte der 46-Jährige die Chance, die er im heimischen Turnier sieht.
    Neben einer erfolgreichen Heim-EM peilt das DHB-Team auch eine Qualifikation für die diesjährigen Olympischen Sommerspiele in Paris an. Ein Turniersieg würde die direkte Qualifikation bedeuten. Doch auch ohne Titel stehen im März dank des fünften Platzes bei der WM im Vorjahr drei Qualifikationsturniere an.