Wie groß die Bedeutung des Handballs in Island ist, zeigt sich nicht zuletzt an den vielen Fans, die regelmäßig ihre Mannschaft zu den Turnieren begleiten. Der Spielort München ist fast ausverkauft und ein nicht geringer Teil dürften isländische Fans sein. Aber auch ohne diese heimische Unterstützung schätzen die Spieler die Atmosphäre in Deutschland als besonders herausragend ein.
„Es ist schon was Besonderes in Deutschland zu spielen vor diesen unglaublich coolen Kulissen, die wir dort spielen", betont Gisli Kristjánsson, Spielmacher beim SC Magdeburg und gerade frisch zum Sportler des Jahres in Island gewählt worden. Und auch sein Teamkollege Ýmir Örn Gislason, Kreisspieler bei den Rhein-Neckar Löwen schwärmt davon: „Die Hallen sind immer voll in Deutschland, egal ob Deutschland spielt.“
Viele Verbindungen in die Bundesliga
Die Bundesliga – ein Sehnsuchtsort von jungen isländischen Talenten. So war es auch bei Gisli Kristjánsson. „Ja, die Bundesliga ist einfach die stärkste Liga der Welt. So sehen das alle und als Profihandballer willst Du auf dem höchsten Niveau spielen.“
Fast die Hälfte der engeren Auswahl der Nationalmannschaft spielt in der Bundesliga, nur zwei Altstars in der heimischen Liga, der Rest bei anderen europäischen Topteams. Das Selbstvertrauen ist groß. Bei den letzten Trainingseinheiten vor dem Abflug nach Deutschland ist die Stimmung gelöst, es wird Fußball gespielt. Zum Auftanken geht es für viele nochmal in die Hot Pots, die durch die Erdwärme der Insel beheizten Schwimmbäder. Am Tag der Abreise ist am Flughafen roter Teppich ausgerollt.
Diese gute Stimmung will der neue Trainer Snorri Guðjónsson, der im August auf Guðmundur Guðmundsson folgte, nutzen. Auch er blickt auch auf eine einschlägige Bundesliga-Erfahrung beim TV Großwallstadt, GWD Minden und Rhein-Neckar Löwen zurück und will dem Team den nötigen Biss und Nervenstärke vermitteln, die zuletzt fehlten, wie Gisli Kristjánsson zugibt: „Wir wollen auch ein bisschen Killermentalität zeigen dieses Mal und eine klare Antwort für das letzte Turnier zeigen, dass wir mehr können und wollen.“
Minimalziel Olympia-Qualifikation
Bei der WM vor einem Jahr scheiterte das Team in der Hauptrunde am Ende an Ungarn. Nachdem die Mannschaft im entscheidenden Spiel 55 Minuten lang geführt hatte, gab sie den vermeintlich sicheren Sieg noch aus der Hand und qualifizierte sich ganz knapp nicht für das Viertelfinale. Jetzt trifft die Mannschaft in der Vorrunde wieder auf Ungarn, zuvor auf Montenegro und Serbien, alles gute Handballnationen und keine leichten Aufgaben. Das vorrangige Ziel ist vor allem, sich für Olympia zu qualifizieren.
„Das ist sehr wichtig für uns", betont Ýmir Örn Gislason. Die Handballer sind diejenigen, die die größten Medaillenchancen bei den Spielen haben und das Interesse an Olympia in Island hochhalten. Es war auch das Team von 2008, dass mit der Silbermedaille für die letzte Olympiamedaille für Island und eine riesige Euphorie im Land sorgte. Ähnlich groß wie 8 Jahre später die isländischen Fußballer. Der Spielmacher damals war der heutige Nationaltrainer Snorri Guðjónsson.