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Handelskriege
Wie sich deutsche Firmen gegen Währungsschwankungen absichern

Die türkische Lira, das britische Pfund und jetzt der chinesische Yuan: Immer wieder erleben wir, dass Währungen heftig schwanken. Für Unternehmen, die ins Ausland exportieren, sind das Risiken. Mit unterschiedlichen Strategien kann man sich dagegen absichern - doch ein Restrisiko bleibt.

Von Silke Hahne | 08.08.2019
06.08.2019, China, Nantong: A Chinese clerk counts US dollar notes over RMB (renminbi) yuan notes at a bank in Hai'an city, Nantong city, east China's Jiangsu province, 6 August 2019. China did not and will not use exchange rates as a measure to cope with trade disputes, and the United States labeling the country as a "currency manipulator" is inconsistent with the quantitative criteria set by the US Treasury itself, the central bank said on Tuesday (6 August 2019). Foto: Xu Jingbai/Imaginechina/dpa |
Um sich gegen Währungsrisiken abzusichern, verlagern Unternehmen ihre Standorte: Viele deutsche Autobauer produzieren mittlerweile in China (dpa / picture alliance / Imaginechina / Xu Jingbai)
Wie anfällig ein Unternehmen für Währungsrisiken ist, ist eine hoch individuelle Angelegenheit. Es hängt davon ab, wie stark ein Unternehmen mit ausländischen Firmen Geschäfte treibt, in welcher Währung diese Geschäfte abgewickelt werden und in welchen Ländern das Unternehmen Produktionsstandorte hat.
Zum Beispiel produzieren viele deutsche Autobauer mittlerweile in China oder in den USA ihre Autos und nicht mehr nur in Deutschland. Wenn diese Produkte auch vor Ort verkauft werden, gibt es kein Währungsrisiko. Sehr wohl aber, wenn beispielsweise ein Unternehmen in den USA Waren produziert und diese dann nach China exportiert.
Produziert eine Firma in Deutschland und verkauft es seine Waren ins Nicht-Euro-Ausland, ist wiederum die Frage: Hat sie mit dem Käufer einen Preis in Euro vereinbart? Wenn ja, trägt der Käufer das Risiko, dass sich der Wechselkurs ändert. Wurde der Verkauf aber zum Beispiel in Dollar oder Yuan vereinbart, dann trägt das deutsche Unternehmen das Risiko.
Denn es weiß nicht, was das abgeschlossene Geschäft zum vereinbarten Lieferzeitpunkt noch Wert ist, ob also beispielsweise die eigenen Kosten gedeckt werden können oder die gewünschte Marge erzielt werden kann.
Unternehmen können sich bei Banken absichern
Gegen dieses Risiko können Unternehmen sich absichern und zwar über Banken. Mit den Geldhäusern können Unternehmen Verträge abschließen, die ihnen einen festen Wechselkurs zu einem bestimmten Zeitpunkt sichern.
Ein Beispiel: Ein Maschinenbauer bekommt einen Auftrag aus den USA. Es wird vereinbart, dass die Maschine in sechs Monaten für 500.000 US-Dollar verkauft wird. Der Verkäufer aus Deutschland kann sich bei einer Bank schon jetzt für diese Summe einen festen Wechselkurs sichern – weiß also, mit welchen Einnahmen er in einem halben Jahr rechnen kann. Das sind sogenannte Derivat-Geschäfte, dafür zahlen die Unternehmen den Banken eine Prämie.
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Währungsstreit China/USA
"Die Weltwirtschaft gerät in sehr unruhiges Fahrwasser"

Die Lage im Handelsstreit spitze sich zu, sagte Wirtschaftsexperte Klaus-Jürgen Gern im Dlf. Doch er bezweifele, dass China seine Währung massiv abwerten werde. Die Schäden für die eigene Wirtschaft wären erheblich – insofern sei er guter Hoffnung, dass am Ende doch eine Einigung erzielt werde.
Laut dem Bundesverband Groß- und Außenhandel BGA steigen diese Prämien, je weiter weg der Termin eines Geschäfts ist und je höher das Risiko ist, dass die entsprechende Währung stark schwankt.
Dann gibt es aber noch Risiken, die nicht absehbar sind und die Währungen heftig schwanken lassen, beispielsweise der Ausgang des Brexit-Votums 2016. Damals verlor das britische Pfund innerhalb kürzester Zeit dramatisch an Wert.
Gegen solche Schocks kann sich kein Unternehmen absichern. Sie landen unter dem Stichwort Währungseffekte in Unternehmensbilanzen und können große Löcher reißen.
Per se ist das Risiko für solche Währungsschocks für die deutsche Wirtschaft aber nicht allzu groß. Wie die Handelsstatistiken aus dem vergangenen Jahr zeigen, gehen etwa 37 Prozent der Exporte (nach Warenwert) in die Eurozone. Zwar werden auch gut 40 Prozent an sogenannte Drittländer außerhalb der EU geliefert. Laut Statistischem Bundesamt wird aber ein Großteil dieser Geschäfte in Euro abgewickelt, nämlich zu 57,6 Prozent.
Produktionsstandorte verlagern, um Wahrungsrisiken zu minimieren
Viele andere Geschäfte werden in US-Dollar gemacht. Sowohl Euro als auch Dollar gelten als stabile Währungen, sie sind nicht besonders anfällig für große Ausschläge.
Geschäfte in diesen Währungen abzuschließen kann also als Teil der Strategie von Firmen betrachtet werden, Währungsrisiken zu minimieren. Auch Niederlassungen und Produktionsstandorte in anderen Ländern helfen dabei, genau wie die Ausgabe von Anleihen oder Aktien an außereuropäischen Finanzplätzen.
So sagt ein Sprecher von Daimler: "Damit reduzieren wir Anzahl und Volumen externer Zahlungsflüsse auf ein Mindestmaß, was zu geringeren Risiken bei Währungsschwankungen führt." Was übrig bleibt, wird über Derivatgeschäfte abgesichert.
Auch BMW geht so vor. Aus München heißt es: "Die BMW Group ist für 2019 in den Hauptwährungen bereits zum größten Teil gesichert."
Schlecht aufgestellt sind laut BGA eigentlich nur solche Unternehmen, die keine Routine mit Auslandsgeschäften haben und sich gar nicht absichern.