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US-Handelsstreit mit China
Kein gutes Omen für Europa

Mit einer Art Strategie von Zuckerbrot und Peitsche versucht US-Präsident Donald Trump China zum Einlenken im Handelsstreit zu bewegen. Europa könnte dabei zwischen die Fronten geraten, sagen Experten, mit dem Ergebnis, dass es auch auf europäische Autos Strafzölle geben könnte.

Von Mischa Erhardt | 10.05.2019
Auf einer chinesischen und amerikanischen Flagge liegen die Worte China Trade.
Nun eskaliert der Handelsstreit zwischen den USA und China wieder (dpa-Zentralbild)
Es ist augenscheinlich eine Art Strategie von Zuckerbrot und Peitsche, die der amerikanische Präsident anwendet. In diesem Fall hat er sich offenbar über einen Rückzieher Chinas aufgeregt.
"Man hat die Vermutung, dass die Chinesen in den Verhandlungen bei einigen Zugeständnissen, die sie gemacht haben, wieder zurückgerudert haben. Und das kann dann durchaus auch ein Signal gewesen sein für die USA, dass man dort auch zu diesen Mitteln greifen muss." Sagt Max Zenglein, Leiter des Programm Wirtschaft am Mercator Institut für China Studien.
Für Martin Lück, Chefanlagestratege beim Vermögensverwalter Blackrock, steckt auch eine Trump-eigene Verhandlungsstrategie dahinter:
"Erst einmal den Gegner direkt vor Vertragsabschlüssen noch mal maximal zu schocken, um dann eventuell mit dem drohenden Verhandlungsabbruch noch etwas durchzusetzen, was vorher nicht erreichbar war. Aber natürlich ist das Ganze auch ein Hasardeurspiel."
Mit dem Ziel, China zum Einlenken zu bringen. Für etwas Entspannung in den Verhandlungen dürfte sorgen, dass chinesische Waren, die sich bereits auf dem Seeweg in die USA befinden, von den Strafzöllen ausgenommen sind, sofern sie vor dem 1. Juni in den USA ankommen. Im Übrigen aber sind chinesische Waren im Volumen von 200 Milliarden US-Dollar nun wieder mit Strafzoll von 25 Prozent belegt.
USA werfen China unfaire Handelspraktiken vor
China kündigte entsprechende Gegenmaßnahmen an. Ökonomen befürchten, dass durch den lang anhaltenden Handelskonflikt die Weltwirtschaft zunehmend leidet. Die USA werfen China unfaire Handelspraktiken vor, sie kritisieren Hürden für ausländische Unternehmen in China und werfen Peking Diebstahl von geistigem Eigentum vor. Das kritisieren auch andere Regierungen.
Trump stört sich zudem am großen Handelsdefizit seines Landes mit China, der Tatsache also, dass China weit mehr Waren in die USA exportiert als umgekehrt. Den Dissonanzen zugrunde aber liegt ein fundamentalerer Unterschied in der Auffassung von Wirtschaft und Gesellschaft, meint der Chefvolkswirt der Deka Bank, Ulrich Kater.
"Der grundsätzliche Gegensatz zwischen den beiden großen Supermächten bildet sich mittlerweile heraus in der Art des Wirtschaftssystems. Und das wird sich durch die Handelsgespräche nicht ändern lassen."
Denn Chinas Wirtschaft ist nach wie vor stark staatlich gelenkt, das Land subventioniert und fördert einzelne Bereiche, in denen es Weltmarktführerschaft erlangen will.
Kein gutes Omen schließlich ist der Handelsstreit zwischen China und den USA mit Blick auf eine Entscheidung des US-Präsidenten am 18. Mai. Denn da läuft eine Frist aus, bis zu der er entscheiden kann, ob europäische Autos eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen.
"Diese Entscheidung rückt jetzt näher und wird natürlich jetzt auch unsicherer. So könnte es auch mit der EU dazu führen, dass wir eine Eskalation wieder in Betracht ziehen müssen." Sagt der Anlagestratege Joachim Schallmayer. Ohnehin befindet sich Europa nach Ansicht von Max Zenglein schon jetzt in einer schwierigen Situation im Handelsstreit zwischen China und den USA.
"Denn da besteht durchaus auch die Gefahr, dass man da ins Kreuzfeuer dieser zwei großen Wirtschaftsnationen gerät. Man sieht natürlich, dass beide Seiten versuchen, die EU zu beeinflussen und auf ihre Seite zu ziehen. Also da ist Europa auch Teil des Kriegsschauplatzes, in diesem Sinne."
Und diese unangenehme Situation schließlich könnte noch eine Weile erhalten bleiben. Denn Trump twitterte heute zum Fortgang der Verhandlungen mit China: Es gebe absolut keinen Grund zur Eile.