Seit seiner Einführung bei Twitter ist das Doppelkreuz, die Raute, oder auch der Hashtag eine feste Größe im digitalen Informationsgewimmel. Die Menschen verhielten sich seitdem der Welt gegenüber "verschlagwortend", sagt der Buchautor Andreas Bernard. Das habe Folgen für die Wahrnehmung.
Andreas Bernard im Corsogespräch mit Ulrich Biermann | 23.10.2018
Das Themen-Alphabet reicht von Architektur, Bytes und Comics über Film und Mode bis Zukunftsmusik. Ohne Etiketten wie "U", "E", "Post" oder "Proto" analysiert und diskutiert das tagesaktuelle Magazin Phänomene der Gegenwartskultur. Corso ist alles andere als reine Nacherzählungsberichterstattung oder Terminjournalismus, der nur die Chronistenpflicht erfüllt. Das Popkulturmagazin dreht die Themen weiter, um Mehrwert und Neuigkeitswert zu bieten. Kulturschaffende sind regelmäßig zu Gast im Studio und stehen im Corsogespräch Rede und Antwort. "Corso - Kunst & Pop" spielt musikjournalistisch ausgewählte Songs, die aktuell sind und nationale sowie globale Trends abbilden. Denn Musik ist Information - und Popkultur ist ohne Popmusik nicht denkbar.
Der Hashtag - genutzt von der Werbung, aber auch von politischen Aktivisten (imago/Ikon Images)
Bis vor wenigen Jahren war die Verwendung von Schlagworten nur Wenigen vorbehalten. Durch kalifornische Netzaktivisten, die ihre Themen besser beim Nachrichtendienst Twitter kanalisieren wollten, begann der Erfolg des Hashtags, gefolgt von einem Schlagwort.
"Der 'Hashtag' lässt eine Gegenöffentlichkeit entstehen", sagte im Dlf der Publizist Andreas Bernard, der als Professor für Kulturwissenschaften in Lüneburg lehrt. Aber nicht nur der gesellschaftpolitische Aktivismus mache sich den Erfolg zu Nutze, auch das Marketing nutze ihn. Beide Gruppen scheinen eine Bereitschaft zu haben, "ihre Themen als Kampagne in die Öffentlichkeit" zu bringen.
Hat keinen Twitter-Account: Der Autor und Kulturwissenschaftler Andreas Bernard. (S. Fischer Verlag)
"Der Hashtag reduziert Inhalte auf ein Schlagwort und versucht gleichzeitig, eine Akkumulation herzustellen", so Bernard, der ein Buch über die Wirkung des Hashtags geschrieben hat. Es bestehe aber die Gefahr, dass in der Öffentlichkeit nur noch das hör- und sichtbar werde, das auch ein Schlagwort beinhalte.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Andreas Bernard: "Das Diktat des Hashtags" Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018. 96 Seiten, 10 Euro.