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Hauptversammlung in Berlin
Daimler blickt nach vorne

Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Ergebnis: Für Daimler war 2015 ein Rekordjahr. Doch wie blickt der Konzern in die Zukunft? Wie wird sich der Absatz in China entwickeln? Und auch den VW-Skandal um Abgasmanipulationen hat man bei Daimler vor Augen.

Von Dieter Nürnberger |
    Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche sitzt im neuen S-Cabriolet
    Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche (Imago/Jan Huebner)
    Die gute Stimmung aufgrund eines äußerst erfolgreichen Geschäftsjahres 2015 wollte sich Dieter Zetsche auf der Hauptversammlung in Berlin wohl nicht vermiesen lassen. Während die Deutsche Umwelthilfe heute bekannt gab, eine Klage gegen den Konzern eingereicht zu haben, blieb der Daimler-Vorstandschef gelassen - er erwähnte die neue Entwicklung nicht einmal. Es bleibt bei dem, was Zetsche stets gesagt hat: Vorwürfe, auch Daimler würde Abgaswerte manipulieren, seien haltlos.
    "Unsere Fahrzeuge sind auf Basis der geltenden Rahmenbedingungen in den einzelnen Regionen zertifiziert und zugelassen. Im realen Fahrbetrieb können Abweichungen im Vergleich zu den zertifizierten Normwerten auftreten. Aber das ist keine Manipulation, sondern Folge der gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren, die auf Vergleichbarkeit angelegt sind."
    Die Deutsche Umwelthilfe hingegen behauptet, dass auch bei bestimmten Dieselfahrzeugen des Stuttgarter Autobauers die Schadstoffausstöße unter bestimmten Bedingungen im Straßenverkehr deutlich höher lägen als bei Prüfbedingungen im Labor. Es geht vor allem um Grenzwerte beim Stickoxid-Ausstoß. Dieter Zetsche versprach, sich weiterhin für die Einführung von neuen und verlässlicheren Messverfahren einzusetzen.
    Antworten auf die Vorwürfe erwartet auch Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Den VW-Skandal vor Augen, weiß er, dass gegenwärtig auch in den USA gegen Daimler ermittelt werde.
    "Wir müssen einfach sehen, dass nach den ersten Einbrüchen auf den Aktienmärkten im Frühjahr dieses Jahres die Daimler-Aktie zunächst nur wenig wieder anzog. Das ist eine sogenannte Under-Performance. Das liegt eben möglicherweise an allgemeinen Sorgen, was denn da noch kommen könnte. Wir sehen, wie nachhaltig dies Volkswagen beeinträchtigt hat. Das muss man sehen."
    Daimler setzt vor allem auf China
    Auf der Hauptversammlung jedenfalls wollte Daimler-Chef Zetsche lieber nach vorn blicken. Da war das Rekordjahr 2015 schnell abgehakt. Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Ergebnis. Daimler setzt vor allem auf China: Das Land ist inzwischen für die Marke Mercedes der größte Absatzmarkt weltweit. Und die allgemeinen Zahlen für das erste Quartal 2016 seien vielversprechend:
    "Für Mercedes kann ich sagen: Noch nie haben wir in einem ersten Quartal mehr Autos verkauft als 2016. Insgesamt über 483.000 - das ist ein Plus von rund 13 Prozent."
    Zum Blick nach vorn gehören natürlich auch Schlagworte wie die Digitalisierung. Als erster Lkw-Hersteller hat Daimler inzwischen einen sogenannten Platoon auf deutsche Autobahnen geschickt. Drei Lkw ohne Fahrer:
    "Die sind über WLAN vernetzt und fahren autonom. Sie können somit Fahrzeug-Abstände auf den Autobahnen drastisch reduzieren. Es verbessert die Aerodynamik und reduziert dadurch den Spritverbrauch. Es erhöht die Sicherheit und es schafft Raum. Deshalb wollen wir dieses Konzept weiterentwickeln."
    Daten, die im Straßenverkehr gesammelt werden, seien von unschätzbarem Wert. Dank der Digitalisierung sollen künftig die Fahrzeuge untereinander und auch mit der Infrastruktur kommunizieren können. Das intelligente Auto soll aus all den Daten dann in der Praxis, auf der Straße, die richtigen Schlüsse ziehen.
    In Deutschland würden allzu oft lediglich die Risiken wie Datenmissbrauch oder Datenklau thematisiert. Für die Autoindustrie hingegen schaffe die Vernetzung - so wörtlich - fantastische Möglichkeiten.
    Daimler, die gesamte Fahrzeugwelt, stehe vor dem größten Transformationsprozess der Autogeschichte, so Dieter Zetsche. Und auch in diesem Markt strebe der Konzern die Pole-Position an.