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Heimliche Stromfresser im Haushalt

Es sind längst nicht nur Fernseher, Videorekorder und HiFi-Anlagen, es sind nicht nur Computer, Kopierer und Fax-Maschinen, auch Haushaltsgeräte vergeuden enorme Mengen Strom, wenn ihre Nutzer sie nach getaner Arbeit nicht ausschalten oder ganz vom Netz nehmen.

Von Volker Mrasek |
    Alle reden von Stand-by-Verlusten bei Unterhaltungselektronik und Bürokommunikation. Doch heimliche Stromfresser gibt es auch in der Küche. Und da wurde einer bisher völlig übersehen, wie die Studien aus der Schweiz zeigen: Kaffeemaschinen. Die stehen nicht nur in fast jedem Haushalt, sondern auch in fast jedem Büro - ob Kaffeevollautomat, Espressomaschine oder klassische Filterkanne.

    Die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz in Zürich entlarvt Kaffeemaschinen jetzt als eklatante Stromschlucker. In ihrer Studie hält sie fest:

    Die Stand-by-Verluste der Haushaltsgeräte in der Schweiz summieren sich auf rund 400 Gigawatt-Stunden. Dies führt zu Stromkosten von rund 80 Millionen Franken pro Jahr. Den größten Anteil - rund 70 Prozent - bilden die Warmhalte-Verluste von Kaffeemaschinen. Bei diesen ist zudem der Anteil der Stand-by-Verluste am gesamten Elektrizitätsverbrauch der Geräte extrem hoch.

    Der Grund ist simpel. Gerade im Büro wird den ganzen Tag über Kaffee getrunken. Also bleibt die Warmhalteplatte ständig an, wenn es sich um eine Filtermaschine handelt. Oder das Gerät hält permanent heißes Wasser im Boiler vor, wenn ein Kaffee- oder Espressoautomat vorhanden ist.

    In diesem Bereitschaftszustand aber verbrauchen die Maschinen besonders viel Strom. Um Kaffee oder Wasser warmzuhalten, ist eine Leistung bis zu 60 Watt notwendig, wie die Schweizer ermittelten. Zum Vergleich: Die Elektronik der Geräte schlägt gerade mal mit 2 Watt zu Buche. 60 Watt nur fürs Warmhalten - das ist so, als ließe man das Licht im Haus ständig brennen.

    Im Haushalt scheinen rund 20 Prozent der Kaffeemaschinen erst abends oder gar nicht ausgeschaltet zu werden. Erwartungsgemäß sieht dies am Arbeitsplatz ganz anders aus: 47 Prozent dieser Kaffeemaschinen werden erst abends ausgeschaltet, 30 Prozent werden gar nicht ausgeschaltet, und bei 24 Prozent ist dies unsicher. Hier liegt daher trotz der kleineren Gerätezahl am Arbeitsplatz ein enormes Sparpotential.

    Eine Umfrage in deutschen Haushalten und Büros brächte sicher ganz ähnliche Ergebnisse. Es ist sogar davon auszugehen, dass Kaffeemaschinen in Deutschland noch mehr Strom vergeuden. Denn ihre Zahl ist viel höher als in der Schweiz.

    Vergleichbare Verbrauchszahlen fehlen zwar bisher. Doch es gab schon einmal Überlegungen, auch Kaffeemaschinen mit dem Umweltsiegel Blauer Engel auszustatten. Die Idee wurde jedoch fallengelassen. Dazu das Umweltbundesamt:

    Das Interesse der Hersteller war leider gering. So auch in den Niederlanden, wo es bereits ein Umweltzeichen für Kaffeemaschinen gab, aber kein Hersteller ein Gerät angemeldet hat. Deshalb haben wir darauf verzichtet, einen "Blauen Engel" für diese Geräte einzurichten.

    In Deutschland scheint es aber einen noch größeren heimlichen Stromfresser in der Küche zu geben. Und zwar Warmwasserbereiter, wie sie unter vielen Spülen angebracht sind. Bei ihnen ist es ähnlich wie bei den Kaffeemaschinen: Bleiben sie angeschaltet, dann heizen sie immer wieder automatisch nach, wenn das Wasser im üblichen 5-Liter-Behälter abkühlt und unter eine bestimmte Temperaturschwelle fällt.

    Das kann sich jeder denken. Doch kaum jemand ahnt, wieviel Strom dadurch nach Abschätzungen des Umweltbundesamtes verschwendet wird:

    Bei den Warmwasserbereitern in Privathaushalten betragen die Leerlaufverluste nach unserer Hochrechnung derzeit rund 2,3 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Allein dafür zahlen die Verbraucher rund 420 Millionen Euro.

    Versäumnisse sehen die deutschen und Schweizer Experten nicht nur beim Verbraucher, sondern vor allem bei den Herstellern. Schließlich sei es ein Leichtes, die Geräte mit gut erreichbaren Ausschaltern zu versehen, oder mit einer Steuerung zur automatischen Endabschaltung. Doch das sei immer noch die Ausnahme.