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Highlights der Musikmesse
Neue Klänge und neues Konzept

Von der iranischen Santoor bis zum neuesten DJ-Plattenspieler: Die Frankfurter Musikmesse präsentiert eine faszinierende Bandbreite aus der Welt der Klänge - und ein neues Konzept für die Besucher.

Von Thomas Elbern | 09.04.2016
    Viel Zulauf für den Plattenspieler: Am Stand eines Herstelles von DJ-Equipment auf der Frankfurter Musikmesse
    Viel Zulauf für den Plattenspieler: Am Stand eines Herstelles von DJ-Equipment auf der Frankfurter Musikmesse (Deutschlandradio/Adalbert Siniawski)
    Halle 9, am Stand eines bekannten Herstellers für Tonabnehmer und Tonarme für Schallplattenspieler. Es herrscht reges Treiben im vermeintlich toten Vinylsegment. Es scheint, dass sich die Messebesucher wieder vermehrt für Plattenspieler und Zubehör interessieren. Das bestätigt Dirk Buske von der dänischen Firma Ortofon:
    "Im DJ-Bereich gab es in den 90ern und den 2000ern eine Gegenbewegung, wo halt die DJs verstärkt auf die Platte gesetzt haben. Dann gab es eine Kehrtwende, wo zunehmend das digitale Medium ins Spiel kam – aber im Gegenzug dazu hat der Endkonsument wieder das Vinyl für sich entdeckt, so das eigentlich kurz oder lang die CD aussterben wird, vermutlich auch auf Grund der digitalen Downloads und des Streamings. Vinyl ist so etwas wie der Bioladen der Musikindustrie. Man hat die Möglichkeit, Musik haptisch zu erleben, man hat ein Gefühl dafür, und es klingt bei weitem besser als ein digitales Medium, sofern man die notwendige Technik dafür hat."
    Die Faszination der iranischen Santoor
    Während die einen in der Synthesizer-Abteilung an vielen bunten Knöpfen drehen, werden in einer anderen Halle traditionelle Musikinstrumente vorgeführt, die nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben. Zum Beispiel die iranische Santoor: Sie ist das älteste Instrument des Landes und erfreut sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit.
    Die internationale Musikmesse Frankfurt, das ist auch immer eine Plattform für medienwirksame Events. Das Team der Musikerinitiative "Wir füllen das Stadion" ist angetreten, für Juli das weltweit größte Orchester im Frankfurter Fußballstadion zusammenzutrommeln. Mehrere Tausend Streicher, Bläser und Perkussionisten sollen dabei sein. Gespielt werden dort Werke von Dvořák, Beethoven und aus "Starlight Express". Rekordhalter sind die Australier, aber das könnte sich bald ändern, hofft Organisator Jens Illemann:
    "Wir sind jetzt bei der Hälfte angekommen, haben 5.000 Musiker mit an Bord und sind da ganz stolz drauf, weil wir fast noch drei Monate Zeit haben, und sind sehr optimistisch, dass wir dann den Rekord mit 7.224 knacken. Das sieht sehr gut aus. Wir planen mit 10.000 und haben etwas Puffer, wenn es dann doch nicht die Menge wird, aber es sieht wirklich sehr gut aus."
    Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen
    Okay, einen Rekord aufzustellen ist die eine Sache. Aber dieser Megaevent geht für den Hamburger Dirigenten Wolf Kerschek noch viel weiter:
    "Wir sind hier auf der Musikmesse. Es sind viele Menschen da, weil sie sich für Musik interessieren - und zwar nicht nur für das Konsumieren, sondern für das Selbermachen. Es ist eine wirklich faszinierende Geschichte. Guinnessbuch hin oder her. Es ist eine Möglichkeit, mit so vielen Gleichgesinnten zusammenzutreffen und einfach ein Statement abzugeben."
    An einer anderen Ecke der Halle ertönen Klänge, die man aus den sechziger Jahren kennt: das Mellotron, eine Art "mechanische Urform des Samplers", die etwa von britischen Bands, wie Genesis oder King Crimson, verwendet wurde. Mittlerweile gibt es diese Klänge am Stand des US-amerikanischen Gitarreneffekteherstellers Electro Harmonix auch in Pedalform – so dass man die Sounds des Mellotrons ganz bequem mit jeder elektrischen Gitarre erzeugen kann.
    Eine Show der Platzhirsche
    Die Musikmesse, das war all die vergangenen Jahre auch immer eine Show der Platzhirsche. Große Hersteller ließen sich allerlei einfallen, um die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zu ziehen. Da wurden Stuntmen engagiert, die teuerste Gitarre der Welt präsentiert und nach dem Motto "lauter!, bunter!, schneller!" kein Event ausgelassen. 2016 fehlen viele große US-amerikanische Hersteller wie etwa Gibson oder Fender wohl aus Kostengründen mit eigenen Ständen. Außerdem neu: Es gibt keinen Fachbesuchertag mehr, sondern die Messe war vom ersten Tag für die eigentliche Zielgruppe, die Musiker, geöffnet. Michael Sauer, Inhaber des Kölner "Music Store", einem der größten Instrumentenshops in Europa, hat mit seinem 600-Quadratmeter-Stand genau diese Lücke füllen wollen:
    "In den letzten Jahren, da waren ja immer die ersten zwei Tage nur für Händler, da war die Messe gähnend leer. Jetzt ist, wo das Publikum sofort hier rein kann, ist die Messe schlagartig voll geworden. Genauso haben wir uns das gewünscht. Also im Prinzip ist die Messe jetzt besser geworden, und ich bin sicher, dass im nächsten Jahr die großen Lieferanten und Hersteller, die in diesem Jahr nicht hier sind, wieder vertreten sind."
    Auch wenn die Highlights in diesem Jahr nicht so plakativ wie in den Vorjahren waren: Die Frankfurter Musikmesse ist immer noch das Ereignis für alle Musikschaffende, sei es DJs, Pianisten, Schlagzeuger oder Gitarre-Spieler. Und zwischendurch kann man vielen Minikonzerten mit versierten Musikern lauschen, die ihr Werk virtuos beherrschen.