Meurer: Was kann die Deutsche Welthungerhilfe jetzt tun und leisten in Nordkorea?
Gust-Frenger: Wie der Name schon sagt, sind wir im Bereich Ernährungssicherung und Bekämpfung von Hunger tätig. Das ist unsere Stärke und das machen wir in diesem Fall auch. Die erste Grundversorgung im medizinischen Bereich wurde vor allem vom nationalen und internationalen Roten Kreuz gewährleistet. Sie haben auch die Decken geliefert. Wir werden uns darum kümmern, dass die betroffenen Menschen, die ihr Haus und ihr Hab verloren haben, zumindest die nächsten paar Monate, bis wieder einigermaßen Normalität eingekehrt ist, nicht auch noch unter Hunger leiden müssen. Sie sind ja eh arm. Sie hatten bisher schon wenig zu essen und jetzt haben sie alles verloren und müssen schauen, dass sie einfach weiterleben die nächste Zeit. Es geht ja weiter.
Meurer: Wie werden die Menschen denn versorgt im Moment? Es heißt zum Beispiel, dass die Schwerverletzten in einem Krankenhaus behandelt werden, in dem das Notwendigste fehlen würde.
Gust-Frenger: Wir hatten nicht Gelegenheit, in die Krankenhäuser zu gehen. Das muss ich im Voraus sagen. Es ist auch nicht, wie ich schon sagte, unser Arbeitsgebiet. Wir sind in die Provinzhauptstadt, an der Grenze zu China, gebracht worden, wo es sechs Krankenhäuser gibt. Ich kenne Krankenhäuser von allgemeinen Besuchen. Die sind ziemlich schlecht ausgestattet was Instrumente betrifft. Allerdings haben diese Krankenhäuser wohl Medikamente und Verbandsmaterial bekommen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Operationen nur sehr langsam gemacht werden und viele Leute noch leiden. Das sind aber, muss ich sagen, Spekulationen. Kollegen von der UN waren gestern dort. Wir treffen uns gleich und informieren uns gegenseitig über die neuesten Entwicklungen und was man jetzt weiterhin auch sofort noch machen kann und auch die nächste Zeit in Richtung Wiederaufbau machen muss.
Meurer: Wie gut und offen funktioniert die Zusammenarbeit mit den nordkoreanischen Behörden?
Gust-Frenger: Die ist schon um einiges einfacher als früher. Man muss dazu sagen, wir selber kennen die Provinz von anderen Projekten schon seit drei Jahren und kennen auch die Verantwortlichen und es fällt uns als Deutsche Welthungerhilfe relativ einfach, uns mit den Verantwortlichen auf Provinzebene zu koordinieren. Deshalb konnten wir auch so schnell Lebensmittel, die in der Nähe gelagert waren, in anderen Kreisen, an die Unglücksstelle schaffen und mit der Verteilung beginnen. Das hat eigentlich recht gut geklappt.