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Hilfreich?

Sie sitzen versteckt in einer alten Fabriketage, auf einem Berliner Hinterhof. Die 14 Mitarbeiter von assist e.V., der Arbeits- und Servicestelle für ausländische Studienbewerbungen, bearbeiten hier vor allem Post. Davon aber gleich bergeweise. Geschäftsführer Thomas Liljeberg zeigt, wie der Ansturm bewältigt wird:

Von William Vorsatz | 23.11.2004
    Dann gib es zum Beispiel diese Maschine hier, da legen Sie dann die Briefe rein, und dann schneidet die Maschine hier oben so ein ganz kleines Stückchen ab, und dann können Sie die Unterlagen ganz hervorragend raus nehmen. Wir haben bis jetzt für das Wintersemester insgesamt von 12.100 Bewerbern 22.000 Bewerbungen bekommen.

    Dabei gibt es assist noch nicht lange. Der Verein hat erst im Mai diesen Jahres seine reguläre Arbeit aufgenommen, also nur kurz dem Bewerbungsschluss fürs Wintersemester. Die Unterlagen müssen übersetzt und beglaubigt eingereicht werden. Ingrid Dittmar überprüft, ob alles richtig und vollständig ist und setzt sich mit den Bewerbern in Verbindung, wenn Dokumente fehlen:

    Ich gebe die Stammdaten der neuen Bewerber ein, oder auch, wenn irgendwelche Unterlagen nachträglich nach kommen, trage ich die noch zu, und bin auch für E-mails, Anfragen, dergleichen zuständig.

    Am Ende der Prozedur sind zwei Drittel aller Bewerbungen vollständig, so dass sie von den Hochschulen akzeptiert werden. Zu den eingegebenen Daten werden die entsprechenden Zeugnisse gescannt, dazu der Nachweis über Deutschkenntnisse und eine Kopie vom Pass. Dann werden die Informationen verschlüsselt und gehen per Datenleitung an die verschiedenen Hochschulen. Die Originale bleiben hier. Wer allerdings erwartet, dass die Mitarbeiter für den Bewerber auch die richtige Hochschule aussuchen, den muss Liljeberg enttäuschen:
    Solche Beispiele haben wir auch teilweise gehabt, haben wir aber nicht akzeptiert. Weil assist ist nicht dafür da, den Bewerberstrom zu lenken, sondern assist ist ein Dienstleister für die Bewerber und für die Hochschulen, sagt aber den Bewerbern nicht, wo sie studieren sollen. Das müssen sie allein rauskriegen, wir sagen ihnen, wie sie das rausfinden können, also wir nennen ihnen die entsprechenden Internetseiten, wo sie sich informieren können, aber wir selber machen keine hochschulspezifische Beratung, wir beraten nur über das Assistverfahren selbst.

    Die Idee für eine zentrale Prüfung der Bewerbungsunterlagen kam vor zwei Jahren bei den Berliner Hochschulen auf. Die freuten sich zwar über steigende ausländische Bewerberzahlen. All die Unterklagen zu prüfen, kostete jedoch zunehmend Zeit. Also sollte eine gemeinsame Stelle her, um den Ansturm zu verwalten. Gerade bei Mehrfachbewerbungen macht das Sinn. Der Akademische Austauschdienst und das Bundesbildungsministerium fanden die Idee gut genug, um sie zu fördern. Allerdings nur, wenn sich mehr Hochschulen daran beteiligten. Die waren bald gefunden:

    Am Anfang waren es 41 Hochschulen, jetzt sind es 59 Hochschulen. An den Hochschulen, die Mitglieder bei assist sind, studieren z.Z. ein Drittel aller Studierenden in Deutschland. Also wir repräsentieren ein Drittel aller ausländischen Studienbewerber quasi.

    Die Bilanz fällt also recht positiv aus. An manchen der kooperierenden Universitäten und Hochschulen nutzen schon 90 von hundert internationalen Bewerbern den neuen Service, bei anderen sind es allerdings bisher erst 10 Prozent. Aber alle Beteiligten sind optimistisch. Kommt momentan noch die Hälfte aller Einnahmen aus der Anschubfinanzierung, will sich der Verein im nächsten Jahr schon selbst tragen: durch die Zahlungen der Bewerber. Für Zeugnisse außerhalb der Europäischen Union kostet die Erstbewerbung 50 Euro, in der EU die Hälfte, weitere Bewerbungen kosten jeweils einen Zehner. Am preiswertesten ist die Érstbewerbung aus China - weil DAAD und die deutsche Botschaft die Zeugnisse dort schon vor Ort prüfen. Chinesische Studienanwärter erwartet bei assist darüber hinaus ein ganz besonderes Service. Mitarbeiterin Jessica Kriegel-Olff spricht Mandarin:

    heißt, dass wir wirklich sehr viele Chinesen haben und dass ich dadurch auch sehr gut beschäftigt bin.