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Hilfsaktion
Schüler jobben für Afrika

Schülerinnen und Schüler haben bei der Kampagne "Dein Tag für Afrika" rund 1,4 Millionen Euro erarbeitet. Dafür haben sie einen Tag lang in unterschiedlichsten Jobs ausgeholfen - zum Beispiel als Schäfer oder Kulissenbauerin beim Theater. Für manche eröffnet sich so sogar eine berufliche Perspektive.

Von Anke Petermann | 19.06.2018
    Bunte Figuren an einem Kinderspielplatz.
    Das am Aktionstag erarbeitete Geld soll unter anderem in afrikanische Schulen fließen (Imago / Chromorange)
    "So, wir müssen jetzt eine Einteilung machen: wer führt?" – "Brian!"
    Statt Bio an der Mainzer Willigis-Realschule zu lernen, bekommt Brian Kraemer beim Mainzer Stadtschäfer heute eine sehr praktische Tierkunde-Lektion: Der 15-Jährige führt die kleine Schaf-Herde aus dem Pferch über städtische Wiesen zum Weidegang. Seinen Tageslohn spendet er für die Aktion Tagwerk.
    "Weil ich mich für Tiere interessiere, ist das eigentlich perfekt für mich. Aktion Tagwerk, das machen wir immer in der Schule. Ich meine, das ist auch, was man machen kann, zum Helfen einfach für Leute in Afrika."
    Was der bundesweite Aktionstag jährlich an Unterstützung für Bildungsprojekte in sieben afrikanischen Ländern erwirtschaftet, bettet sich ein in weitere Projekte des Landes Rheinland-Pfalz, so Umweltministerin Ulrike Höfken: zum Beispiel in Partnerschaften mit Schulen und Nationalparks in Ruanda …
    "…wo das Thema Umwelt und Biodiversität eine große Rolle spielt, aber auch das Thema Schulgarten. Und da ist es auch wichtig, dass viele Schulen für ihre Schülerinnen und Schüler Nahrungsmittel anbauen, um die manchmal sehr einseitige Nahrung zu ergänzen mit Obst und Gemüse."
    Höfken jobbt wie andere Politiker heute für Afrika, als Werbeträgerin für die Aktion Tagwerk. Der Schüler führt, die Ministerin treibt die Schafe.
    Gestalterisch beim Theater arbeiten
    Im Malersaal des Staatstheaters Mainz trägt Charlotte Koch schwarze Farbe auf eine am Boden liegende Holzplatte auf, diese wird Teil eines Kulissenportals für 'Maria Stuart'.
    "Ich bin im Kunst-Leistungskurs, und da hat das Theater unserer Schule einige Stellen angeboten für die Aktion Tagwerk. Also, man konnte in den Malersaal gehen, zum Kostüm, zur Schneiderei noch. Und da habe ich entschieden, zum Malersaal zu gehen, weil es am besten zum Kunst-Leistungskurs passt."
    Die baldige Abiturientin kann sich vorstellen, später gestalterisch zu arbeiten. 13 Eintags-Jobs hat allein das Theater vergeben. Markus Müller will das Engagement junger Leute unterstützen. Der Intendant ist sicher, einen Teil der Ehrenamtlichen wiederzusehen.
    "Vor allem in der Maske war es in den letzten Jahren oft so, dass man unter Bewerbungen junge Menschen getroffen hat, die gesagt haben, ich war damals bei Aktion Tagwerk bei euch und wollte mich jetzt bewerben."
    Auch als Schnupperpraktikum funktioniert der Tag für Afrika – das freut Nora Weisbrod, die Vereinsvorsitzende der Aktion Tagwerk. In welche afrikanischen Bildungsprojekte ihr Tageslohn fließt, das wissen die Teilnehmer gar nicht. Die Schülerinnen und Schüler vertrauen auf die Kooperation mit den Hilfsorganisationen Human Help Network und Brot für die Welt. Die Initiatorin bilanziert:
    "Es haben heute 190.000 Schülerinnen und Schüler teilgenommen, und da kommen rund 1,4 Millionen Euro zusammen, was wir schätzen, was an diesem Tag erarbeitet wurde."
    Geld für Schulen und die Ausbildung
    Mit einem Teil des Geldes hilft Aktion Tagwerk Familien, damit Kinder nicht arbeiten müssen, sondern zu Schule gehen können. Und:
    "Wir unterstützen Ausbildungszentren, damit junge Leute wirklich eine Ausbildung als Schlosser, Schreiner oder Mechaniker machen können. Das sind qualifizierte Ausbildungen, mit denen sie später auch einen Job finden und ein eigenes Leben aufbauen können."
    "Durch Wissen Wurzeln stärken" heißt das Motto des Tags für Afrika 2018. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stephanie Hubig bekräftigt:
    "Je besser die Menschen vor Ort ausgebildet sind, desto besser können sie natürlich dort Wurzeln schlagen, dort bleiben und eine Gesellschaft und ein Land aufbauen, in dem es sich zu leben lohnt, und deshalb unterstütze ich auch das diesjährige Motto."
    Schirmherrin für den bundesweiten Aktionstag ist Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Im Herbst will sie im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda auch Projekte besuchen, die Aktion Tagwerk initiiert und gefördert hat. Heute verkauft sie gemeinsam mit Schülern die Erzeugnisse eines Mainzer Putzmittelherstellers.