Naher Osten
Hilfslieferungen erreichen Gazastreifen über Land und aus der Luft - UNO-Nothilfekoordinator begrüßt Israels Zusage für begrenzte Feuerpausen

Nach einer mehrmonatigen und weitgehenden Blockade durch Israel erreichen wieder mehr Hilfslieferungen den Gazastreifen. Außerdem sagte Israels Armee begrenzte Feuerpausen zu. UNO-Nothilfekoordinator Fletcher begrüßte die Entscheidung.

    Das Foto zeigt Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen.
    Die UNO begrüßt die Kampfpausen, die das israelische Militär verkündet hat - das Bild zeigt einen ersten Hilfskonvoi an der Grenze zum Gazastreifen. (AP / dpa / Mohammed Arafat)
    Fletcher teilte auf X mit, man werde jetzt alles dafür tun, im festgelegten Zeitfenster so viele hungernde Menschen wie möglich mit Hilfsgütern zu erreichen. Vom Welternährungsprogramm hieß es, man verfüge über Nahrungsmittel, um die gesamte Bevölkerung im Gazastreifen für knapp drei Monate zu versorgen.
    Nach übereinstimmenden Berichten gelangte am Sonntag ein erster Konvoi aus etwa 100 Lastwagen über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen. Flugzeuge aus Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten warfen zudem 25 Tonnen Hilfsgüter über dem Palästinensergebiet ab.
    Auch das israelische Militär nahm nach eigenen Angaben in der Nacht wieder Hilfslieferungen aus der Luft auf. Abgeworfen wurden demnach sieben Paletten mit Produkten wie Mehl, Zucker und Lebensmittelkonserven, die von internationalen Organisationen bereitgestellt worden waren.

    "Taktische Feuerpausen" von 10 bis 20 Uhr

    Das israelische Militär hatte zuvor bekanntgegeben, dass bis auf weiteres jeden Tag von 10 bis 20 Uhr sogenannte "taktische Pausen" für Al-Mawasi, Deir-al-Balah und Gaza-Stadt gelten sollen. Das zusammenhängende Gebiet direkt an der Mittelmeerküste bildet etwa ein Viertel des Gazastreifens. Außerdem soll es sichere Korridore für die Hilfslieferungen geben.
    Bundesaußenminister Wadephul sprach von Schritten in die richtige Richtung. Er forderte zugleich, dass die Hilfe jetzt sicher, vollständig und verlässlich ankommen müsse. Bundeskanzler Merz sprach in einem Telefonat mit Israels Regierungschef Netanjahu von einer "katastrophalen humanitären Lage" im Gazastreifen.
    Der britische Außenminister Lammy kritisierte, die jüngsten Zusagen Israels genügten nicht, um die Not der Menschen zu lindern.

    Zuletzt erheblicher Druck auf Israel

    Die internationale Kritik an Israel wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen hatte in den vergangenen Tagen stetig zugenommen. Zuletzt forderten Deutschland, Frankreich und Großbritannien, dass Israel alle Beschränkungen von Hilfslieferungen aufhebt.
    Statt der UNO war zuletzt vor allem eine von Israel und den USA unterstützte Stiftung für die Versorgung im Gazastreifen zuständig. An ihren vier Verteilstellen wurden laut dem UNO-Menschenrechtsbüro rund 1.000 Menschen durch israelischen Beschuss getötet.
    Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums starben außerdem mehr als 100 Menschen an Unterernährung, darunter vor allem Kinder. Israel bestreitet, dass es im Gazastreifen eine Hungerkatastrophe gebe und spricht stattdessen von einer "Kampagne" der Hamas. 

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    Korrespondentenbericht: Israel verkündet taktische Kampfpausen (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 27.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.