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Hilfsorganisation Help will weiter im Irak arbeiten

Klaus Remme: Wie kann man vor dem Hintergrund solcher Ereignisse überhaupt noch Hilfe leisten? Der EU Nothilfe-Komissar Poul Nielson hat sich zu Wort gemeldet und er hat gesagt: "Solche barbarischen Taten machen es den Hilfsorganisationen fast unmöglich, ihre wichtige Arbeit im Irak fortzusetzen." Am Telefon in Amman ist jetzt Frank Mc Areavey, er arbeitet für die Organisation Help, koordiniert die humanitäre Hilfe. Guten Tag Herr Mc Areavey.

Moderation: Klaus Remme |
    Frank Mc Areavey: Guten Tag.

    Remme: Ich habe das gerade vorgelesen, was Poul Nielson gesagt hat. Unterstreichen Sie das oder ist das nicht ganz richtig?

    Mc Areavey: An und für sich ist das zu unterstreichen, nur die humanitäre Hilfe muss weitergehen im Irak. Man kann sich jetzt nicht durch den tragischen Tod von Frau Hassan davon abbringen lassen, weiter zu helfen.

    Remme: Was tut Help denn im Moment im Irak?

    Mc Areavey: Also im Moment haben wir drei Teams, die dort Blindgänger wegräumen und noch zwei Teams, die Wasserwiederaufbereitungsanlagen wieder herstellen.

    Remme: Halten Sie das nicht für zu gefährlich angesichts dieser Entführungen?

    Mc Areavey: Unsere lokalen Mitarbeiter, die vor Ort arbeiten, die internationalen sind jetzt gerade alle in Amman seit dem 21. September, also ist die Lage im Moment nicht so prekär. Sie können so ihre Arbeit weitermachen.

    Remme: Das heißt Ausländer sind das keine mehr, die da arbeiten?

    Mc Areavey: Nein, das sind irakische Mitarbeiter, die wir vor einem Jahr ausgebildet haben und die wir praktisch bis zum 22. September durchgehend begleitet haben, die jetzt praktisch für uns weiterarbeiten.

    Remme: Wann waren Sie das letzte Mal dort?

    Mc Areavey: Wie gesagt, am 22. September bin ich raus geflogen.

    Remme: Ich habe gerade in unserem Bericht gehört, die Kontakte zur Bevölkerung im Irak, die sind eigentlich hervorragend. Können Sie das bestätigen?

    Mc Areavey: Ja, die sind ganz hervorragend. Die Leute sind wirklich dankbar für jede Hilfe, die da kommt und wir haben also in der ganzen Zeit - ich bin ja nun bis zum 22. September seit letztem Jahr Oktober praktisch da gewesen im Irak - nie Repressalien erlebt.

    Remme: Gibt es Gebiete im Irak wo sie sagen, da ist die Situation anders als an anderen Stellen, also wo die Hilfe meinetwegen im Norden des Landes fast problemlos ist, ist es in anderen Teilen unmöglich?

    Mc Areavey: Ich weiß nicht, wie es im Moment aussieht. Ich sehe das Problem, dass sich die Gewalt weiter Richtung Norden bewegt, es gibt ja schon wieder Aufstände in Mosul. Wir haben uns jetzt natürlich in Bagdad die ganze Zeit bewegt und um Bagdad herum. Wenn man nachsieht, was die Sicherheitslage vom Internet hergibt, also wir haben direkte Kontakte zu den Amerikanern, ist also Bagdad die gefährlichste Sache gewesen, wo wir praktisch gearbeitet haben.

    Remme: Was brauchen die Menschen am dringendsten?

    Mc Areavey: Alles. Irak ist nicht so ein Land wo man jetzt sagt, da müssen unbedingt Lebensmittel rein, sondern medizinische Versorgung ist ganz wichtig, dass die Stromversorgung kontinuierlich da sein kann. Eine Millionenstadt wie Bagdad hat also nicht rund um die Uhr Strom und natürlich die Arbeit, die wir machen - die Blindgänger beseitigen, die aus dem letzten Krieg noch da sind, damit die nicht weiter verwendet werden können von irgendwelchen Selbstmordattentätern.

    Remme: Haben Sie mal nachgedacht über die Motiv-Lage dieser Terroristen?

    Mc Areavey: Ja, habe ich, ich bin aber zu keinem Ergebnis gekommen, weil normalerweise ja immer Geld verlangt wurde oder sonstiges. Die haben verlangt, dass die britischen Truppen abgezogen werden und das ist also utopisch gewesen, was die Leute gefordert haben. Ich weiß nicht, was in denen vorgegangen ist.

    Remme: Sie sitzen ja jetzt in Amman und warten im Prinzip in Anführungsstrichen auf besser Zeiten, dass wieder Hilfe geleistet werden kann. Wo ist für Sie die Schwelle wo sie sagen, jetzt können wir es wieder wagen? Ist das Ihre eigene Entscheidung oder machen Sie das von Beurteilungen anderer abhängig?

    Mc Areavey: Nein, das ist eigentlich unsere eigene Entscheidung. Unser Büro in Bonn überlasst uns unsere Entscheidungen selber. Wir haben uns vorgenommen, dass wir die Wahlen abwarten werden, die Ende Dezember statt finden sollen und dann hoffen wir, dass die Lage besser wird, und dass wir dann wieder vor Ort sein können.

    Remme: Glauben Sie daran, dass Wahlen in dem Sinne statt finden können?

    Mc Areavey: Schwierig zu sagen. Das ist ziemlich zerstritten im Moment im Irak und ich weiß auch nicht, wie die politischen Parteien sich jetzt etabliert haben. Jede versucht natürlich jetzt, einen Teil dieser Macht zu bekommen und ich bin wirklich gespannt, was daraus wird.

    Remme: Frank Mc Areavey war das von der Hilfsorganisation Help aus Amman, Vielen Dank.

    Mc Areavey: Bitteschön, Wiederhören.