Dienstag, 19. März 2024

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Himmelsereignis vor 260 Jahren
Halley ist tot, es lebe der Venusdurchgang!

Im Jahr 1716 veröffentliche Edmond Halley einen Aufsatz, in dem er auf den Durchgang der Venus vor der Sonne am 6. Juni 1761 hinwies. „Daher empfehlen wir den wissbegierigen Sternenforschern, in deren Hand lange nach unserem Tode diese Beobachtungen liegen, dass sie sich mit allem Eifer dieser Aufgabe widmen.“

Von Dirk Lorenzen | 06.06.2021
Zuletzt zeigte sich die Venus (dunkler Punkt) am 6. Juni 2012 vor der Sonne, hier von Tromsö aus beobachtet
Zuletzt zeigte sich die Venus (dunkler Punkt) am 6. Juni 2012 vor der Sonne, hier von Tromsö aus beobachtet (D. Lorenzen)
Der Astronom Halley hatte erkannt, dass "die Aufgabe", nämlich das präzise Beobachten dieses Ereignisses von weit entfernten Standorten auf der Erde aus, die Vermessung des Sonnensystems erlaubt. Anhand der Daten eines Venustransits lässt sich die Entfernung Erde-Sonne genau bestimmen – und damit sind die Abstände im gesamten Sonnensystem zu berechnen.
James Cook und der Venustransit
Wie groß das Sonnensystem ist, hat sich erst vor 250 Jahren geklärt – durch die Beobachtungen eines Vorübergangs der Venus vor der Sonnenscheibe.
Heute vor 260 Jahren war es so weit: Die Venus zog für einige Stunden als dunkler Punkt vor der Sonne entlang. Halley hätte fast 105 werden müssen, um sich selbst an den Beobachtungen zu beteiligen – er ist 19 Jahre vor dem Venustransit gestorben. Aber seine guten Gedanken begleiteten die Nachfolger:
"Und wir beten für alles erdenkliche Glück, dass sie nicht durch Wolken um dieses Spektakel gebracht werden und dass sie dann den himmlischen Sphären die genauen Grenzen abtrotzen und zu ewigem Ruhm gelangen."
Von Europa aus war das Schauspiel nur teilweise zu sehen. So reisten manche Astronomen nach Sibirien und Indien, doch gelangen zu wenige Beobachtungen. Erst beim folgenden Venus-Transit acht Jahre später erfüllte sich Halleys Vermächtnis von der Vermessung des Sonnensystems.