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Himmlisches Lichterspiel
Polarlicht-Furcht über Neu-England

Vor 300 Jahren erregte ein Polarlicht über Neu-England Aufsehen. Es sah aus, als ob ein Haus in Flammen steht, berichten Zeitzeugen. Viele hielten das Polarlicht so für eine Ankündigung des Jüngsten Gerichts.

Von Dirk Lorenzen | 11.12.2019
Manchmal schaurig schön: Polarlicht über dem Südpol
Manchmal schaurig schön: Polarlicht über dem Südpol (IceCube / NSF)
"An jenem Abend, gegen etwa 8 Uhr, erschien am Himmel gegen Ost-Nord-Ost ein helles rotes Licht. Es sah aus als stünde ein Haus in Flammen. Bald dehnte es sich von Ost nach West über den gesamten Himmel aus, erreichte etwa 43 Grad Höhe und war gleichmäßig hell."
So berichtet es eine Chronik aus Neu-England. Zwar hatten Siedler auch schon vorher Polarlichter am Himmel wahrgenommen, aber von dem, das heute vor dreihundert Jahren leuchtete, ist eine detaillierte Beschreibung überliefert.
Damals wusste niemand etwas über die physikalischen Hintergründe dieses Leuchtens. Viele hielten das mysteriöse Glühen für eine Ankündigung des Jüngsten Gerichts.
Zu einem Polarlicht kommt es, wenn energiereiche geladene Teilchen von der Sonne in die Erdatmosphäre eindringen und mit den Molekülen der Luft wechselwirken. Polarlichter erscheinen als Bänder, Vorhänge oder Dornen aus rotem, grünem, blauem und violettem Licht. Bei erhöhter Sonnenaktivität gibt es auch mehr Polarlichter.
Der Name Aurora Borealis, die nördliche Morgenröte, geht auf den französischen Astronomen Pierre Gassendi zurück, der ihn 1621 prägte.
Die Cree-Indianer Nordamerikas sahen in dem himmlischen Leuchten ganz entspannt den Tanz der Geister. Die Einwanderer dagegen hielten Polarlichter anfangs stets für Unglücksboten.
Weil der Magnetpol der Erde nicht mit dem geografischen zusammenfällt, gibt es auf unseren Breiten in Nordamerika viel häufiger Polarlichter als in Europa. Die Siedler missverstanden dies als himmlische Warnung.