80 Jahre nach Atombombenabwurf
Hiroshima gedenkt der Opfer - Überlebende und Rotes Kreuz fordern Verbot von Atomwaffen

In der japanischen Stadt Hiroshima ist der Opfer des Abwurfs einer Atombombe durch die USA im Zweiten Weltkrieg gedacht worden. Bei einer Zeremonie zum 80. Jahrestag forderte Bürgermeister Kazumi Matsui die junge Generation auf, den Kampf gegen Atomwaffen fortzusetzen. Eine Überlebende und etliche Organisationen verlangen ein Verbot jeglicher Atomwaffen.

    Gedenken an die Opfer der ersten US-Atombombe auf Hiroshima am 6. August 1945, bei der 70.000 Menschen starben. Viele Tausende erlagen noch Jahre später an den Folgen der Strahlenkrankheit.
    Jedes Jahr gedenkt Japan der Opfer der ersten Atombombe auf Hiroshima am 6. August 1945. (picture alliance / Anadolu / David Mareuil)
    Keiko Ogura, die beim Abwurf vor 80 Jahren acht Jahre alt war, sagte dem Berliner "Tagesspiegel", es mache sie wütend, dass sich nichts verändert habe. Zu jedem Jahrestag äußerten sich hochrangige Politiker betroffen, es werde aber zu wenig für eine atomare Abrüstung unternommen.

    Zuletzt wieder atomare Aufrüstung

    Zuletzt rüsteten die Atommächte laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri wieder auf: Fast alle neun Länder mit Kernwaffen modernisierten und erweiterten derzeit ihre nuklearen Arsenale, heißt es im aktuellen Jahresbericht des Instituts.
    Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und das Japanische Rote Kreuz teilten anlässlich des Jahrestages mit, keine humanitäre Hilfe könnte das Leid lindern, das durch eine nukleare Explosion in einem besiedelten Gebiet verursacht würde. Es sei "höchst fraglich, ob Atomwaffen jemals in einer Weise eingesetzt werden können, die mit den Grundsätzen und Regeln des humanitären Völkerrechts vereinbar ist".
    Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, ICAN, mahnte stärkere Abrüstungsbemühungen auch in Deutschland an. Das sei "nicht nur moralische Pflicht, sondern auch sicherheitspolitische Notwendigkeit", erklärte der Vorstand von ICAN Deutschland, von Lieven, in Berlin. Diese Massenvernichtungswaffen bedeuteten eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit.

    Forscher kritisiert neue Drohungen mit Atombomben

    Der Leiter des Forschungsbereits Rüstungskontrolle am Institut für Friedensforschung in Hamburg, Ulrich Kühn, warnte vor einem Rüstungswettlauf. Er sagte im SWR, es gebe immer mehr mehr Staatsführer wie US-Präsident Trump, die öffentlich mit Atombomben drohten. Diese neue Entwicklung breche "das nukleare Tabu, dass man 80 Jahre lang keine nuklearen Waffen eingesetzt hat".
    Papst Leo XIV. bezeichnete die Ereignisse in Hiroshima als "universelle Mahnung gegen die Zerstörung, die Kriege verursachen". Er sprach von einer "illusorischen Sicherheit, die auf der Drohung der gegenseitigen Vernichtung beruht". Diese sollte Instrumenten der Gerechtigkeit und dem Dialog weichen.

    Hunderttausende Tote

    Am 6. August 1945 um acht Uhr 15 hatte ein US-Bomber die Atombombe über Hiroshima abgeworfen. Zu diesem Zeitpunkt legten die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung in Hiroshima heute eine Schweigeminute ein. Bei der Detonation der Bombe wurden zehntausende Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt sofort getötet.
    Drei Tage später warfen die USA eine zweite Atombombe über der Stadt Nagasaki ab, die ebenfalls Zehntausende tötete. Schätzungen zufolge starben bis Ende 1945 etwa 230.000 Menschen. In den Jahren danach kamen auch wegen der Strahlenfolgen viele hinzu. Kurz nach dem Bombenabwurf über Nagasaki kapitulierte das japanische Kaiserreich, was die Kampfhandlungen im pazifischen Raum beendete.

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    Diese Nachricht wurde am 06.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.