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Historische Entdeckung vor 125 Jahren
Röntgen, seine Strahlen und der heiße Kosmos

Heute Nacht vor 125 Jahren entdeckte der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen die nach ihm benannten Strahlen. Bei seinen Experimenten in Würzburg bemerkte er durch Zufall die X-Strahlen, wie er das Phänomen bezeichnete.

Von Dirk Lorenzen | 07.11.2020
Röntgenaufnahme der "Hand Gottes" beim Pulsar B1509
Röntgenaufnahme der „Hand Gottes“ beim Pulsar B1509 (NASA/JPL-Caltech/McGill)
Diese Strahlen drangen – anders als "normales" Licht – auch durch dicke schwarze Pappe hindurch. Wenige Wochen später bat Wilhelm Conrad Röntgen seine Frau Berta ins Labor, um eine Aufnahme ihrer Hand zu machen. Deutlich sind die Knochen und der Ehering zu sehen: Dies war der Anfang der Radiologie.
Damals ahnte niemand, dass die Röntgenstrahlen auch für die Astronomie eine enorme Rolle spielen würden. Sie entstehen bei den energiereichsten Prozessen im All, etwa im Millionen Grad heißen Gas der Sonnenatmosphäre oder wenn glühende Materie in ein Schwarzes Loch stürzt.
XMM-Newton in der Umlauf um die Erde (Zeichnung)
Der ESA-Satellit für den Röntgenhimmel: XMM-Newton (ESA)
Weil die Erdatmosphäre die himmlischen Röntgenstrahlen absorbiert, sind für die Beobachtung Satellitenteleskope nötig. Zwar lässt sich das Universum – anders als Menschen oder Material auf der Erde – nicht mit Röntgenstrahlen durchleuchten. Aber diese intensive Strahlung entsteht an zahllosen Stellen im Kosmos, in denen es buchstäblich heiß her geht.
Eine besonders hübsche Röntgenquelle ist die Materie, die nach einer Sternexplosion durch das Sternbild Zirkel wabert und von der Strahlung eines Pulsars zum Leuchten angeregt wird.
Die heißen Gasschwaden in 17.000 Lichtjahren Entfernung sehen aus wie eine Hand. Die NASA sieht dort die "Hand Gottes". Aber vermutlich ist es eher die kosmische Ausgabe der Hand von Berta Röntgen.