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Hochschulen in Spanien
Teuer studieren dank Bologna

Spanien begann erst 2010, seine Studienordnungen den Bologna-Kriterien anzupassen. So musste das Land den Umstellungsprozess mitten in der tiefsten Wirtschaftskrise bewältigen. Die Zeche für die gekürzten öffentlichen Ausgaben für Unis zahlen die Studenten. Besonders teuer sind die Master-Studiengänge.

Von Hans-Günter Kellner | 26.06.2019
Garten im Innenhof der Universität Barcelona
Ein Studienjahr in Katalonien, etwa an der Universität Barcelona, kostet deutlich mehr als in Galizien (dpa / picture alliance / Robert B. Fishman)
An der Complutense Universität in Madrid werden dieser Tage noch die letzten Klausuren geschrieben und Abschlussarbeiten präsentiert. Auch Ivan Fuerte freut sich auf den Sommer. Er steht kurz vor dem Abschluss seines Bachelor in Politik - nach vier Jahren wohlgemerkt, nicht nach drei:
"Wir sind da wirklich etwas Besonderes. Unser Bachelor dauert vier Jahre, statt drei wie fast überall. Man hat damals bei der Umsetzung einfach geschaut, wie man die vorhandenen vierjährigen Studiengänge dem Bologna-Schema anpassen kann, statt sie neu zu entwickeln. Aber das längere Studium hat auch Vorteile. Der teure Masterstudiengang ist damit ein bisschen günstiger, wenn er nur ein Jahr statt zwei Jahre dauert."
An Master-Titeln verdienen Professoren mit
Ivan Fuerte gehört dem Studierendenverband CREUP an. Noch immer gebe es Probleme bei der Anerkennung von Auslandsjahren, kritisiert er, weil die Inhalte europaweit nicht identisch seien. Was ihn aber am meisten stört, sind die hohen Studiengebühren, insbesondere bei den Master-Abschlüssen.
"An vielen Master-Titeln verdienen die Professoren mit, sie entwerfen das ganze Programm. Dennoch müssen Studenten einen Master machen, der Arbeitsmarkt verlangt das. Der Bachelor bildet zu allgemein aus – abgesehen von den Ingenieursstudiengängen. Politik ist ein schönes Fach, aber es spezialisiert mich für keine konkrete Tätigkeit. So muss ich einen Master machen, in Personalführung, Verwaltung - oder etwas ähnliches."
Starke regionale Unterschiede bei den Gebühren
Den er sich allerdings erst mal gar nicht leisten kann. Die Studiengebühren haben sich mit der Bologna-Reform fast verdreifacht und schwanken regional stark: Kostet ein Studienjahr in Galicien knapp 700 Euro, sind es in Katalonien mehr als 2.000 Euro. Der Master kann in einer Region wie Madrid mehr als 3.000 Euro kosten. Für manche Professoren sei ein Master auch eine wichtige persönliche Einnahmequelle, kritisieren Studierende. Sie meinen Mastertitel, bei denen Institute gemeinsam mit Unternehmen kooperieren, die eher anwendungsorientiert als akademisch relevant sind. Angel Pazos von der spanischen Rektorenkonferenz sagt dazu:
"Es wird viel über die Preise der Master-Titel gesprochen. Die offiziellen Titel kosten im Schnitt etwa 1.800 Euro, in manchen Regionen auch deutlich mehr. Das ist sehr teuer. Wir wünschen uns, dass sie genauso viel kosten wie ein Jahr im Bachelor. Aber dazu kommen noch die anwendungsorientierten Mastertitel, die bis zu 8.000 Euro kosten. Aber diese Master sind private Titel, damit darf man nicht einmal promovieren."
Doch es sind die Regionalverwaltungen, nicht die Hochschulen, die die Studiengebühren festlegen, betont der Hochschullehrer. Er gibt zu bedenken: Der Bologna-Prozess ist in Spanien mitten in der tiefsten Wirtschaftskrise des Landes umgesetzt worden. Die Bildungspolitiker senkten in dieser Zeit die öffentlichen Ausgaben für die Unis und schraubten dafür die Studiengebühren in die Höhe.
DAAD zieht positive Zwischenbilanz
Auch Marc Reznicek vom Büro des DAAD in Madrid sieht vieles, wo es im Bologna-Prozess in Spanien noch hakt. So müsse in Spanien noch während des einjährigen Masters die Abschlussarbeit geschrieben werden, während in Deutschland dafür zwei Jahre Zeit seien. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Doch Reznicek zieht eine positive Zwischenbilanz:
"Dadurch, dass die Struktur der Studiengänge ähnlich sein muss, hat Bologna dazu geholfen, dass man gemeinsame Studiengänge entwerfen kann. Hier in Spanien gibt es sehr viele Studiengänge mit Deutschland - etwa 100 - die der DAAD auch fördert. Da gibt es auch die Möglichkeit, dass man ein Curriculum gemeinsam entwickelt. Innerhalb dieses Curriculums ist auch ein Auslandsjahr in der anderen Uni integriert. Die gesamten Credits werden voll anerkannt. Das wird sehr stark nachgefragt und ist für die Studierenden auch sehr attraktiv."