Platzeck: Die erste Stufe - das ist ja ein zweistufiges Verfahren hier im Kreis Prignitz - läuft. Wir sitzen gerade hier in Wittenberge, und der Vorbereitungsstand ist eigentlich ein sehr guter. Das konnten alle Einsatzleiter bestätigen. Es sind insgesamt 9.000 Menschen im Moment hier im Einsatz, was natürlich auch logistische eine Riesenherausforderung ist. Was sich als sehr gut erwiesen hat, war die gestern nicht einfach zu treffende Entscheidung, Wasser in den Kreis Havelland zurückzuleiten, also in das Havel-Gebiet. Da werden die Polder geflutet. Das hat insgesamt der Prignitz wahrscheinlich jetzt schon eine Ersparnis von einem Viertel Meter Pegelstand gebracht, das heißt das hat eine erhebliche Entlastung gebracht. Trotzdem muss man sagen - und das werden wir auch nach der Katastrophenstabssitzung den Menschen hier sagen müssen: Die erste Phase haben wir sehr gut überstanden, aber es geht jetzt eigentlich erst richtig los. Man merkt es auch - und das war ja auch in Mühlberg im Süden so: Die großen Deichrutschungen kommen erst nach drei, vier Tagen, wenn die Deiche dem Druck kaum noch Stand halten. Darauf müssen wir uns in den nächsten Stunden einstellen, und deshalb haben die Evakuierungsmaßnahmen auch ihren tieferen Sinn.
Durak: Wenn die Deiche so aufgeweicht sind und im wahrsten Sinne des Wortes zerfließen könnten, wie viel Deiche sind betroffen?
Platzeck: Wir haben immerhin eine Verteidigungslinie von 75 km. Das ist - das kann sich jeder vorstellen - wirklich eine lange Strecke, und ich habe Ihnen die Zahl der Einsatzkräfte gesagt. Es gilt jetzt natürlich, sie immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu haben. Es handelt sich größtenteils um sehr unwegsames und feuchtes Gelände. Sie haben die Bilder gesehen. Hinter den Deichen ist Qualmwasser. Man steht da manchmal knietief drin. Die Herausforderung der nächsten Tage wird sein, zur rechten Zeit, mit genügend Leuten und genügend Material an der richtigen Stelle zu sein, aber wir haben ein tief gestaffeltes logistisches System aufgebaut gemeinsam mit der Bundeswehr und anderen Hilfskräften, so dass wir denken, wir könnten es schaffen, wenn die Rutschungen nicht zu groß wären, also in Mühlberg, mit 130 m Riss im Deich, das war schon eine Herausforderung. Wenn wir davon mehrere kriegen, dann werden wir in richtige Probleme kommen. Aber wir versuchen uns darauf einzustellen, denn kommen wird es mit Sicherheit. Das geht nicht einfach so vorbei, weil die Deiche einen solchen Druck über eine lange Zeit noch nie haben aushalten müssen.
Durak: Es kommt dann auch die Zeit, wo es wieder trocken ist und wir an das nächste Hochwasser denken müssen. Ist es dringend geboten, in Deutschland den Deichschutz bundesweit von mir aus zu koordinieren?
Platzeck: Wissen Sie, ich glaube, dass mindestens drei Sachen dabei eine Rolle spielen. Das Eine ist: Wir müssen sehr schnell nach diesem Elbhochwasser - ich rede mal für unser Land - die Deiche dort, wo das noch nicht geschehen ist, und wo sie jetzt Schaden genommen haben, neu bauen beziehungsweise sanieren - das haben wir ja auch an der Oder mit 100 km in einer sagenhaft kurzen Zeit gemacht - und noch ein bisschen erhöhen. Es ist natürlich finanziell eine unheimliche Herausforderung. Man muss mal sagen, dass 1 km Deich mindestens 750.000 Euro kostet. Das Zweite ist: Wir müssen da, wo es irgendwie geht - wir wollten es bei der Elbe machen, wir waren beim Bauen -, die Chance nutzen, die Deiche etwas ins Land zurückzuverlegen, damit der Ausbreitungsraum größer wird. Und dann hoffe ich, bei allen Sorgen, die wir im Moment hier vor Ort haben, dass der Umweltgipfel in Johannesburg, der dieser Tage beginnt, wirklich Ergebnisse bringt, die mittel- und langfristig die Gefahr vermindern, dass wir alle fünf Jahre mit solchen außergewöhnlichen Wetterereignissen konfrontiert werden, denn das wird man mit Deich höher bauen am Ende einfach volkswirtschaftlich nicht mehr tragen und bezahlen können. Was Sie mit der Organisationsform gesagt haben, kann ich nur für unser Land sagen: Wir sind da eigentlich ganz zufrieden. Wir haben sowohl im Süden - da haben wir das Land trocken halten können - als auch im Norden organisatorisch eigentlich keine Probleme, weil hier ein Rad ins andere greift, und das geht eigentlich reibungslos.
Durak: Vielen Dank für das Gespräch.
Link: Interview als RealAudio
Durak: Wenn die Deiche so aufgeweicht sind und im wahrsten Sinne des Wortes zerfließen könnten, wie viel Deiche sind betroffen?
Platzeck: Wir haben immerhin eine Verteidigungslinie von 75 km. Das ist - das kann sich jeder vorstellen - wirklich eine lange Strecke, und ich habe Ihnen die Zahl der Einsatzkräfte gesagt. Es gilt jetzt natürlich, sie immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu haben. Es handelt sich größtenteils um sehr unwegsames und feuchtes Gelände. Sie haben die Bilder gesehen. Hinter den Deichen ist Qualmwasser. Man steht da manchmal knietief drin. Die Herausforderung der nächsten Tage wird sein, zur rechten Zeit, mit genügend Leuten und genügend Material an der richtigen Stelle zu sein, aber wir haben ein tief gestaffeltes logistisches System aufgebaut gemeinsam mit der Bundeswehr und anderen Hilfskräften, so dass wir denken, wir könnten es schaffen, wenn die Rutschungen nicht zu groß wären, also in Mühlberg, mit 130 m Riss im Deich, das war schon eine Herausforderung. Wenn wir davon mehrere kriegen, dann werden wir in richtige Probleme kommen. Aber wir versuchen uns darauf einzustellen, denn kommen wird es mit Sicherheit. Das geht nicht einfach so vorbei, weil die Deiche einen solchen Druck über eine lange Zeit noch nie haben aushalten müssen.
Durak: Es kommt dann auch die Zeit, wo es wieder trocken ist und wir an das nächste Hochwasser denken müssen. Ist es dringend geboten, in Deutschland den Deichschutz bundesweit von mir aus zu koordinieren?
Platzeck: Wissen Sie, ich glaube, dass mindestens drei Sachen dabei eine Rolle spielen. Das Eine ist: Wir müssen sehr schnell nach diesem Elbhochwasser - ich rede mal für unser Land - die Deiche dort, wo das noch nicht geschehen ist, und wo sie jetzt Schaden genommen haben, neu bauen beziehungsweise sanieren - das haben wir ja auch an der Oder mit 100 km in einer sagenhaft kurzen Zeit gemacht - und noch ein bisschen erhöhen. Es ist natürlich finanziell eine unheimliche Herausforderung. Man muss mal sagen, dass 1 km Deich mindestens 750.000 Euro kostet. Das Zweite ist: Wir müssen da, wo es irgendwie geht - wir wollten es bei der Elbe machen, wir waren beim Bauen -, die Chance nutzen, die Deiche etwas ins Land zurückzuverlegen, damit der Ausbreitungsraum größer wird. Und dann hoffe ich, bei allen Sorgen, die wir im Moment hier vor Ort haben, dass der Umweltgipfel in Johannesburg, der dieser Tage beginnt, wirklich Ergebnisse bringt, die mittel- und langfristig die Gefahr vermindern, dass wir alle fünf Jahre mit solchen außergewöhnlichen Wetterereignissen konfrontiert werden, denn das wird man mit Deich höher bauen am Ende einfach volkswirtschaftlich nicht mehr tragen und bezahlen können. Was Sie mit der Organisationsform gesagt haben, kann ich nur für unser Land sagen: Wir sind da eigentlich ganz zufrieden. Wir haben sowohl im Süden - da haben wir das Land trocken halten können - als auch im Norden organisatorisch eigentlich keine Probleme, weil hier ein Rad ins andere greift, und das geht eigentlich reibungslos.
Durak: Vielen Dank für das Gespräch.
Link: Interview als RealAudio