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Hochwertiges Eiweiß und viel Vitamine

Schon die Kelten und die alten Ägypter kannten Dinkel. Das ist eine Urform des Weizens. Traditionelles Anbaugebiet bei uns ist Schwaben, aber auch in Schleswig-Holstein wächst inzwischen Dinkel. Vor allem auf den Feldern von Ökobauern, und deshalb sind die Backwaren aus Dinkel vorzugsweise in Bioläden und Reformhäusern zu bekommen. Sie schmecken ein bisschen anders als Brot oder Gebäck aus Weizenmehl. Probieren lohnt sich.

Von Isa-Maria Kuhn |
    Bei der Firma Gut Rosenkrantz im schleswig-holsteinischen Neumünster: 20.000 Tonnen Brotgetreide, Ölsaaten und Trockenfrüchte werden aus der Lagerhalle an 150 Bäckereien im Norden ausgefahren. Jetzt, kurz nach der Ernte, läuft die Getreidereinigung und Abpackung auf Hochtouren. Gabelstapler fahren geschäftig durch die Hallen. Ernst Friedemann von Münchhausen ist Landwirt auf einem der größten Ökobetriebe im Lande und vermarktet seit ein paar Jahren von Neumünster aus auch Biogetreide. Seine Lieferanten werden dieses Jahr weniger an der Ernte verdienen. Rund vier Euro für den Doppelzentner liegen die Preise unter dem
    Vorjahresniveau:

    Wir gehen in diesem Jahr von einer hohen Erntemenge aus und das hat zur Folge, dass das schon auf die Preise drückt, zumal eben der Export von Deutschland in andere EU-Staaten mit Ökogetreide etwas schwieriger zu sehen ist. Und wir werden je nach Qualität entsprechende Zuschläge zahlen an die Landwirte, um also auch das Bewusstsein der Qualitätsproduktion zu fördern.

    Die Getreidepreise sind dieses Jahr also niedriger als 2003, dafür stimmt die Erntemenge bei Hafer und Dinkel. Rund 40 Doppelzentner konnten durchschnittlich pro Hektar gedroschen werden. Jetzt liegen in der Lagerhalle der Handelsgesellschaft für Naturprodukte auf den Paletten je 30 Säcke mit 25 Kilo Dinkel. Elke zu Münster ist Diplom-Agraringenieurin. Sie möchte noch mehr Bäckereien für den unkompliziert anzubauenden Dinkel gewinnen:

    Vermahlen und verbacken ist das eigentlich sehr bezeichnend, dass da dieser nussartige Geschmack ist. Optisch unterscheidet sich der Dinkel vom Weizen. Er ist länglicher und an einer Seite abgeflacht. Das Wichtige ist aber, was im Korn drin ist.

    Und was Gutes in der Urform des Weizens steckt und warum immer mehr Bäcker Dinkel statt Roggen in den Teig mischen, erzählt Dr. Ingrid Reverts aus der Verbraucherzentrale Kiel:

    Es gibt vergleichsweise mit anderen Getreidearten noch wenig wissenschaftliche Literatur über Dinkel. Aber dran ist, dass Dinkel auf jeden Fall hochwertige Kohlehydrate und auch einen großen Anteil an Ballaststoffen liefert, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und auch hochwertige Fette, auch ein sehr hochwertiges Eiweiß.

    Dinkel wurde schon im Mittelalter angebaut. Heute ist er aktueller denn je, weil immer mehr Menschen unter Lebensmittelallergien leiden. Sie reagieren mit Ausschlag, Atemnot und geschwollenen Nasenschleimhäuten auf Nüsse, Meeresfrüchte oder Milchprodukte. Auch Getreideeiweiß kann zu unerfreulichen allergischen Reaktionen führen. Hier kann Dinkel ein Ausweg sein, sagt die Kieler Ernährungswissenschaftlerin:

    Die Weizeneiweißallergie ist sehr weit verbreitet und hier bietet der Dinkel eine Alternative.Und aus diesem Grund lohnt es sich vielleicht, die Ernährungsberaterin oder den Arzt zu fragen, ob einmal auf Dinkel getestet werden kann, denn Dinkel wird vielfach besser vertragen. Darüber hinaus zeigt uns die Praxis, dass Dinkel bei Neurodermitis viel besser vertragen wird.

    Und noch einen Vorzug hat das Getreide: Dinkel hält Backwaren länger frisch, so die Expertin aus der Verbraucherzentrale.