Archiv


Höhn: Ausbreitung der Vogelgrippe durch Vorbeugung verhindern

Die Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Verbraucherschutz, Bärbel Höhn, verlangt wegen der Vogelgrippe verstärkte Kontrollen auf deutschen Flughäfen. Auch auf Busbahnhöfen mit Reisenden aus Osteuropa und der Türkei müssten die Stichproben ausgeweitet werden, sagte die Grünen-Politikerin. Die Gefahr durch illegale Einfuhren von Fleisch oder Federn sei weitaus höher als durch Zugvögel.

Moderation: Friedbert Meurer |
    Friedbert Meurer: Bund und Länder wappnen sich, wie gehört, gegen die Vogelgrippe. Aber wie weit ist Schutz überhaupt möglich, was muss und kann getan werden? Dazu begrüße ich am Telefon Bärbel Höhn, die Vorsitzende des Verbraucherschutzausschusses des Deutschen Bundestags von Bündnis 90/Die Grünen. Guten Tag, Frau Höhn.

    Bärbel Höhn: Guten Tag Herr Meurer.

    Meurer: Bei den Kontrollen, die es gestern gegeben hat, sind allein in Hessen, wohl bedingt auch durch den Frankfurter Flughafen, 300 Kilogramm Geflügel bei Reisenden beschlagnahmt worden. Wie groß ist die Gefahr, dass gerade von privater Seite aus verseuchte Produkte eingeschleppt werden?

    Höhn: Also die Gefahr, dass auch über illegale Geflügeltransporte das Virus hier rein kommt, ist sicher höher als das durch Vogelzug. Das ist auch das, was immer auch vom Bundesministerium sehr deutlich klar gemacht worden ist. Und deshalb ist es wichtig, dass diese Kontrollen auf Flughäfen oder auf Busstationen ausgeweitet werden.

    Meurer: Wieso ist die Gefahr größer als durch Zugvögel?

    Höhn: Also, wir werden im Frühjahr ja die Vögel aus Afrika erwarten. Afrika ist aber kein belastetes Gebiet und von daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mit dem Virus im Koffer hierher kommt und dieses Virus dann über seine Kleider in irgendeinen Stall trägt und das hier eben ausbrechen kann, wird von den Experten höher eingeschätzt.

    Meurer: In Berlin wird ja jetzt schon überlegt und nachgedacht über eine erneute Stallpflicht, die ist ja schon einmal gegeben hat. Halten Sie es für verfrüht zu sagen, die brauchen wir im Februar und im März wieder?

    Höhn: Also bei der Stallpflicht muss man einfach mal gucken, woher kommen die Vögel, kommen sie aus belasteten Gebieten. Wenn sie aus belasteten Gebieten kommen, ist eine Stallpflicht notwendig. Aber dass man eben sagt, der Hauptübertragungsweg seien Zugvögel, das ist falsch. Sondern eine größere Gefahr geht eben auch von Busstationen, also zum Beispiel von illegalen Transporten von Tieren oder Fleisch aus.

    Meurer: Aber, wenn man ganz sicher gehen will, brauchen wir die Stallpflicht?

    Höhn: Ja, ich sage ja, wenn die Vögel aus einem Gebiet kommen, wo das Virus vorhanden ist, muss man auch die Stallpflicht machen, eindeutig. Also das ist dann auch ein Teil der Maßnahmen.

    Meurer: Nur wird man immer genau wissen, woher die Zugvögel kommen?

    Höhn: Nee, das wissen die Biologen schon sehr genau. Und zwar können sie das sehr genau einschätzen, zu welchen Zeiten , welche Vögel aus welchen Regionen kommen. Das weiß man über die Beringung mittlerweile ja sehr exakt.

    Meurer: Lassen Sie uns reden, Frau Höhn, über die Kontrollen an Flughäfen und an Busstationen. Wie aufwändig ist das ihrer Einschätzung nach, jedem Reisebus der aus der Türkei kommt oder von Balkanstaaten, alle Passagiere daraufhin zu überprüfen, ob sie im Gepäck wirklich Geflügel, Federn oder Souvenirs mit dabei haben?

    Höhn: Ja, der entscheidende Punkt ist ja, dass das Maßnahmen sind, die vorbeugend sind. Also die dazu führen, das ist ja auch das Ziel, dass möglicht die Vogelgrippe gar nicht erst ausbricht. Und dafür sind diese Maßnahmen besonders wichtig und hilfreich. Und deshalb ist es auch wichtig, diese Maßnahmen eben auszudehnen. Es ist doch klar, wenn man nur einzelne Stichproben macht und nur ganz wenige damit letzten Endes erreicht, dann ist die Gefahr, dass das Virus eingeschleppt wird auch größer. So, und deshalb ist es wichtig, dass man hier versucht vorbeugend dafür zu sorgen, dass das Virus erst gar nicht nach Deutschland kommt.

    Meurer: Wie umfangreich soll denn ihrer Meinung nach kontrolliert werden, wenn sie mehr als Stichproben fordern?

    Höhn: Na, die entscheidende Frage ist ja auch, kann man die Stichproben noch ausweiten und kann man die Reisenden nicht auch stärker darüber informieren. Denn die meisten der Reisenden sind sich der Gefahr dessen, was sie da vielleicht mit einschleppen, gar nicht bewusst. Also, deshalb muss auch die Öffentlichkeitsarbeit darüber einfach verstärkt werden.

    Meurer: Wer kann darüber entscheiden, dass das ausgeweitet wird, ist das die Aufgabe des Zolls, hat der Zoll genügend Personal, um das zu leisten?

    Höhn: Letzten Endes sind es die Länder, und letzten Endes ist es dann auch eine Aufgabe an den Flughäfen selber zum Beispiel, oder an den Busstationen, also Aufgabe der Länder. Sie müssen doch folgendes sehen, wenn die Geflügelpest erst mal da ist, oder, das ist ja der landläufige Begriff, oder die Vogelgrippe, dann sind die Maßnahmen, die man treffen muss und der Aufwand, den man treffen muss, extrem hoch. Sie wissen, dass wir vor zwei Jahren, oder vor drei Jahren jetzt, eine Vogelgrippe, einen einzigen Fall in Deutschland hatten, aber das, was das an wirtschaftlichen Konsequenzen hatte, das war schon extrem und enorm und deshalb ist natürlich schon der Hauptpunkt zu vermeiden, dass das Virus überhaupt herkommt.

    Meurer: Empfehlen sie eigentlich den Verbrauchen beim Einkauf von Geflügel schon genau darauf zu achten wo es herkommt und gegebenenfalls eben auf deutsche Ware beispielsweise auszuweichen?

    Höhn: Also für einen ganz normalen Verbraucher besteht keine Gefahr. Deshalb finde ich auch ganz wichtig, dass wir da keine Panik machen. Auch zum Beispiel keine Gefahr sich anzustecken. Also der erste Punkt ist, wenn die Geflügelpest, oder die Vogelgrippe, hier schon wäre, würden wir das ganz schnell merken, dann haben sie einfach in den Ställen die Tiere, die kippen innerhalb kürzester Zeit um, das merkt man, und wir haben mittlerweile auch ein gutes Kontrollsystem in ganz Deutschland, das auch noch so lange dauern würde, wie zum Beispiel jetzt auch in der Türkei, das auch öffentlich wird. Das heißt, der Verbraucher, der ganz normale Verbraucher, der eben nicht in Ställen ist und der eben auch, wenn er Geflügel kauft, hat das auch keine Federn mehr, der muss sich da keine Gedanken machen. Also ich glaube da müssen wir auch aufpassen, dass wir da nicht zu eine Hysterie kommen.

    Meurer: Man muss sich auch keine Gedanken machen, wenn man einen türkischen Imbissladen oder Einzelhändler aufsucht?

    Höhn: Also der entscheidende Punkt ist, dass das Virus eben, zum Beispiel an den Federn sein kann, oder eben auch im Fleisch. So, und wenn sie ein ganz normales Geflügel kaufen ohne Federn, dann ist die Gefahr nicht da. Wenn hier zum Beispiel ein türkischer Händler ein Tier hätte, das aus einem Bestand kommt, also das Lebendgeflügel wird ja nur sehr selten, zumindest nicht für den Handel aus der Türkei hierher gebracht, dann stammt dieses Tier ja auch aus Gebieten, die eben nicht belastet sind, und insofern muss man diese Gefahr eben auch nicht sehen. Sie müssen auch sehen, ein solches Tier verendet unglaublich schnell. Also, deshalb nennen ja viele das Geflügelpest, weil das innerhalb kürzester Zeit den gesamten Bestand hinrafft. Und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, ein krankes, totes Tier hier in Deutschland zu kaufen, die ist, ja ich würde sagen, nahezu bei Null. Die Verbraucher müssen da wirklich keine Angst davor haben

    Meurer: Das war Bärbel Höhn, sie ist die Vorsitzende des Verbraucherschutzausschusses des Deutsche Bundestags. Frau Höhn, herzlichen Dank und Auf Wiederhören.

    Höhn: Bitteschön.