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Hoffnung für Donald Klein

Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn hofft auf eine baldige Freilassung des im Iran inhaftierten Deutschen Donald Klein. Bei politischen Gesprächen im Iran habe er ein Signal bekommen, "dass vielleicht Bewegung drin wäre". Klein war im November 2005 bei einer Angeltour in iranische Hoheitsgewässer geraten und im Januar 2006 zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Somit stünde ihm noch ein halbes Jahr im Gefängnis bevor.

Moderation: Dirk Müller |
    Dirk Müller: Reichen die beschlossenen Sanktionen aus, um den Iran vom umstrittenen Atomprogramm abzubringen beziehungsweise Teheran zu zwingen, die internationalen Kontrollauflagen zu akzeptieren? Eine Frage, die die internationale Staatenwelt spaltet. Den einen gehen die Auflagen nicht weit genug, für andere wiederum machen sie per se keinen Sinn. Die Atompolitik wie auch die Irak- und Libanon-Politik des Iran sind im Fokus der aktuellen Beobachtung. Für die deutsche Seite kommt ein weiterer Aspekt dazu: der Pfälzer Donald Klein, der seit 14 Monaten in Haft sitzt in Teheran, weil er in iranischen Hoheitsgewässern geangelt hat. Die Bundesregierung hat sich für die Freilassung eingesetzt, doch bislang ohne Erfolg.

    Im Iran in Isfahan, Ort der Atomanlage, ist jetzt Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn am Telefon. Guten Morgen!

    Fritz Kuhn: Guten Morgen, Herr Müller!

    Müller: Herr Kuhn, Sie waren gestern bei Donald Klein. War das ein Besuch bei einem Verzweifelten?

    Kuhn: Ich habe ihn eine Stunde lang im Teheraner Gefängnis sprechen können, und er hat mir einen ganz guten Eindruck gemacht. Er war vor einem halben Jahr sehr depressiv, sehr verzweifelt. Er hat sich jetzt aber wieder etwas gefangen. Natürlich geht es ihm nur den Umständen entsprechend gut. Er will in die Freiheit. Und es zermürbt ihn, dass er noch nicht sicher weiß, wann er genau rauskommt. Wir haben bei den iranischen Regierungsvertretern, mit denen wir gesprochen haben, und auch im Parlament den Fall natürlich vorgetragen und darauf gedrängt, dass er frei gelassen wird vor der Zeit. Er hat auch ein Signal bekommen, und wir haben es auch bekommen, dass vielleicht Bewegung drin wäre, aber das ist nur eine Hoffnung. Da gibt es keine Gewissheit und keine Termine. Jedenfalls ist ein Druck da, dass er rauskommt, und die Besuche, die er jetzt haben kann - es kommt ein evangelischer Pfarrer einmal in der Woche, die Botschaft besucht ihn oder solche Besuche, wie ich es gestern hatte -, die tun ihm natürlich auch gut.

    Müller: Wie wird Donald Klein im Gefängnis behandelt?

    Kuhn: Er schildert, dass er gut behandelt wird. Was heißt gut behandelt? Er lebt und ist gefangen in einem Raum, in dem 12 bis 16 Mitgefangene sind. Aber er sagt, es sind keine Schwerstkriminellen, und sie behandeln ihn gut und die anderen Gefangenen fast gastfreundlich. Aber es ist halt ein Knast unter Bedingungen, die man sich andererseits nicht vorstellen kann. Jedenfalls: Er hat nicht geklagt und wird schon den Verhältnissen entsprechend gut behandelt.

    Müller: Ist Donald Klein ein politischer Gefangener?

    Kuhn: Das ist schwer zu sagen. Ich will das jetzt auch nicht von hieraus bewerten, weil: Hauptziel ist ja, dass er jetzt rasch frei kommt. Er ist ja als Hochseefischer gefangen worden, weil das Boot in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen ist. Selbstverständlich ist das ein mit 18 Monaten völlig überzogenes Delikt, und so könnte es schon sein, dass es politischen Charakters ist, aber man sollte es auch nicht überhöhen. Wichtig ist jetzt, dass er rauskommt. Darauf kommt es an. Des weiteren wollen wir nicht spekulieren, sondern hoffen, dass er bald heraus kommt.

    Müller: Herr Kuhn, ich muss dennoch einmal nachfragen, denn es hat ja mehrere Berichte auch in deutschen Zeitungen, in deutschen Magazinen gegeben, wonach Donald Klein als Faustpfand Teherans gehalten werden soll, im Austausch möglicherweise für verurteilte Mykonos-Attentäter, die wiederum in Deutschland einsitzen. Ist da was dran?

    Kuhn: Ich will mal sagen: Ich glaube nicht, dass wir mit Gerüchten den Herrn Klein jetzt rausbringen. Deswegen will ich mich an den Spekulationen nicht beteiligen. Wenn der Fall abgeschlossen ist, muss man darüber noch mal diskutieren, aber jetzt muss er rauskommen, und zwar weil es starken Druck aus Deutschland gibt, dass dies geschieht. Bundespräsident Köhler hat ja ein Gnadengesuch gemacht und in die Situation will ich nicht reinspekulieren, denn das Ziel ist, dass er jetzt rauskommt, und daran möchte ich mich auch halten.

    Müller: Wechseln wir das Thema. Sie sind jetzt in Isfahan, am Ort der Atomanlage. Haben Sie in irgendeiner Form die Möglichkeit, etwas zu sehen, etwas zu inspizieren?

    Kuhn: Nein, das ist nicht möglich. Wir schauen jetzt gerade die Stadt Isfahan an. Wir haben viele Gespräche zu der Atomfrage geführt. Nach dem Sicherheitsratsbeschluss gibt es ja doch im Iran auch eine gewisse Diskussion darüber. Ich habe immer dafür plädiert in den Gesprächen, auch mit dem stellvertretenden Außenminister, dass man jetzt wieder an den Verhandlungstisch kommen muss. Die Iraner verstehen letztlich nicht, dass man ihnen die Technologie nicht geben will, weil sie nicht verstehen, dass es ein Misstrauen gibt gegen die Frage, dass es auch militärisch genutzt werden kann. Ich habe versucht, deutlich zu machen in vielen, vielen Gesprächen, dass man natürlich auch die aggressiven Töne Präsident Ahmadinedschads gegen die Israelis oder in dieser Holocaust-Frage sehen muss. Ich will nur sagen: Solche Gespräche sind deswegen wichtig, weil man nicht nur über den Iran sprechen darf, sondern auch mit iranischen Politikern. Deswegen halte ich es auch für einen Riesenfehler von Bush, dass er den Vorschlägen der Baker-Kommission nicht gefolgt ist und direkt mit dem Iran spricht und mit Syrien. Ich hoffe, dass die Bundesregierung diesen Fehler von Bush nicht auch mitmacht.

    Müller: Der Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn war das, live aus Isfahan im Iran. Vielen Dank für das Gespräch.

    Kuhn: Ich danke Ihnen.