Christoph Heinemann: Es gibt gute Nachrichten. Nach mehr als einem Jahrzehnt blutiger Konflikte hat sich die Lage im Kongo nach einem Bericht von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon deutlich beruhigt. Der kongolesische Präsident Kabila habe nach UN-Angaben daher um einen Zeitplan für eine schrittweise Verringerung der UN-Truppen gebeten. Zurzeit sind rund 20.000 UN-Soldaten im Kongo stationiert. - Wir sind mit Rupert Neudeck in der Provinz Süd-Kivu verbunden, dem Gründer der Hilfsorganisationen Cap Anamur und Grünhelme. Guten Morgen!
Rupert Neudeck: Guten Morgen, Christoph Heinemann!
Heinemann: Herr Neudeck, Sie sitzen gerade in einem Auto. Wo genau?
Neudeck: Das ist genau nördlich von Bukavu, der Hauptstadt des Süd-Kivu, und dort wird gerade ein Lkw beladen. Wir haben hier gestern eine neue Schule, ein Gymnasium in dieser Region eröffnen können. Die Tatsache, dass diese neue Schule jetzt hier steht, hat wirklich auch mit der Beruhigung, mit der Verbesserung der Lage in Süd-Kivu und im Kongo zu tun, denn vorher hat man das in den Jahren davor gar nicht machen können. Es gab hier doch verschiedene Milizen, Rebelleneinheiten, die jetzt aber doch durch die gemeinsame Operation von UNO-Truppen und von den ruandischen und den kongolesischen Truppen fast beseitigt worden. Das ist noch nicht ganz, das kann man im Kongo immer nicht sagen, aber es gibt hier einen Aufschwung. Der Präsident des Landes Kabila ist auch fünf ganze Tage in Bukavu gewesen. Das sind nun die Krisenprovinzen hier, der Süd- und der Nord-Kivu, und hat mit dem Vizegouverneur der Provinz, einem aus Deutschland stammenden Kongolesen, Jean Claude Kibala, die nächsten Perspektiven für die Entwicklung im Kongo gelegt. Ich glaube, es gibt gute Nachrichten zu Weihnachten für den Kongo.
Heinemann: Die Namen müssen wir noch mal sorgfältig trennen. Der Präsident heißt Kabila, Sie arbeiten mit Kibala zusammen, dem Vizegouverneur der Provinz. Wie unabhängig sind die Provinzen von der Zentrale und wie gut funktioniert diese Zusammenarbeit?
Neudeck: Ich glaube, nach meiner Einschätzung der Lage - und ich kenne die Region ja hier schon seit 20 Jahren - hat sich in dieser Region doch eine ganze Menge getan. Die Menschen haben zum ersten Mal vielleicht seit 40 Jahren Hoffnung, dass etwas in Richtung Staat und Staatlichkeit hier passiert. Es ist interessant zu wissen, es gibt hier einen Slogan auf Kisuaheli - das ist die Sprache, die die Menschen hier sprechen - in Anlehnung an Barack Obama, der heißt: Ja, wir können es tun. Das zeigt die Aktivierungspotenz, die hier in der Bevölkerung liegt, und Kibala, der ja seit eineinhalb Jahren hier als stellvertretender Gouverneur an der Macht ist, wenn man so sagen kann, versucht alles, um diese Menschen zu aktivieren, damit sie nicht nur mit offenen Händen auf die Hilfe warten, die von außen kommt, sondern dass sie selbst etwas tun. Er versucht auch, die Einnahmen des Landes hier zu generieren. Das ist ja das, was in Deutschland auch immer bekannt geworden ist, das ist eigentlich potenziell ein unglaublich reiches Land, das Diamanten, Gold, Kupfer, Coltan, was wir alle in unseren Handys haben, in einer großen Hülle und Fülle. Aber alles das ist bisher aus dem Lande herausgeschmuggelt worden. Er versucht das jetzt wirklich an den Grenzen auch durch ein Grenz- und Zollregime so für das Land fruchtbar zu machen, dass hier endlich die Bevölkerung vom Reichtum ihres eigenen Landes etwas hat, und wir haben den Eindruck, es gelingt hier auch einiges, aber das kann alles nur langsam gehen, denn er weiß ja, dass die Bevölkerung durch 30 Jahre Mobutu-Herrschaft so kaputt gegangen ist und dass hier der Staat so kaputt gegangen ist, dass das nur langsam über eine Generation wieder neu wachsen wird.
Heinemann: Herr Neudeck, Hillary Clinton, die US-Außenministerin, hat die Region am Kivusee besucht, aus der Sie jetzt gerade berichten. Kann man sagen, dass auch die deutsche Entwicklungspolitik den Kongo wiederentdeckt?
Neudeck: Ja. Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir eine ganz neue Entwicklungspolitik hier für diese Region bekommen, die auch Abstand nehmen muss von den bisherigen Formaten. Wir haben bisher in der Entwicklungspolitik in über 30, 40 Länder die Hilfe ausgegossen. Es ist jetzt wichtig, dass wir das mit einigen wenigen Ländern tun. Ich habe den Eindruck, dass sowohl in der vorigen, wie der jetzigen Bundesregierung der Plan besteht, einen Schwerpunkt zu machen in der Region der großen Seen, wie man geografisch hier sagt, dass man also die Länder Ruanda, Uganda, Tansania und eben Teile vom Kongo, den Süd- und Nord-Kivu, im Grunde mit in eine neue Wirtschaftszone hineinbringt, in der dann deutsche Mittel, auch Investitionen von deutschen Firmen, auch von Solarfirmen und von alternativen Energiefirmen, hier dann ganz besonders willkommen und bereit sind, etwas für diese Entwicklung der Region zu tun. Ich denke, das wäre eine ganz großartige neue Entwicklung und neue Etappe deutscher Entwicklungspolitik, wenn man dahin käme. Ich höre hier von Jean Claude Kibala, der gestern hier an diesem Platz war und die Schule eröffnet hat, dass der neue deutsche Entwicklungshilfeminister Niebel im Januar diese Region und auch Bukavu besuchen wird - also Bukavu und Goma, die beiden Hauptstädte der beiden Provinzen -, Tansania und Ruanda. Das scheint mir ein gutes Zeichen, ein gutes Omen für eine neue Phase der deutschen Entwicklungspolitik zu sein.
Rupert Neudeck: Guten Morgen, Christoph Heinemann!
Heinemann: Herr Neudeck, Sie sitzen gerade in einem Auto. Wo genau?
Neudeck: Das ist genau nördlich von Bukavu, der Hauptstadt des Süd-Kivu, und dort wird gerade ein Lkw beladen. Wir haben hier gestern eine neue Schule, ein Gymnasium in dieser Region eröffnen können. Die Tatsache, dass diese neue Schule jetzt hier steht, hat wirklich auch mit der Beruhigung, mit der Verbesserung der Lage in Süd-Kivu und im Kongo zu tun, denn vorher hat man das in den Jahren davor gar nicht machen können. Es gab hier doch verschiedene Milizen, Rebelleneinheiten, die jetzt aber doch durch die gemeinsame Operation von UNO-Truppen und von den ruandischen und den kongolesischen Truppen fast beseitigt worden. Das ist noch nicht ganz, das kann man im Kongo immer nicht sagen, aber es gibt hier einen Aufschwung. Der Präsident des Landes Kabila ist auch fünf ganze Tage in Bukavu gewesen. Das sind nun die Krisenprovinzen hier, der Süd- und der Nord-Kivu, und hat mit dem Vizegouverneur der Provinz, einem aus Deutschland stammenden Kongolesen, Jean Claude Kibala, die nächsten Perspektiven für die Entwicklung im Kongo gelegt. Ich glaube, es gibt gute Nachrichten zu Weihnachten für den Kongo.
Heinemann: Die Namen müssen wir noch mal sorgfältig trennen. Der Präsident heißt Kabila, Sie arbeiten mit Kibala zusammen, dem Vizegouverneur der Provinz. Wie unabhängig sind die Provinzen von der Zentrale und wie gut funktioniert diese Zusammenarbeit?
Neudeck: Ich glaube, nach meiner Einschätzung der Lage - und ich kenne die Region ja hier schon seit 20 Jahren - hat sich in dieser Region doch eine ganze Menge getan. Die Menschen haben zum ersten Mal vielleicht seit 40 Jahren Hoffnung, dass etwas in Richtung Staat und Staatlichkeit hier passiert. Es ist interessant zu wissen, es gibt hier einen Slogan auf Kisuaheli - das ist die Sprache, die die Menschen hier sprechen - in Anlehnung an Barack Obama, der heißt: Ja, wir können es tun. Das zeigt die Aktivierungspotenz, die hier in der Bevölkerung liegt, und Kibala, der ja seit eineinhalb Jahren hier als stellvertretender Gouverneur an der Macht ist, wenn man so sagen kann, versucht alles, um diese Menschen zu aktivieren, damit sie nicht nur mit offenen Händen auf die Hilfe warten, die von außen kommt, sondern dass sie selbst etwas tun. Er versucht auch, die Einnahmen des Landes hier zu generieren. Das ist ja das, was in Deutschland auch immer bekannt geworden ist, das ist eigentlich potenziell ein unglaublich reiches Land, das Diamanten, Gold, Kupfer, Coltan, was wir alle in unseren Handys haben, in einer großen Hülle und Fülle. Aber alles das ist bisher aus dem Lande herausgeschmuggelt worden. Er versucht das jetzt wirklich an den Grenzen auch durch ein Grenz- und Zollregime so für das Land fruchtbar zu machen, dass hier endlich die Bevölkerung vom Reichtum ihres eigenen Landes etwas hat, und wir haben den Eindruck, es gelingt hier auch einiges, aber das kann alles nur langsam gehen, denn er weiß ja, dass die Bevölkerung durch 30 Jahre Mobutu-Herrschaft so kaputt gegangen ist und dass hier der Staat so kaputt gegangen ist, dass das nur langsam über eine Generation wieder neu wachsen wird.
Heinemann: Herr Neudeck, Hillary Clinton, die US-Außenministerin, hat die Region am Kivusee besucht, aus der Sie jetzt gerade berichten. Kann man sagen, dass auch die deutsche Entwicklungspolitik den Kongo wiederentdeckt?
Neudeck: Ja. Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir eine ganz neue Entwicklungspolitik hier für diese Region bekommen, die auch Abstand nehmen muss von den bisherigen Formaten. Wir haben bisher in der Entwicklungspolitik in über 30, 40 Länder die Hilfe ausgegossen. Es ist jetzt wichtig, dass wir das mit einigen wenigen Ländern tun. Ich habe den Eindruck, dass sowohl in der vorigen, wie der jetzigen Bundesregierung der Plan besteht, einen Schwerpunkt zu machen in der Region der großen Seen, wie man geografisch hier sagt, dass man also die Länder Ruanda, Uganda, Tansania und eben Teile vom Kongo, den Süd- und Nord-Kivu, im Grunde mit in eine neue Wirtschaftszone hineinbringt, in der dann deutsche Mittel, auch Investitionen von deutschen Firmen, auch von Solarfirmen und von alternativen Energiefirmen, hier dann ganz besonders willkommen und bereit sind, etwas für diese Entwicklung der Region zu tun. Ich denke, das wäre eine ganz großartige neue Entwicklung und neue Etappe deutscher Entwicklungspolitik, wenn man dahin käme. Ich höre hier von Jean Claude Kibala, der gestern hier an diesem Platz war und die Schule eröffnet hat, dass der neue deutsche Entwicklungshilfeminister Niebel im Januar diese Region und auch Bukavu besuchen wird - also Bukavu und Goma, die beiden Hauptstädte der beiden Provinzen -, Tansania und Ruanda. Das scheint mir ein gutes Zeichen, ein gutes Omen für eine neue Phase der deutschen Entwicklungspolitik zu sein.