Nichts geht mehr in Hollywood: Dreharbeiten stehen still, und die roten Teppiche der heiß erwarteten Sommerblockbuster wie "Barbie" oder "Oppenheimer" werden leer bleiben. Stattdessen beziehen nun Oscargewinner wie Matt Damon oder Jamie Lee Curtis die Streikposten an den Studios in Los Angeles. Sie stellen sich damit an die Seite der seit Mai streikenden Drehbuchautoren. Es ist der erste Doppelstreik seit 1960.
Transparenz von Streaming-Quoten
Das klingt groß und ist es auch. Dieser Streik ist eine längst überfällige Äußerung der mächtigen Gewerkschaften, die für jene sprechen, die vom Siegeszug der Streamingdienste bislang kaum profitieren konnten. Schauspieler und Autoren werden für ihre Arbeit mitunter noch nach Standards entlohnt, die aus den 90er-Jahren stammen. Tantiemen auf Streaming-Erfolge sind nicht geregelt. Ein Erfolg des Streiks würde Dienste wie Netflix zwingen, ihre Streaming-Quoten offenzulegen. Dies würde eine Transparenz erzeugen, die bislang bewusst zurückgehalten wird.
Höhere Löhne sind aber nicht die einzige Forderung. Auch der Umgang mit künstlicher Intelligenz rückt ins Zentrum. Während Autoren fürchten, dass Sprachmodule wie ChatGPT bald ganze Drehbücher schreiben, kämpfen Schauspieler um das Recht am eigenen Bild. Moderne KI-Algorithmen eröffnen Studios perspektivisch die Möglichkeit, das eingescannte Abbild eines Darstellers beliebig zu nutzen. Eine neue Art der Ausbeutung in der hart umkämpften Filmbranche warnen die Gewerkschaften und wollten daher im Tarifvertrag die Weichen für eine KI-betonte Filmproduktion legen.
Verunsicherte Filmindustrie
Und die Studios? Die warnen vor einer unnötigen Disruption der ohnehin fragilen Lage der Entertainmentindustrie. In den Tarifverhandlungen agierten sie bislang ungeschickt, arrogant und unvorsichtig. Mit einer beispiellosen Schmutzkampagne versuchten sie, die Gewerkschaften gegeneinander auszuspielen. Zudem wirken die großen Gewinne und Gehälter der CEOs in den Ohren der Streikenden wie Hohn.
Dieser Hollywoodstreik ist ein Resultat einer tiefen Verunsicherung der amerikanischen Filmindustrie. Wie man das bekannte Filmgeschäft erfolgreich in eine digitale Realität überführt, ist nicht geklärt. Dabei muss es Spielregeln für alle Beteiligten geben, die fair sind und den prekären Arbeitsverhältnissen vieler Kreativer etwas entgegensetzen. Denn nicht alle verdienen regelmäßig so gut wie ein Matt Damon oder eine Jamie Lee Curtis. Dies zu erstreiken wäre für alle Gewerkschaften ein Erfolg, auch für die vielen Berufsgruppen Hollywoods, die keine Lobby haben und beruflich genauso bedroht sind wie die organisierten Schauspieler und Autoren.