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Hollywood und sein Rassismus
Von #Oscarssowhite bis #Blackouttuesday

Repräsentation ist wichtig - auch in Hollywood. Doch Schwarze, Latinos und Asiaten sind immer noch zu wenig auf der Leinwand zu sehen, werden bei Preisvergaben wenig berücksichtigt, sagen prominente Filmschaffende. Branchengrößen wie Joaquin Phoenix, Spike Lee und Oprah Winfrey verlangen mehr.

Von Katharina Wilhelm | 10.06.2020
Oprah Winfrey hält bei der Golden-Globes-Verleihung eine bewegende Rede (7. Januar 2018).
Oprah Winfrey sendet Debatten mit ausschließlich schwarzen Teilnehmern (dpa / Paul Drinkwater)
Es ist gerade erst ein paar Monate her, dass innerhalb der Filmindustrie wieder viel über Inklusion und Diversität gesprochen wurde. Schauspieler Joaquin Phoenix beispielsweise äußerte sich sehr kritisch bei den Britischen Film Preisen BAFTA: "Ich denke, wir senden eine sehr klare Botschaft an People of Color, dass sie hier nicht willkommen sind. Ich denke, dass ist die Botschaft, die wir an Menschen senden, die so viel zu unserer Branche beigetragen haben und von denen wir profitieren. Ich denke, es ist die Verpflichtung derjenigen, die ein System der Unterdrückung geschaffen haben, des auch wieder zu zerstören. Es liegt also an uns."
Nur 30 Prozent der Hauptrollen in den Top-Filmen für 2019
Phoenix bezog sich darauf, dass im Publikum und auch bei den Nominierten dieser Award-Saison nicht sehr viele Schwarze und People of Color anwesend waren – mal wieder. Vor fünf Jahren machte der Hashtag #OscarssoWhite die Runde, als bei den Academy Awards auffällig wenige Nicht-Weiße nominiert waren. Seitdem versucht die Oscar-Academy dem Problem zu begegnen. Mehr Frauen und Nicht-Weiße wurden beispielsweise in die Reihen der Oscar-Akademie eingeladen, also dem Gremium, das auch für die Nominierung verantwortlich ist.
Laut dem "Hollywood Diversity Report 2020" ändert sich Hollywood immerhin langsam: People of Color machten knapp 30 Prozent der Hauptrollen in den Top-Filmen für 2019 aus. Die Richtung scheint schon einmal zu stimmen. Nicht nur vor der Kamera, auch dahinter müsse man für mehr Diversität sorgen – das forderten nun, auch angesichts der Anti-Rassismus-Proteste schwarze Filmschaffende wie etwa Michael B. Jordan. In Los Angeles sagte er während einer Demonstration, dass Studios und Agenturen sich mehr Mühe geben sollten schwarze Mitarbeiter einzustellen.
10 Millionen Dollar-Spenden an Anti-Rassismus Organisationen
Hollywoods Filmschaffende haben sich nach und nach den Protesten angeschlossen – jeder und jede auf seine Art und Weise. George Clooney schrieb einen Artikel über einen Rassismus als Pandemie der USA. Star Wars Regisseur JJ Abrams versprach, in den nächsten 5 Jahren 10 Millionen Dollar an Anti-Rassismus Organisationen zu spenden. Doch nicht alle Äußerungen von Medienmachern oder Unternehmen kamen auch gut an.
Der Chef des Medienunternehmens FOX schrieb, dass man die Proteste unterstütze und Fox Vielfalt und Inklusion fördere. Filmexperte Matt Belloni sagte im Interview mit NPR, selbst einige Angestellte hielten dies für einen Scherz: "Gerade Fox News sorgt nämlich eher derzeit für eine Teilung der Gesellschaft mit ihrer aggressiven Rethorik".
Mehr Diversität unter den Entscheidern
Ein anderes Beispiel dagegen ist Regisseur Spike Lee, der seit Jahren eine laute Stimme gegen Polizeigewalt und Rassismus darstellt. Er regierte auf die aktuellen Proteste und stellte einen Kurzfilm zusammen, darin enthalten sind Szenen aus einer seiner Filme gemischt mit realer Polizeigewalt.
Lee ist auch ein Fürsprecher für mehr Diversität in Hollywoods obersten Etagen. Denn während vor der Kamera etwas mehr Schwarze und People of Color sichtbarer werden, sind die Studiobosse und zu 91 Prozent weiß und 82 Prozent männlich. Auch das ergab der jüngste Diversitäts-Report. Spike Lee sagte kürzlich in einem Interview, dass gerade diese hohen Positionen Türöffner seien, die Entscheider müssten nach und nach auch diverser werden - erst dann ändere sich etwas.
Immerhin: eine der mächtigsten Frauen der US-Unterhaltungsbranche ist schwarz. Oprah Winfrey hat immensen Einfluss – und den versucht sie offenbar nun auch anlässlich der Rassismusdebatte zu nutzen. Auf ihrem eigenen TV-Kanal gibt es an zwei Tagen eine ausführliche Debatte, ausschließlich mit schwarzen Teilnehmern. Titel: Where do we go from here, was sich etwa frei übersetzen lässt mit: Und was machen wir jetzt?