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"Hooligans gegen Salafisten"
Schrei nach Aufmerksamkeit

Sie nennen sich „Hooligans gegen Salafisten". 300 Mitglieder dieser Gruppe haben sich gestern in Dortmund versammelt. Darunter auch etliche Rechtsextremisten, die einen wesentlichen Teil dieser bundesweiten Gruppierung ausmachen.

Von Olaf Sundermeyer | 29.09.2014
    Es war ein rechtsextremer Hooligan aus Karlsruhe, der zunächst die Facebook-Gruppe "Wir trauen uns, weil wir Deutsche sind" gegründet hat. Islamfeindliche Hooligans aus ganz Deutschland tauschten sich aus: Dort hieß es etwa, dass man sich – so wörtlich - als "Gegenwehr" sieht, gegen "die wahren Feinde unseres gemeinsamen Vaterlandes", oder als "Volksfront gegen die Islamisierung".
    Diejenigen, die dort schrieben, sind Hooligans von Fußballvereinen, die sich ansonsten oft feindlich gegenüber stehen, und sich zu verabredeten Kämpfen treffen. Hooligans aus Stuttgart, Mannheim, Köln, Mönchengladbach, Bochum, Dortmund und Hamburg. Einige von ihnen sind aktive Neonazis, aber eben nicht alle. Gemeinsam allerdings ist ihnen die Islamfeindlichkeit als Klammer der rechtsextremen Szene. Dass diese jetzt in dem Milieu gewaltbereiter Fußballfans greift, ist insofern keine Überraschung, als dass sich dort seit über 30 Jahren auch rechtsextreme Aktivisten tummeln.
    Nun also haben sie sich über das Internet verbunden. Nach zwei Monaten wurde ihre Facebook-Gruppe gehackt; der Zusammenschluss wurde erstmals vor der Weltmeisterschaft öffentlich. Schnell gründeten die Hooligans eine neue Gruppe, und als "HoGeSa", als "Hooligans gegen Salafisten", zeigen sie sich nun auch auf der Straße. Zuerst in Mannheim, wo sie eine Salafistenkundgebung stören wollten, dann auch in Köln, Essen und gestern in Dortmund. Also nicht zufällig in Städten, in denen die rechtsextreme Hooliganszene ohnehin stark ist. Bei den Salafisten selbst ruft die Gruppe bislang keine nennenswerte Reaktion hervor. Unterdessen beobachtet die Polizei ihr Treiben sehr genau.
    Es war ein radikaler Schrei nach Aufmerksamkeit, den die rechte Hooliganszene gestern in Dortmund ausgestoßen hat. Verspricht sie sich doch Auftrieb durch die Welle der Empörung gegen radikalislamistische Salafisten, die durch Deutschland geht. Warum? Weil in diesen Tagen kaum noch jemand über die verbotenen Neonazi-Kameradschaften und Splitterparteien spricht, aus denen diejenigen kommen, die das Netzwerk organisieren.