Dirk Müller: 2007 in Bayern, in der CSU, ein politischer Donnerschlag, gleich zu Jahresbeginn: Edmund Stoiber muss gehen, von den eigenen Parteifreunden dazu gedrängt, dazu gezwungen, so gewollt. Geschehen im Januar, in Wildbad Kreuth, im September dann offiziell der Machtwechsel. Günther Beckstein wird neuer bayerischer Ministerpräsident, Erwin Huber wird neuer Chef der CSU. Er ist jetzt bei uns am Telefon, guten Morgen!
Erwin Huber: Guten Morgen, Herr Müller!
Müller: Herr Huber, wie schwer war das für sie persönlich auf Edmund Stoiber zuzugehen und zu sagen, mach endlich Schluss.
Huber: So ist es ja auch nicht geschehen, sondern es war ein offener Diskussionsprozess, und es war seine eigene Entscheidung. Aber es ist natürlich insgesamt schon herausfordernd an der Spitze einer so erfolgreichen Volkspartei wie der CSU, die Verantwortung zu übernehmen und damit dazu beizutragen, dass Bayern gut regiert wird und dass uns Einfluss auf der Bundesebene gewahrt bleibt.
Müller: Herr Huber, Sie waren, sind ja ein langjähriger Weggefährte von Edmund Stoiber. Sie haben viele politische Tiefen, meistens ja politische Höhen mit ihm zusammen verlebt. War das auch Abschied von einem Freund?
Huber: Nein, wir sind in einer guten persönlichen Freundschaft verblieben. Es war eine politische Entscheidung, es war auch nicht so, dass hier ein Putsch gemacht wurde, sondern, in Kreuth vor einem Jahr im Januar gab es ja insgesamt 20 Stunden Diskussion in der Landtagsfraktion mit Edmund Stoiber. Und am Ende gab es seine persönliche Entscheidung mit dem Rücktritt. Und er hat ja uns, seinen Nachfolgern, Günther Beckstein und mir, auch seine Unterstützung, seinen Rat und seine Begleitung angeboten.
Müller: Warum haben denn die anwesenden Journalisten in Kreuth die ganze Zeit gedacht, dass Edmund Stoiber gestürzt werden muss?
Huber: Ich bin hingefahren nach Kreuth in dem Willen, dass wir zwar eine schwierige Diskussion haben, dass wir aber mit Edmund Stoiber in die Zukunft gehen. Die Diskussion hat aber gezeigt, dass dafür die Vertrauensbasis gefehlt hat, und das ist die Grundlage für einen demokratisch gewählten Politiker. Und es war der Wille insgesamt der Führungskräfte und der CSU, diesen personellen Wechsel herbeizuführen. Und Sie sehen ja, dass wir dieses Jahr 2007 in großer politischer Kultur geschafft haben. Es gibt ja keine Grabenkämpfe in der CSU, es gibt ja keine Lagerbildungen für oder gegen die Spitze, sondern es gab dann in großer Harmonie die Entscheidung beim Parteitag und seitdem die Geschlossenheit. Das heißt also, unsere Freunde brauchen sich um die Schlagkraft der CSU keine Sorgen zu machen, und unsere Gegner, die wissen, dass die CSU in der alten Stärke da ist.
Müller: Wenn wir noch einmal da zurückblicken auf den Januar mit elf Monaten Abstand, war das alles fair, was da abgelaufen ist?
Huber: Aus meiner Sicht ja. Es gab eine offene Aussprache, es gab ja eine Diskussion mit Edmund Stoiber, mit ihm zusammen in so langer Zeit. Das ist genau die Form, in der man Schwierigkeiten gemeinsam bewältigt. Und ich bin durchaus stolz auf die CSU. Andere brauchen für solche Umbrüche den Umweg über die Opposition, brauchen vielleicht Jahre. Wir haben es, gerade auch wegen der Offenheit und der Klarheit und der Ehrlichkeit der Diskussion in relativ kurzer Zeit und ohne immer Verletzungen und ohne Lagerbildungen, ohne Gruppenbildungen ohne hässliches Gegeneinander in guter politischer Kultur geschafft.
Müller: Das Ende von Edmund Stoiber politisch einzuleiten, wir haben das gesagt, erst im September wurde das ja offiziell dann auch umgesetzt, aber im Januar gab es eben die Ankündigung des Rücktritts, des Zurückziehens. Das war das Ende von Edmund Stoiber, der Anfang einer neuen Ära, eines neuen Weges von Ihnen, von Erwin Huber. Wie schwierig war das dann, im Februar, im März, im April sich zu motivieren für diese neue Aufgabe? Sie mussten ja erst in eine interne Auseinandersetzung gehen.
Huber: Ja, es war für Günther Beckstein ein bisschen leichter, denn da war ziemlich schnell klar, er ist unangefochten der Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten. Aber in einer großen Volkspartei wie der CSU mit 170.000 Mitgliedern, übrigens mit steigender Mitgliederzahl, da gibt es viele, die auch an der Spitze sein können, und es war der Normalfall der Demokratie, dass es hier dann einen und dann zwei Mitbewerber gab. Aber mit rund 60 Prozent der Stimmen gab es beim Parteitag auch eine klare Entscheidung. Es war durchaus ein langer und ein schwieriger Weg, mit zahlreichen Veranstaltungen, mit intensiven Diskussionen und mit Präsenz im ganzen Lande. Aber das hat gezeigt, die CSU hat einmal ein starkes Fundament, hat eine starke Basis, hat starke Substanz, und aus der heraus ist mit Klugheit und Weitblick dieser Übergang geschafft worden. Und ich weiß, dass CSU-Vorsitzender zu sein eine große Herausforderung ist, dass es eine besondere Führungsverantwortung ist, aber die Erfahrung, die Sie erwähnt haben, und das Miteinander in der Partei gibt mir die Kraft und die Zuversicht, das zu bewältigen.
Müller: Waren das dennoch die schwierigsten, die anstrengendsten Monate in Ihrer politischen Karriere bislang?
Huber: Ja, das kann man so sagen, ja. Aber davor darf man nicht zurückschrecken, und es ist ja gut, dass man manche Schwierigkeiten und manches Problem, manche Herausforderung am Anfang nicht so genau weiß. Aber wenn man drin ist, dann muss man eben bestehen.
Müller: Nun sagen einige in der Partei, der Huber, der muss noch viel häufiger nach Berlin. Wenn das jetzt in den kommenden Monaten noch mehr auf Sie zukommt, dann wird das noch anstrengender?
Huber: Ich weiß, dass es sehr wichtig ist, in Berlin präsent zu sein. Ich war in den letzten drei Monaten mit Sicherheit häufiger in Berlin, als das bei Edmund Stoiber der Fall war, um natürlich auch einen deutlichen Anfang zu zeichnen. Und ich habe auch vor, 2008/2009 zwar in der Landespolitik zu bleiben, hier als Finanzminister in Bayern, aber natürlich einen schönen Teil auch meiner Zeit und meiner Kraft im Mitregieren in der Berliner Koalition einzubringen. Und aus meiner Sicht ist der Anfang gut gemacht worden und ich werde das weiterführen, und ich bin ja bereit, dann bei der Bundestagswahl 2009 voll in die Bundespolitik zu wechseln. Und damit ist das also auch die Perspektive für die nächsten Jahre klar gesetzt.
Müller: Muss der bayerische Bayer Erwin Huber noch ein Bundesbayer werden?
Huber: Also ich bin im Kopf wirklich seit langer Zeit auch in der Bundespolitik, denn ich habe ja nun Ämter ausgefüllt, die ja auch immer Einfluss auf die Bundespolitik hatten. Ich bin seit langer Zeit im Bundesrat, war auch Stimmführer Bayerns im Bundesrat. Aber es ist natürlich schon so, dass das volle Hineintauchen in die Bundespolitik schon auch noch zu einem Umdenken führt, dass es den Blick weitet, für all die Aufgaben, die in ganz Deutschland gesetzt ist. Die CSU ist zwar eine Partei, die nur in Bayern gewählt wird, oder gewählt werden kann, die aber die Verantwortung für alle Landesteile auch mit aufnimmt und umsetzt, also auch für den Osten Deutschlands, für den Norden, Westen und für den Südwesten, denn wir stehen voll auch in der bundespolitischen Verantwortung für alle Menschen und für alle Landesteile.
Müller: Jetzt ist das die politische, rationale Analyse, die man geben muss als CSU-Chef, aber wenn wir weiter nach innen blicken, in Sie hinein, nur Sie können das natürlich beantworten: Sind Sie auch mit dem Herzen dabei, also mit dem Herzen auch in Berlin?
Huber: Ja, ich wusste, dass dies ein Teil meiner Aufgabe ist, und die Entscheidung, dann im Jahr 2009 voll in die Bundespolitik zu wechseln, ist ja nicht etwas, wozu ich gezwungen wurde oder was aus der Not geboren wurde, sondern das war die klare Überlegung, wer bereit ist an die Spitze der CSU zu gehen, der muss selbstverständlich auch mit dem Kopf und mit dem Herzen dann bereit sein, voll in die Bundespolitik zu wechseln. Dazu bin ich bereit, und der Weg dazu ist ja nun schon begonnen.
Müller: CSU-Chef zu werden ist ein Traum, das haben Sie einmal so formuliert. Jetzt sind Sie CSU-Chef. Ist das immer noch so toll, wie Sie damals gedacht haben?
Huber: Ja, es ist wie immer im Leben, es hat schöne Seiten, wo man gestalten kann, wo man auf vielen Ebenen der Politik Einfluss nehmen kann und etwas voranbringen kann. Aber es ist natürlich auch etwas, was mit Verantwortung verbunden ist. Verantwortung, wenn man sie ernst nimmt, die belastet ja auch, das führt dann zu einem Entscheidungsdruck. Aber ich bin, wie man sagt, gut im Saft. Und ich traue mir, und zwar im Miteinander mit anderen, diese Verantwortung zu.
Der Arbeitsstil der CSU hat sich ja geändert. Wir waren in der Vergangenheit sehr stark auf Edmund Stoiber zuorientiert. Das hat uns auch zu großen Erfolgen geführt. Die Zukunft ist mehr ein Miteinander, das Tandem Beckstein/Huber funktioniert gut. Die Zusammenarbeit mit den Bundesministern Seehofer und Glos, vor allem auch mit Peter Ramsauer an der Spitze der Landesgruppe, mit den Bundestagskollegen hat sehr gut begonnen, sehr offen, sehr partnerschaftlich. Und so gesehen will ich gestalten, das heißt, führen heißt heute in einer modernen Volkspartei, in einer großen Organisation, dieses Miteinander, ja, auch in der Weise gestalten, dass man Kräfte zur Entfaltung bringt, dass eben in einer Mannschaft jeder an seinem Platz die besten Kräfte bringt und dass man auf diese Art und Weise den größten Gewinn aus einem Teamwork zieht, so stelle ich mir in dieser Offenheit, in dieser Kollegialität, in dieser Partnerschaft die Arbeit an der CSU-Spitze vor.
Müller: Herr Huber, Sie sind voll engagiert, auch um 20 nach 8 im Frühinterview im Deutschlandfunk. Losgelöst von der Politik, mit Blick auf 2007, was bleibt als Wichtigstes hängen?
Huber: Ja, das war für mich ein Jahr der größten politischen Veränderung. Ich weiß, das ich am Ende dieses Jahres in einer völlig anderen Aufgabe stehe als am Beginn des Jahres. Aber ich habe bewusst ja gesagt, ich habe mich dieser Verantwortung gestellt, ich habe das Vertrauen innerhalb der CSU, der klaren Mehrheit der CSU, und deshalb gehe ich mit Selbstvertrauen, aber auch mit Gottvertrauen in das neue Jahr hinein.
Müller: CSU-Chef Erwin Huber bei uns live im Deutschlandfunk, vielen Dank für das Gespräch, kommen Sie gut ins neue Jahr, auf Wiederhören.
Huber: Danke, Wiederhören.
Erwin Huber: Guten Morgen, Herr Müller!
Müller: Herr Huber, wie schwer war das für sie persönlich auf Edmund Stoiber zuzugehen und zu sagen, mach endlich Schluss.
Huber: So ist es ja auch nicht geschehen, sondern es war ein offener Diskussionsprozess, und es war seine eigene Entscheidung. Aber es ist natürlich insgesamt schon herausfordernd an der Spitze einer so erfolgreichen Volkspartei wie der CSU, die Verantwortung zu übernehmen und damit dazu beizutragen, dass Bayern gut regiert wird und dass uns Einfluss auf der Bundesebene gewahrt bleibt.
Müller: Herr Huber, Sie waren, sind ja ein langjähriger Weggefährte von Edmund Stoiber. Sie haben viele politische Tiefen, meistens ja politische Höhen mit ihm zusammen verlebt. War das auch Abschied von einem Freund?
Huber: Nein, wir sind in einer guten persönlichen Freundschaft verblieben. Es war eine politische Entscheidung, es war auch nicht so, dass hier ein Putsch gemacht wurde, sondern, in Kreuth vor einem Jahr im Januar gab es ja insgesamt 20 Stunden Diskussion in der Landtagsfraktion mit Edmund Stoiber. Und am Ende gab es seine persönliche Entscheidung mit dem Rücktritt. Und er hat ja uns, seinen Nachfolgern, Günther Beckstein und mir, auch seine Unterstützung, seinen Rat und seine Begleitung angeboten.
Müller: Warum haben denn die anwesenden Journalisten in Kreuth die ganze Zeit gedacht, dass Edmund Stoiber gestürzt werden muss?
Huber: Ich bin hingefahren nach Kreuth in dem Willen, dass wir zwar eine schwierige Diskussion haben, dass wir aber mit Edmund Stoiber in die Zukunft gehen. Die Diskussion hat aber gezeigt, dass dafür die Vertrauensbasis gefehlt hat, und das ist die Grundlage für einen demokratisch gewählten Politiker. Und es war der Wille insgesamt der Führungskräfte und der CSU, diesen personellen Wechsel herbeizuführen. Und Sie sehen ja, dass wir dieses Jahr 2007 in großer politischer Kultur geschafft haben. Es gibt ja keine Grabenkämpfe in der CSU, es gibt ja keine Lagerbildungen für oder gegen die Spitze, sondern es gab dann in großer Harmonie die Entscheidung beim Parteitag und seitdem die Geschlossenheit. Das heißt also, unsere Freunde brauchen sich um die Schlagkraft der CSU keine Sorgen zu machen, und unsere Gegner, die wissen, dass die CSU in der alten Stärke da ist.
Müller: Wenn wir noch einmal da zurückblicken auf den Januar mit elf Monaten Abstand, war das alles fair, was da abgelaufen ist?
Huber: Aus meiner Sicht ja. Es gab eine offene Aussprache, es gab ja eine Diskussion mit Edmund Stoiber, mit ihm zusammen in so langer Zeit. Das ist genau die Form, in der man Schwierigkeiten gemeinsam bewältigt. Und ich bin durchaus stolz auf die CSU. Andere brauchen für solche Umbrüche den Umweg über die Opposition, brauchen vielleicht Jahre. Wir haben es, gerade auch wegen der Offenheit und der Klarheit und der Ehrlichkeit der Diskussion in relativ kurzer Zeit und ohne immer Verletzungen und ohne Lagerbildungen, ohne Gruppenbildungen ohne hässliches Gegeneinander in guter politischer Kultur geschafft.
Müller: Das Ende von Edmund Stoiber politisch einzuleiten, wir haben das gesagt, erst im September wurde das ja offiziell dann auch umgesetzt, aber im Januar gab es eben die Ankündigung des Rücktritts, des Zurückziehens. Das war das Ende von Edmund Stoiber, der Anfang einer neuen Ära, eines neuen Weges von Ihnen, von Erwin Huber. Wie schwierig war das dann, im Februar, im März, im April sich zu motivieren für diese neue Aufgabe? Sie mussten ja erst in eine interne Auseinandersetzung gehen.
Huber: Ja, es war für Günther Beckstein ein bisschen leichter, denn da war ziemlich schnell klar, er ist unangefochten der Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten. Aber in einer großen Volkspartei wie der CSU mit 170.000 Mitgliedern, übrigens mit steigender Mitgliederzahl, da gibt es viele, die auch an der Spitze sein können, und es war der Normalfall der Demokratie, dass es hier dann einen und dann zwei Mitbewerber gab. Aber mit rund 60 Prozent der Stimmen gab es beim Parteitag auch eine klare Entscheidung. Es war durchaus ein langer und ein schwieriger Weg, mit zahlreichen Veranstaltungen, mit intensiven Diskussionen und mit Präsenz im ganzen Lande. Aber das hat gezeigt, die CSU hat einmal ein starkes Fundament, hat eine starke Basis, hat starke Substanz, und aus der heraus ist mit Klugheit und Weitblick dieser Übergang geschafft worden. Und ich weiß, dass CSU-Vorsitzender zu sein eine große Herausforderung ist, dass es eine besondere Führungsverantwortung ist, aber die Erfahrung, die Sie erwähnt haben, und das Miteinander in der Partei gibt mir die Kraft und die Zuversicht, das zu bewältigen.
Müller: Waren das dennoch die schwierigsten, die anstrengendsten Monate in Ihrer politischen Karriere bislang?
Huber: Ja, das kann man so sagen, ja. Aber davor darf man nicht zurückschrecken, und es ist ja gut, dass man manche Schwierigkeiten und manches Problem, manche Herausforderung am Anfang nicht so genau weiß. Aber wenn man drin ist, dann muss man eben bestehen.
Müller: Nun sagen einige in der Partei, der Huber, der muss noch viel häufiger nach Berlin. Wenn das jetzt in den kommenden Monaten noch mehr auf Sie zukommt, dann wird das noch anstrengender?
Huber: Ich weiß, dass es sehr wichtig ist, in Berlin präsent zu sein. Ich war in den letzten drei Monaten mit Sicherheit häufiger in Berlin, als das bei Edmund Stoiber der Fall war, um natürlich auch einen deutlichen Anfang zu zeichnen. Und ich habe auch vor, 2008/2009 zwar in der Landespolitik zu bleiben, hier als Finanzminister in Bayern, aber natürlich einen schönen Teil auch meiner Zeit und meiner Kraft im Mitregieren in der Berliner Koalition einzubringen. Und aus meiner Sicht ist der Anfang gut gemacht worden und ich werde das weiterführen, und ich bin ja bereit, dann bei der Bundestagswahl 2009 voll in die Bundespolitik zu wechseln. Und damit ist das also auch die Perspektive für die nächsten Jahre klar gesetzt.
Müller: Muss der bayerische Bayer Erwin Huber noch ein Bundesbayer werden?
Huber: Also ich bin im Kopf wirklich seit langer Zeit auch in der Bundespolitik, denn ich habe ja nun Ämter ausgefüllt, die ja auch immer Einfluss auf die Bundespolitik hatten. Ich bin seit langer Zeit im Bundesrat, war auch Stimmführer Bayerns im Bundesrat. Aber es ist natürlich schon so, dass das volle Hineintauchen in die Bundespolitik schon auch noch zu einem Umdenken führt, dass es den Blick weitet, für all die Aufgaben, die in ganz Deutschland gesetzt ist. Die CSU ist zwar eine Partei, die nur in Bayern gewählt wird, oder gewählt werden kann, die aber die Verantwortung für alle Landesteile auch mit aufnimmt und umsetzt, also auch für den Osten Deutschlands, für den Norden, Westen und für den Südwesten, denn wir stehen voll auch in der bundespolitischen Verantwortung für alle Menschen und für alle Landesteile.
Müller: Jetzt ist das die politische, rationale Analyse, die man geben muss als CSU-Chef, aber wenn wir weiter nach innen blicken, in Sie hinein, nur Sie können das natürlich beantworten: Sind Sie auch mit dem Herzen dabei, also mit dem Herzen auch in Berlin?
Huber: Ja, ich wusste, dass dies ein Teil meiner Aufgabe ist, und die Entscheidung, dann im Jahr 2009 voll in die Bundespolitik zu wechseln, ist ja nicht etwas, wozu ich gezwungen wurde oder was aus der Not geboren wurde, sondern das war die klare Überlegung, wer bereit ist an die Spitze der CSU zu gehen, der muss selbstverständlich auch mit dem Kopf und mit dem Herzen dann bereit sein, voll in die Bundespolitik zu wechseln. Dazu bin ich bereit, und der Weg dazu ist ja nun schon begonnen.
Müller: CSU-Chef zu werden ist ein Traum, das haben Sie einmal so formuliert. Jetzt sind Sie CSU-Chef. Ist das immer noch so toll, wie Sie damals gedacht haben?
Huber: Ja, es ist wie immer im Leben, es hat schöne Seiten, wo man gestalten kann, wo man auf vielen Ebenen der Politik Einfluss nehmen kann und etwas voranbringen kann. Aber es ist natürlich auch etwas, was mit Verantwortung verbunden ist. Verantwortung, wenn man sie ernst nimmt, die belastet ja auch, das führt dann zu einem Entscheidungsdruck. Aber ich bin, wie man sagt, gut im Saft. Und ich traue mir, und zwar im Miteinander mit anderen, diese Verantwortung zu.
Der Arbeitsstil der CSU hat sich ja geändert. Wir waren in der Vergangenheit sehr stark auf Edmund Stoiber zuorientiert. Das hat uns auch zu großen Erfolgen geführt. Die Zukunft ist mehr ein Miteinander, das Tandem Beckstein/Huber funktioniert gut. Die Zusammenarbeit mit den Bundesministern Seehofer und Glos, vor allem auch mit Peter Ramsauer an der Spitze der Landesgruppe, mit den Bundestagskollegen hat sehr gut begonnen, sehr offen, sehr partnerschaftlich. Und so gesehen will ich gestalten, das heißt, führen heißt heute in einer modernen Volkspartei, in einer großen Organisation, dieses Miteinander, ja, auch in der Weise gestalten, dass man Kräfte zur Entfaltung bringt, dass eben in einer Mannschaft jeder an seinem Platz die besten Kräfte bringt und dass man auf diese Art und Weise den größten Gewinn aus einem Teamwork zieht, so stelle ich mir in dieser Offenheit, in dieser Kollegialität, in dieser Partnerschaft die Arbeit an der CSU-Spitze vor.
Müller: Herr Huber, Sie sind voll engagiert, auch um 20 nach 8 im Frühinterview im Deutschlandfunk. Losgelöst von der Politik, mit Blick auf 2007, was bleibt als Wichtigstes hängen?
Huber: Ja, das war für mich ein Jahr der größten politischen Veränderung. Ich weiß, das ich am Ende dieses Jahres in einer völlig anderen Aufgabe stehe als am Beginn des Jahres. Aber ich habe bewusst ja gesagt, ich habe mich dieser Verantwortung gestellt, ich habe das Vertrauen innerhalb der CSU, der klaren Mehrheit der CSU, und deshalb gehe ich mit Selbstvertrauen, aber auch mit Gottvertrauen in das neue Jahr hinein.
Müller: CSU-Chef Erwin Huber bei uns live im Deutschlandfunk, vielen Dank für das Gespräch, kommen Sie gut ins neue Jahr, auf Wiederhören.
Huber: Danke, Wiederhören.