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Hypo Real Estate
Bad Bank lässt Milliarden liegen

Im Zuge der Griechenlandrettung ist der Bad Bank der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate - und damit dem Steuerzahler - womöglich viel Geld entgangen. Nach einem Medienbericht ist die Bank mit bestimmten Wertpapieren nicht richtig umgegangen. Nun fließt das Geld wohl an Hedgefonds.

Von Michael Braun | 12.09.2014
    Ein Schild der Firma FMS Wertmanagement, die die sogenannte Bad Bank der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate ist.
    Die Firma FMS Wertmanagement ist die sogenannte Bad Bank der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate (picture alliance / dpa / Andreas Gebert)
    Es geht um 2,56 Milliarden Euro. Auf die soll eine deutsche Staatsbank verzichtet haben, zugunsten von Griechenland. Doch landen sie nun bei risikofreudigen Investoren, vermutlich bei Hedgefonds. Das ist der Vorwurf, den die Frankfurter Allgemeine Zeitung heute erhebt.
    Die FAZ beruft sich auf ihr zugespielte Informationen, offenbar aus dem Umfeld des Bankenrettungsfonds Soffin. Es geht um große Bestände griechischer Staatsanleihen bei der Hypo Real Estate, die 2009 vom Staat gerettet wurde. Und deren faule Wertpapiere in einer Bad Bank zusammengefasst worden waren, in der FMS Wertmanagement. Der Vorwurf: Die Bad Bank habe nicht darauf geachtet, dass sie griechische Anleihen unterschiedlichen Rechts besaß.
    Bad Bank hat rechtliche Hürden nicht beachtet
    Es seien, erstens, Anleihen griechischen Rechts dabei gewesen. Deren Anleihebedingungen habe Griechenland nachträglich ändern können, also den Investoren mitteilen können, sie bekämen ihr Geld nicht zu hundert Prozent zurück, sondern sie müssten an einem Schuldenschnitt teilnehmen.
    Und es waren, zweitens, griechische Anleihen dabei, die nach ausländischem Recht ausgegeben worden waren. Die kann ein Emittent nicht einfach beschneiden. Dazu hätte Griechenland für jede einzelne Anleihe die Mehrheit der Investoren zustimmen lassen müssen. Wegen dieser Hürde waren diese Papiere auf dem Markt mehr wert.
    Das habe die Bad Bank aber nicht berücksichtigt. Bundesfinanzministerium und Bankenrettungsfonds wiesen diese Behauptung heute in einer Stellungnahme zurück:
    "Die Rechtsordnung der jeweiligen Anleihen wurde differenziert betrachtet und in der Entscheidung berücksichtigt."
    Immerhin gaben beide Stellen zu, dass die Bad Bank alle Papiere verkauft habe. Warum?
    "....um nicht den Totalausfall ihrer Assets zu riskieren. Denn es war zum Entscheidungszeitpunkt sehr fraglich, inwieweit es ohne den Schuldenschnitt überhaupt zu Rückzahlungen durch Griechenland gekommen wäre."
    Durch Verzicht Griechenland helfen
    Es gibt Hinweise, dass die staatliche Bad Bank auf Geheiß von oben Griechenland helfen wollte, durch Verzicht. Und es gibt einen Mentalitätsunterschied zwischen Bank und Hedgefonds. Professor Leef Dierks, der an der Fachhochschule Lübeck den Lehrstuhl für Internationale Kapitalmärkte innehat:
    "Auf der einen Seite: 2012, wir erlebten die Spillover, also die Ansteckungseffekte – es war nicht nur Griechenland betroffen. Es war Italien, das in den Fokus der Märkte geriet und die Devise hier lautete: Abbau der Risiken auf der Bilanz, sprich sowohl die Geschäftsbanken wie auch die Investmentbanken und natürlich zuletzt auch die Institute der öffentlichen Hand sahen sich genötigt, relativ riskante Bilanzpositionen abzubauen. Auf der anderen Seite: aus Perspektive eines Hedgefonds, der eben nicht dieser Bankenregulierung unterworfen ist, war das eine Wette auf steigende Kurse, denn die stiegen ja bei 25, vielleicht 30 Prozent ein und konnten jetzt davon ausgehen, dass gewisse Anleihen vollständig, also zu pari zurückbezahlt werden würden."
    Das Geschäft war von der Bad Bank vielleicht gut gemeint, aber letztlich handwerklich offenbar nicht gut gemacht. Denn die Bad Bank verkaufte mit den Anleihen auch das Recht, die zu rund 30 Prozent des Nominalwertes auf den Markt geworfenen Papiere zu 100 Prozent einzulösen. Das muss Griechenland nun tun. So fließt das früher von der deutschen Hypo Real Estate in Griechenland investierte Geld nun zu Hedgefonds. Und das, obwohl gerade eine Bad Bank nicht dazu da ist, mit Verkäufen die Krise zu verstärken, sondern mit ruhiger Hand die Krise zu dämpfen.