Weiss: Zunächst einmal kann ich für mich in Anspruch nehmen, dass ich ja wirklich eine leidenschaftliche Kämpferin auf der Seite der Künste bin und auch gerade dort ein sehr großes Engagement habe, wo die Künste sich weiterentwickeln, und wo sie das in unsere Gesellschaft bringen, was sicherlich das Wichtigste ist, nämlich kreatives Denken, um die Ecke denken, flexibles Denken.
Capellan: Ihr Vor-Vorgänger Michael Naumann hat über Sie gesagt, Christina Weiss hat das, was ich nicht hatte. Sie hat Spaß am politischen Geschäft, am Strippenziehen. Ist das so?
Weiss: Ich interessiere mich sehr dafür, wie man bestimmte Ziele auch strategisch umsetzen kann. Insofern ist das eine geeignete Eigenschaft für politische Arbeit, aber ich hatte natürlich in Hamburg auch zehn Jahre Zeit, um zu üben.
Capellan: Welche Erfahrungen haben Sie denn da gemacht, die Ihnen jetzt zugute kommen könnten?
Weiss: Nun, ich habe natürlich den ganzen Bereich öffentlicher Verwaltung kennen gelernt, aber eben auch die Tücken und die Freuden des politischen Geschäfts. Die Politik ist ja ein sehr kommunikatives Geschäft. Man braucht Konsens. Man braucht die Bestätigung von anderen Parteien, Fraktionen, aber auch von einzelnen Menschen. Gerade für die Kultur muss man sich die Lobby sehr eigenhändig auch zusammensuchen. Also diejenigen, die verstehen, wovon man redet, die etwas von der Liebe zur Kunst begreifen, sind die richtigen Partner.
Capellan: Machen sich die Tücken des Geschäftes vor allem darin bemerkbar, dass gerade in Zeiten knapper Kasse kein Geld für die Kultur da ist?
Weiss: Ich reduziere die Debatte zum Thema Kultur nicht gerne auf das Thema Geld. Das macht es sehr leicht. Ich glaube, das Gespräch über Kultur hat auch eine ganz wichtige atmosphärische Rolle, und das ist eben auch das Wunderbare an der Schaffung dieses Amtes, dass die Kultur durch dieses Amt eine Stimme hat, und diese Stimme muss auch dafür sorgen, dass die Atmosphäre, der Respekt für die Kultur in unserer Gesellschaft wächst und nicht vergessen wird, bloß weil es gerade mal eine wirtschaftliche Krise gibt.
Capellan: Also da machen Sie sich keine Sorgen, dass Ihr Etat zusammengestrichen werden könnte?
Weiss: Na ja, Sorgen macht man sich immer. Ich gehe davon aus, dass die Kultur – das wäre also für die Regierung unter der Führung von Schröder sehr ungewöhnlich – nicht schlechter behandelt wird als anderen Ressorts. Es könnte sein, dass in den anderen Ressorts die härteren Reformen anstehen.
Capellan: Welche Rolle wird denn die Hauptstadtkultur in Ihre Tätigkeit spielen? Ihrem Vorgänger Nida-Rümelin ist ja immer wieder mal vorgeworfen worden, dass er sich zu sehr um Berlin kümmere.
Weiss: Nun ja, um Berlin muss sich der Bund auch kümmern. Es ist die deutsche Hauptstadt. Es ist die Stadt, die auch die deutsche Kultur letztlich in besonderer Weise repräsentiert. Der Bund engagiert sich ja immerhin mit fast 300 Millionen Euro für die Kultur in Berlin, und das sind ja auch ganz schwergewichtige Dinge wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Museumsinsel, für die der Bund jetzt schon zu sehr großen Teilen, also 75 Prozent gerade steht. Ich denke, darin muss man Berlin auch helfen. Da kann man einen Stadtstaat wie Berlin auch nicht alleine lassen. Trotzdem muss man genau darauf achten, dass auch für Berlin natürlich das föderale System gilt. Also auch Berlin ist ein Bundesland mit einer Kulturhoheit.
Capellan: Sie haben eben gesagt, es geht eben nicht nur um die Finanzen, es geht auch um Zuständigkeiten. Da fehlen Ihnen vielleicht einige, zum Beispiel im Bereich der auswärtigen Kulturpolitik, die Zuständigkeit für die Goethe-Institute etwa, das bleibt beim Außenministerium. Gibt Ihnen das zu denken?
Weiss: Das ist natürlich eine alte Debatte, wo sind die Goethe-Institute richtig angesiedelt? Auf der einen Seite brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in fremden Ländern für die deutsche Kultur arbeiten, den Schutz des Auswärtigen Amtes, also die Hand des Auswärtigen Amtes brauchen wir. Ich denke aber, dass die Entwicklung der Konzeption, was die Arbeit der Goethe-Institute betrifft, wie die Goethe-Institute auch deutsche Kultur im Ausland repräsentieren, dass die Diskussion darüber auch ein Anteil in diesem Amt der Staatsministerin für Kultur und Medien zu führen ist, mit dem Amt. Ich bin für Kooperationen, und ich bin für eine große Offenheit in der Debatte über Kultur, und ich glaube, Kompetenzgerangel ist nur sehr schädlich für solche Offenheiten.
Capellan: Um den Kulturaustausch zwischen den Nationen zu stärken, ist ja auch die Bundeskulturstiftung ins Leben gerufen worden. Was erwarten Sie von dieser Stiftung für die Zukunft?
Weiss: Die Bundeskulturstiftung ist ja eine sehr neue Gründung, und ich denke, sie muss auch ihr Profil noch finden und entwickeln. Das wird vielleicht eine der interessantesten Aufgaben sein, dieses Profil jetzt weiter aufzubauen, zu schärfen, und dann auch nach außen deutlich erkennbar zu machen, wofür die Bundeskulturstiftung steht. Sie wird ja im Jahre 2003 nochmals eine Verdopplung der finanziellen Ausstattung erhalten.
Capellan: Und dafür werden auch Sie eintreten?
Weiss: Natürlich.
Capellan: Vielen Dank für das Gespräch.
Link: Interview als RealAudio
Capellan: Ihr Vor-Vorgänger Michael Naumann hat über Sie gesagt, Christina Weiss hat das, was ich nicht hatte. Sie hat Spaß am politischen Geschäft, am Strippenziehen. Ist das so?
Weiss: Ich interessiere mich sehr dafür, wie man bestimmte Ziele auch strategisch umsetzen kann. Insofern ist das eine geeignete Eigenschaft für politische Arbeit, aber ich hatte natürlich in Hamburg auch zehn Jahre Zeit, um zu üben.
Capellan: Welche Erfahrungen haben Sie denn da gemacht, die Ihnen jetzt zugute kommen könnten?
Weiss: Nun, ich habe natürlich den ganzen Bereich öffentlicher Verwaltung kennen gelernt, aber eben auch die Tücken und die Freuden des politischen Geschäfts. Die Politik ist ja ein sehr kommunikatives Geschäft. Man braucht Konsens. Man braucht die Bestätigung von anderen Parteien, Fraktionen, aber auch von einzelnen Menschen. Gerade für die Kultur muss man sich die Lobby sehr eigenhändig auch zusammensuchen. Also diejenigen, die verstehen, wovon man redet, die etwas von der Liebe zur Kunst begreifen, sind die richtigen Partner.
Capellan: Machen sich die Tücken des Geschäftes vor allem darin bemerkbar, dass gerade in Zeiten knapper Kasse kein Geld für die Kultur da ist?
Weiss: Ich reduziere die Debatte zum Thema Kultur nicht gerne auf das Thema Geld. Das macht es sehr leicht. Ich glaube, das Gespräch über Kultur hat auch eine ganz wichtige atmosphärische Rolle, und das ist eben auch das Wunderbare an der Schaffung dieses Amtes, dass die Kultur durch dieses Amt eine Stimme hat, und diese Stimme muss auch dafür sorgen, dass die Atmosphäre, der Respekt für die Kultur in unserer Gesellschaft wächst und nicht vergessen wird, bloß weil es gerade mal eine wirtschaftliche Krise gibt.
Capellan: Also da machen Sie sich keine Sorgen, dass Ihr Etat zusammengestrichen werden könnte?
Weiss: Na ja, Sorgen macht man sich immer. Ich gehe davon aus, dass die Kultur – das wäre also für die Regierung unter der Führung von Schröder sehr ungewöhnlich – nicht schlechter behandelt wird als anderen Ressorts. Es könnte sein, dass in den anderen Ressorts die härteren Reformen anstehen.
Capellan: Welche Rolle wird denn die Hauptstadtkultur in Ihre Tätigkeit spielen? Ihrem Vorgänger Nida-Rümelin ist ja immer wieder mal vorgeworfen worden, dass er sich zu sehr um Berlin kümmere.
Weiss: Nun ja, um Berlin muss sich der Bund auch kümmern. Es ist die deutsche Hauptstadt. Es ist die Stadt, die auch die deutsche Kultur letztlich in besonderer Weise repräsentiert. Der Bund engagiert sich ja immerhin mit fast 300 Millionen Euro für die Kultur in Berlin, und das sind ja auch ganz schwergewichtige Dinge wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Museumsinsel, für die der Bund jetzt schon zu sehr großen Teilen, also 75 Prozent gerade steht. Ich denke, darin muss man Berlin auch helfen. Da kann man einen Stadtstaat wie Berlin auch nicht alleine lassen. Trotzdem muss man genau darauf achten, dass auch für Berlin natürlich das föderale System gilt. Also auch Berlin ist ein Bundesland mit einer Kulturhoheit.
Capellan: Sie haben eben gesagt, es geht eben nicht nur um die Finanzen, es geht auch um Zuständigkeiten. Da fehlen Ihnen vielleicht einige, zum Beispiel im Bereich der auswärtigen Kulturpolitik, die Zuständigkeit für die Goethe-Institute etwa, das bleibt beim Außenministerium. Gibt Ihnen das zu denken?
Weiss: Das ist natürlich eine alte Debatte, wo sind die Goethe-Institute richtig angesiedelt? Auf der einen Seite brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in fremden Ländern für die deutsche Kultur arbeiten, den Schutz des Auswärtigen Amtes, also die Hand des Auswärtigen Amtes brauchen wir. Ich denke aber, dass die Entwicklung der Konzeption, was die Arbeit der Goethe-Institute betrifft, wie die Goethe-Institute auch deutsche Kultur im Ausland repräsentieren, dass die Diskussion darüber auch ein Anteil in diesem Amt der Staatsministerin für Kultur und Medien zu führen ist, mit dem Amt. Ich bin für Kooperationen, und ich bin für eine große Offenheit in der Debatte über Kultur, und ich glaube, Kompetenzgerangel ist nur sehr schädlich für solche Offenheiten.
Capellan: Um den Kulturaustausch zwischen den Nationen zu stärken, ist ja auch die Bundeskulturstiftung ins Leben gerufen worden. Was erwarten Sie von dieser Stiftung für die Zukunft?
Weiss: Die Bundeskulturstiftung ist ja eine sehr neue Gründung, und ich denke, sie muss auch ihr Profil noch finden und entwickeln. Das wird vielleicht eine der interessantesten Aufgaben sein, dieses Profil jetzt weiter aufzubauen, zu schärfen, und dann auch nach außen deutlich erkennbar zu machen, wofür die Bundeskulturstiftung steht. Sie wird ja im Jahre 2003 nochmals eine Verdopplung der finanziellen Ausstattung erhalten.
Capellan: Und dafür werden auch Sie eintreten?
Weiss: Natürlich.
Capellan: Vielen Dank für das Gespräch.
Link: Interview als RealAudio