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"Ich bin sehr zufrieden mit dieser Wahl"

Der Direktor des Collegium Polonicum in Slubice, Krzysztof Wojciechowski, hat die Wahl von Gunter Pleuger zum neuen Präsidenten der Europa-Universität Viadrina ausdrücklich begrüßt. Als ausgewiesener Diplomat werde Pleuger zur Vertiefung der Internationalität der Viadrina beitragen. Das liege auch im Interesse des Collegium Polonicum, betonte Wojciechowski.

Moderation: Jochen Fischer |
    Jochen Fischer: Die deutsch-polnische Universität Viadrina hat seit gestern Abend einen neuen Leiter. Es ist der 67-jährige Gunter Pleuger. Bislang hat er sich nicht durch akademische Tätigkeit ausgezeichnet; er ist vielmehr als deutscher Spitzendiplomat in den Vereinten Nationen in Erinnerung. In Frankfurt an der Oder folgt er Gesine Schwan nach, die sich von der Leitung der Universität in Frankfurt verabschiedet. Sie will sich für die SPD um die Nachfolge von Bundespräsident Köhler bewerben. Ich bin jetzt verbunden mit dem Direktor des Collegium Polonicum Krzysztof Wojciechowski. Guten Tag!

    Krzysztof Wojciechowski: Guten Tag Herr Fischer.

    Wojciechowski: Sind Sie denn eigentlich zufrieden mit der Wahl Ihres neuen Kollegen auf der anderen Seite?

    Wojciechowski: Ich bin sehr zufrieden mit dieser Wahl. Herr Pleuger ist ein ausgewiesener Diplomat und als solcher wird er bestimmt zur Vertiefung der Internationalität der Viadrina beitragen und das liegt auch in unserem Interesse, im Interesse meiner Einrichtung.

    Fischer: Er ist Diplomat, haben Sie gesagt. Er hat keinen direkt akademischen Hintergrund in seiner beruflichen Laufbahn. Ist das hilfreich oder hinderlich?

    Wojciechowski: Das Hochschulgesetz des Landes Brandenburg sieht vor, dass die Universitäten von ausgewiesenen Persönlichkeiten aus der Kultur, aus der Wirtschaft oder aus der Politik geleitet werden können. Man hat sich also bewusst für nicht akademische Laufbahnen der Präsidenten beziehungsweise Rektoren entschieden und das hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist natürlich, dass die Professoren eventuell Überlegenheitsgefühle in Punkto Wissenschaft entwickeln können, aber der Vorteil ist, dass die politische Wirkung dieser kleinen Universität bestimmt stärker ist, als das im Falle eines gewählten Professors aus eigener Mitte wäre.

    Fischer: Gunter Pleuger hat mit uns heute Früh im Deutschlandfunk über seine neuen Aufgaben gesprochen. Unter anderem hat er folgendes gesagt:

    Pleuger: Wir werden uns darum bemühen, Studenten auch aus Westdeutschland, aus den anderen Bundesländern anzuwerben, und wir werden uns dabei der Hilfe der Länder, der Hilfe aber auch der interessierten Wirtschaft und der Hilfe von Stiftungen und anderen Institutionen bedienen. Das Entscheidende ist aber, dass wir ein Lehrangebot anbieten, was ein gewisses Alleinstellungselement für die Viadrina hat.

    Fischer: Herr Wojciechowski, wird das gelingen, neue Studentengruppen zu gewinnen?

    Wojciechowski: Ich denke schon. Übrigens die Studenten aus Westdeutschland gehörten immer zu den besten Studenten beziehungsweise zu den engagiertesten Studenten an der Viadrina, weil wenn schon jemand aus einer größeren Entfernung kommt, dann kommt er, weil er bewusst etwas mit Osteuropa oder Polen im Sinn hat und das Studium nicht nur unbedingt auf pures Fachwissen beschränken muss. Also ich warte mit offenen Armen auf Studenten aus weiteren Teilen Deutschlands und aus ganz Europa.

    Fischer: Wo sehen Sie die Viadrina, die Universität beiderseits der Oder, sagen wir in etwa in zehn Jahren?

    Wojciechowski: In zehn Jahren möchte ich, dass diese Universität wenigstens denselben politischen Grad an Bedeutung hat, wie sie heute besitzt. Das ist eine kleine Universität. Sie wird vermutlich weder in 10 noch in 30 Jahren eine Milliarde Euro als Budget haben. Deswegen muss sie durch etwas anderes wirken, durch etwas anderes den Mitarbeitern, Professoren und den Studenten das Selbstwertgefühl verleihen und sie zu Aktivitäten vor Ort motivieren. Ich denke, dass diese Universität weiter ein sagen wir Flaggschiff der mitteleuropäischen Zusammenarbeit im akademischen Bereich und auch im politischen Bereich sein wird und weiter eine Stätte, wo man eventuelle Konflikte ausdiskutiert, schlichtet und in Kooperation verwandelt.

    Fischer: Krzysztof Wojciechowski von der deutsch-polnischen Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.