
Man wolle alles unternehmen, um Arbeitsplätze und Standorte zu erhalten, betonte Benner. Mit einer Vier-Tage-Woche hatten VW und Gewerkschaft bereits Anfang der 1990er-Jahre, als VW in einer tiefen Krise steckte, Massenentlassungen und den Wegfall von 30.000 Stellen verhindert.
In Niedersachsen startet die Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie in einer Woche. Über den VW-Haustarif soll eigentlich erst ab Mitte oder Ende Oktober verhandelt werden. Die IG Metall fordert jeweils sieben Prozent mehr Lohn.
Forderung nach "Volks-Elektro-Auto"
Das Land Niedersachsen als VW-Anteilseigner appellierte an das Management des Konzerns, die Elektromobilität konsequent auszubauen. VW müsse sich seines ursprünglichen Leitspruchs besinnen und quasi ein "Volks-Elektro-Auto" bauen, das sich jeder leisten könne, sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister, Lies, im Deutschlandfunk.
Die Elektromobilität sei eine verhältnismäßig neue Technologie und es stelle ohne Frage eine große Herausforderung dar, bezahlbare Fahrzeuge zu produzieren, erklärte Lies. Daran führe aber kein Weg vorbei. Vor diesem Hintergrund sei es ein großer Fehler der Bundesregierung gewesen, die Förderung von E-Autos einzustellen, erklärte der SPD-Politiker.
"Standortschließungen nicht unumgänglich"
Auch der Wirtschaftswissenschaftler Jens Südekum von der Universität Düsseldorf sieht die Elektromobilität als Zukunft der weltweiten Automobilindustrie. Der Blick auf Chinas Automarkt, der 40 Prozent des VW-Umsatzes ausmache, zeige, dass das Verbrennerfahrzeug dort sehr schnell verschwinde, und Elektromobilität auf einem - Zitat - "totalen Siegeszug" sei. Und da habe VW den chinesischen Kunden wenig anzubieten. Insbesondere kleine, günstige Elektrofahrzeuge seien nicht im Programm.
Südekum hält Standort-Schließungen bei Volkswagen nicht unumgänglich. Er sagte ebenfalls im Deutschlandfunk, fünf Milliarden Euro, die VW einsparen wolle, seien viel Geld. Aber es gebe andere Möglichkeiten - etwa einen Teil der geplanten 180-Milliarden-Investitionen dafür zu verwenden.
Südekum, der Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums ist, warf der deutschen Autobranche insgesamt Versäumnisse in den Jahren 2009 bis 2019 vor. Da habe sie wahnsinnig gute Gewinne gemacht, aber nicht über die Zukunft nachgedacht. Der Forscher ist auch Mitglied im Expertenkreis Transformation der Automobilwirtschaft, den das Ministerium ins Leben gerufen hat.
Bundesregierung will nicht nicht einmischen
Bundeskanzler Scholz hat angekündigt, dass sich die Bundesregierung nicht in die finanzielle Krise bei Volkswagen einmischen wird. Ein Regierungssprecher sagte in Berlin, die Bedeutung von Volkswagen als eines der größten Unternehmen der Autoindustrie sei dem Kanzler bewusst. Es sei aber Sache von Volkswagen, die Probleme zu lösen.
Bundesarbeitsminister Heil (SPD) sagte in Berlin, es müsse gelingen, mit allen Beteiligten dafür zu sorgen, dass alle Standorte gesichert und betriebsbedingte Kündigungen bei VW vermieden werden. Deshalb sei jetzt die Stunde der Betriebs- und Sozialpartnerschaft. Er verwies zudem auf im Kabinett auf den Weg gebrachten steuerlichen Anreize für E-Autos als Dienstwagen, um die Nachfrage anzukurbeln.
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Diese Nachricht wurde am 05.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.