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IG-Metall-Vize-Chef Huber kritisiert geplanten Stellenabbau bei Mercedes

Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der IG Metall, Berthold Huber ist die Höhe des geplanten Stellenabbaus in den deutschen Mercedes-Werken von Unternehmensseite nicht hinreichend begründet worden. Man werde sich erlauben, die konkrete Zahl in Höhe von 8500 in Frage zu stellen, da sie nicht mit klaren Maßnahmen oder konkreten Zukunftslösungen verbunden sei, betonte Huber.

    Remme: Meldungen, vor allem über den geplanten Stellenabbau bei Mercedes machen Schlagzeilen. Am Telefon ist nun der 2. Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, Berthold Huber. Es war ja von 5000 Stellen die Rede, das heißt also von einem Stellenabbau hörte man schon länger, jetzt ist die Zahl 8500 bestätigt und sie wird der Belegschaft heute Vormittag während Betriebsversammlungen erklärt. War die IG Metall in diese Pläne eingebunden oder sind Sie überrascht?

    Huber: Ich bin über den konkreten Fortgang und die konkrete Zahl überrascht. Es war in Rede, dass wir Arbeitsplatzüberhänge bei Daimler haben, die Geschäfte sind nicht so gut gelaufen bei der Mercedes Car Group wie geplant, aber die Zahl 8500, die im Raume steht, ist bis dato nicht unterfüttert mit klaren Maßnahmen, mit konkreten Problemaufrissen, mit konkreten Zukunftslösungen und insofern erlauben wir uns doch, diese Zahl in Frage zu stellen.

    Remme: Vor einem Jahr hat man auf Lohnzuwächse bei Mercedes verzichtet, um damit 6000 Jobs in Sindelfingen zu retten, jetzt der Abbau gerade in Sindelfingen – fühlen Sie sich getäuscht?

    Huber: Getäuscht kann man nicht sagen, das wäre jetzt zu weit gegriffen. Auf jeden Fall haben wir damals gegen den rigorosen Personalabbau gekämpft, wir haben erreicht eine Vereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, diese Vereinbarung, was diesen Punkt anbelangt hält in ihrer Substanz auch wenn ganz offensichtlich die Frage von Personalüberhängen, wie das so böse heißt, ganz offensichtlich nicht aus der Welt ist bei Mercedes.

    Remme: Das heißt, Sie würden also die Theorie, dass Mercedes schlicht zu teuer produziert, nicht bestreiten.

    Huber: Es geht nicht um die Frage zu teuer, sondern die Frage ist ja mal als erstes zu stellen, warum gibt es bei verschiedenen Fahrzeugmodellen nicht die geplanten und erwarteten Stückzahlen. Wir haben wenig produziert, es ist nicht in erster Linie eine Frage von zu teuer.

    Remme: Sondern?

    Huber: Es ist möglicherweise auch eine Frage von Qualität, eine Frage ob Daimler in verschiedenen Modellreihen, E-Klasse und C-Klasse, den Käufer, sprich den Kunden anspricht, ob hier die Potentiale in der Zusammenarbeit mit den Zulieferern ausgeschöpft worden sind. All diese Fragen stellen sich und ich will damit auch sagen, dass die 8500, so sagen mir auch unsere Betriebsräte, sehr strittig sind.

    Remme: Sie haben diesen Beschäftigungspakt angesprochen und ich stelle in der Beziehung zwei Fragen. Zum einen, ob er möglicherweise diese Kostenstruktur, die jetzt angeprangert wird, zementiert hat und zum anderen, wie sinnvoll ein Pakt ist, wenn ein Werk danach trotzdem noch 8500 Menschen entlassen wird.

    Huber: Es ist ja nicht ein Werk, bitte lassen Sie uns genau sein. Es betrifft die ganze Mercedes Car Group von Bremen, Sindelfingen, Untertürkheim, möglicherweise sind die Standorte Rastatt und Gaggenau im Moment ausgenommen, aber ansonsten die gesamte Car Group, nicht alleine Sindelfingen. Aber Sindelfingen ist das Werk mit den höchsten Produktionszahlen, den höchsten Ausstößen, insbesondere im Bereich C-, E- und S-Klasse. Und was ist denn passiert letztes Jahr? Letztes Jahr haben wir tiefe Einschnitte auch bei den Beschäftigten hingenommen, wir haben nichts zementiert. Wir haben akzeptiert, dass bestimmte Zuwächse ausbleiben. Und wir haben festgehalten und da hält diese Vereinbarung, dass niemand in Sindelfingen, Bremen oder wo auch immer in der Mercedes Car Group entlassen werden kann. Und das ist ein Wert, der auch heute nicht in Frage gestellt wird.

    Remme: Mercedes-Chef Dieter Zetsche wird der Belegschaft heute die Pläne der Konzernführung erklären. Haben Sie Vertrauen in ihn?

    Huber: Man kann erst – Zetsche hat ganz offensichtlich in den USA bei Chrysler einen guten Job gemacht, er hält sich an diese Vereinbarungen so wie verabredet, es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen, das Ganze geht nur auf Basis freiwilliger Vereinbarungen, in welcher Höhe auch immer und dann werden wir in den nächsten Monaten sehen, dass der neue Chef von Mercedes und von Daimler sein Wort auch hält. Wenn nicht, dann werden wir unser Urteil ändern müssen.