"Ich bin ein bisschen zynisch. Deshalb gibt es tatsächlich einige Stellen, an denen ich mich lustig mache. Bei Disney gibt es aber auch die Spielregel: Man bekommt ein Spielzeug ausgeliehen und muss es in gutem Zustand wieder zurückgeben. Man sollte also nicht zu weit gehen. Aber in den 30er Jahren waren die Disney-Figuren viel frecher als heute. Und ich versuche, das wieder zurückzuholen.
"Mickey's Craziest Adventures" von Lewis Trondheim und dem Zeichner Keramidas sind der Auftakt für eine Reihe von Micky-Maus-Geschichten von berühmten französischen Comicautoren. Trondheim kam zu dem Projekt, weil sein Zeichner da unbedingt mitmachen wollte – aber selbst kein guter Geschichtenerzähler ist. Deshalb hat er Trondheim gefragt die Handlung zu entwerfen.
Natürlich ist dieser Comic nicht im Funny-Stil gezeichnet, sondern viel kantiger und mit satten, scheinbar regendurchtränkten Farben. Trondheim lässt in diesem, oft eher abgerissenen, Ambiente die Privatdetektivin Maggie Garrisson ermitteln.
"Es sollte auf keinen Fall eine Femme Fatale sein, sondern eine ganz normale Frau, nicht zu hübsch, eher pfiffig. Gleichzeitig ist sie etwas durch den Wind, ein bisschen alkoholabhängig und kommt im Leben nicht so richtig klar. Mich interessiert das Menschliche, ganz gleich, ob ich Science-Fiction, Krimis oder ein ganz anderes Genre mache - mir ist immer wichtig, dass die Figuren interessant und glaubwürdig sind."
"Das Schwierigste war, gemeinsam eine Geschichte zu erzählen, ohne am Ende die Scheidung einreichen zu müssen. Brigitte war sehr wichtig, dass der Leser jede Situation versteht und ihre Ideen nachvollziehen kann. Ich wiederum fand es spannender, mit der Intelligenz des Lesers zu spielen und sagte deshalb oft: Man muss dem Leser nicht alles erklären."
"Wir haben sehr darauf geachtet, dass wir keine Gespräche erfinden oder eigene Aspekte hinzufügen. Wir wollten streng bei den Fakten bleiben und kein übertriebenes Pathos produzieren. Das war für mich wirklich sehr wichtig, eine Geschichte zu erzählen, ohne auf die Tränendrüse zu drücken."
Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut Trondheim alle Genres und Stimmungen bedienen kann, ohne bei all den Veröffentlichungen routiniert zu wirken. Ein anarchistisch wilder Micky Maus geht genauso, wie eine kaltschnäuzig melancholische Maggy Garrisson oder eben eine berührende Biografie. Jeder einzelne dieser Comics ist großartig - aber erst, wenn man sie zusammen liest, sieht man, zu welcher Vielfalt Trondheim fähig ist.