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Im zweiten Wahlgang
Gianni Infantino neuer FIFA-Präsident

Er soll den skandalgeplagten Weltfußballverband aus der Krise führen: UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino. Der Schweizer wurde in der zweiten Runde auf dem FIFA-Kongress in Zürich gewählt. Klar ist aber: mit der Wahl eines neuen Präsidenten sind die Probleme bei der FIFA nicht gelöst. Die eigentliche Arbeit fängt gerade erst an.

Von Ronald Menn | 26.02.2016
    Gianni Infantino auf dem FIFA-Kongress in Zürich
    Gianni Infantino (imago)
    Der außerordentliche Fifa-Kongress wählte den UEFA-Generalsekretär am Freitag in Zürich zum Nachfolger von Sepp Blatter, der im Zuge des Fifa-Korruptionsskandals zurückgetreten war. Im zweiten Wahlgang bekam Infantino 115 der 207 Stimmen und damit die nötige absolute Mehrheit. Für seinen größten Rivalen, Scheich Salman, votierten 88 Delegierte. Infantino hatte unter anderem die Unterstützung des Deutschen Fußball Bundes.
    "Wir werden mit Hingabe arbeiten"
    Unmittelbar nach dem Wahlsieg sagte Infantino, die FIFA habe harte Momente hinter sich, aber das sei jetzt vorbei: "Wir möchten den Respekt der ganzen Welt. Wir werden mit Hingabe arbeiten, so dass wir uns wieder auf dieses wundervolle Spiel konzentrieren können."
    Der 45-Jährige Jurist war dem breiten Fußball-Publikum bisher bestenfalls von den Auslosungen zur Champions League bekannt, die er mehrsprachig leitete. Dass er überhaupt als Kandidat für den Chefposten bei der FIFA antrat, lag nur an der Sperre gegen UEFA-Boss Michel Platini, der eigentlich Blatters Amt übernehmen wollte.
    Überraschung im ersten Wahlgang
    Die erste Abstimmung in Zürich hatte noch keine Entscheidung gebracht. Mit 88 der 207 Stimmen hatte Infantino zwar überraschend die meisten Stimmen bekommen, die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit aber verpasst. Sein größter Rivale, der Bahrainer Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa, bekam drei Stimmen weniger (85). Der Jordanier Prinz Ali bin Al Hussein lag mit 27 Stimmen deutlich dahinter, nur sieben Delegierte votierten für den Franzosen Jerome Champagne. Der Südafrikaner Tokyo Sexwale hatte seine Kandidatur vor dem ersten Urnengang zurückgezogen. Er galt ohnehin als Außenseiter, nicht einmal seine afrikanische Heimatkonföderation unterstützte ihn.
    Es war das erste Mal seit 1974, dass bei der FIFA-Präsidentschaftswahl ein zweiter Durchgang nötig war. Damals bezwang João Havelange aus Brasilien den Engländer Stanley Rous.
    Reformen für mehr Demokratie
    Vor der Entscheidung über einen neuen Präsidenten hatten die FIFA-Delegierten ein Reformpaket auf den Weg gebracht, als Reaktion auf den Korruptionsskandal. Die Führung des Verbands soll in Zukunft weniger Macht haben. Wer politische Entscheidungen trifft, soll nicht gleichzeitig auch in wirtschaftlichen Dingen das Sagen haben. Außerdem sollen der Präsident und die Mitglieder des Exekutivkomitees nach drei Amtszeiten nicht mehr wiedergewählt werden dürfen.
    Noch viel zu tun
    Mit einem neuen Präsidenten und den auf den Weg gebrachten Reformen sind die Probleme bei der FIFA allerdings noch längst nicht gelöst. Noch immer steht die Kritik an den WM-Vergaben an Russland und Katar im Raum, laufen Ermittlungen der Justiz, muss Korruption weiter bekämpft werden. In fünf Ländern gibt es momentan keine regulären Verbandsspitzen: In Honduras, Guatemala, Thailand, Benin und den Malediven wurden die Funktionäre wegen Korruptionsverdachts abgesetzt.