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Immobilienmarkt der Großstädte
Hoher Bedarf, wenig Platz

Die Immobilienwirtschaft kritisiert die Bundesregierung, die nach Ansicht des Branchenverbandes falsche Signale sendet und so die Miet- und Kaufpreise für Immobilien in begehrten Großstädten noch weiter in die Höhe treibt. Doch der Spitzenverband nennt noch andere Mängel in seinem Frühjahrsgutachten.

Von Volker Finthammer | 19.02.2019
    Der Schriftzug «Immobilien» steht am 27.06.2017 über einem Büro eines Immobilienmaklers im Stadtteil Vahrenwald-List in Hannover (Niedersachsen).
    In den begehrten Innenstädten wird es enger und teurer (dpa / picture alliance / Silas Stein)
    Auch wenn die Konjunktur schwächelt, ein Ende der Baukonjunktur in Deutschland ist noch nicht in Sicht, selbst von einer Blase könne man allenfalls in einzelnen Großstädten sprechen. Aber dies allein aufgrund der unmittelbarem Preisentwicklung in einzelne Regionen und nicht etwa wegen weiterer Umständen, wie der Kreditvergabe und anderen mehr, betont der Ökonom Prof. Lars Feld im Rahmen des Frühjahrsgutachtens des Rates der Immobilienweisen.
    "Wenn wir uns die Preisentwicklung in Deutschland anschauen und das auch mal in den längerfristigen Vergleich setzen, dann haben wir sicher flächendeckend diese Entwicklung nicht und dann ist die Einschätzung so vorsichtig wie bei der Bundesbank. Es gibt gewisse Übertreibungen, aber von einer Preisblase würden wir nicht reden."
    Senkung der Grunderwerbssteuer gefordert
    Es wird gebaut in Deutschland und es könnte auch noch mehr gebaut werden, wenn es die vielfachen regulatorischen Hindernisse nicht gäbe, betont Andreas Mattner, Präsident des Spitzenverbandes der Deutschen Immobilienwirtschaft, der dabei vor allem die Beschränkungen im Mietrecht vor Augen hat und in den jüngsten Reformen der Bundesregierung zur Mietpreisbremsse und zur Umlage der Modernisierungskosten, die er als faktische Baubremse ansieht.
    "Es ist klipp und klar, dass in der Vergangenheit mehr als 75 Prozent aller Wohnungen in Deutschland von Privaten gebaut worden sind und auch gebaut werden müssen und wenn man dieses austarierte Feld in die falsche Balance bringt, dann wird man keine 375.000 Wohnungen pro Legislatur bauen."
    Notwendig sei deshalb mehr und schneller zur Verfügung gestelltes Bauland und weniger Regulierungen, sagte Mattner. Dringend erforderlich wären stattdessen die Erhöhung der linearen Abschreibung, die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung, eine deutliche Senkung der Grunderwerbssteuer, sowie die Beschleunigung von Bauplanungs- und Genehmigungsverfahren, um die Zahl der dringend benötigten Baugenehmigungen deutlich erhöhen zu können.
    "Viel versprechen wir uns insbesondere auch von dem Baulandgipfel. Weil Bauland schnell zur Verfügung zu stellen und die Verfahren radikal zu beschleunigen, dass ist wirklich die Hilfe, die wir brauchen."
    Baukindergeld wirkt preistreibend
    In allen Bereichen der Branche bleibe die Lage angespannt, weil die Kommunen zu wenig Bauland zur Verfügung stellen würden, sowohl für Wohn- als auch Büroimmobilien. Das gilt für den Wohnungsmarkt besonders in den begehrten Städten wie Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt, wo die Nachfrage weiterhin groß ist, was sich auch an den Preissteigerungsraten bemerkbar macht, die deutlich über der Mietentwicklung liegen, sagt Carolin Wandzik.
    "Wir haben dort überall mittlerweile zehn Euro und mehr pro Quadratmeter im Schnitt. Bei den Kaufpreisen ist es so, dass wir sogar Steigerungen vom zehn bis 15 Prozent hatten. Da ist Berlin tatsächlich die Stadt, die die größte Dynamik gezeigt hat. Man muss aber sagen, wenn wir die Preise tatsächlich vergleichen, ist München mit fast 6.400 Euro immer noch deutlich vor Berlin. Da sind wir ungefähr bei 3400 Euro."
    Das neue Baukindergeld und die Sonderabschreibungen würden in diesen angespannten Lagen sogar noch preistreibend wirken. Außerdem komme es in den Ballungszentren verstärkt zur einer Abwanderung ins Umland mit den Folgekosten für Verkehr und Infrastruktur. Die Immobilienwirtschaft würde da eine weitere Verdichtung in den Städten bevorzugen. Außerdem wäre baupolitisch eine stärkere Konzentration auf die B-Städte wie Wuppertal, Krefeld oder Magdeburg sinnvoll, um den Druck von den großen Zentren zu nehmen.