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Immobilienmarkt
Deutsche Annington will Gagfah übernehmen

Die Nummer Eins am deutschen Immobilienmarkt, die Deutsche Annington, möchte ihren Konkurrenten Gagfah übernehmen. Die niedrigen Zinsen sind ein Grund für die Fusion, zudem ist die Stimmung an der Börse gut - und Investoren halten den Wohnimmobilienmarkt in Deutschland für sehr attraktiv.

Von Brigitte Scholtes | 01.12.2014
    Besonders in Ballungszentren ist der Bedarf an Wohnungen gestiegen
    Der Mieterbund fragt sich: Wie wird die Wohnungspolitik dieses Immobiliengiganten aussehen, der jetzt mit 350.000 Wohnungen mehr haben wird als die Kirchen zusammen? (dpa / picture-alliance / Armin Weigel)
    3,9 Milliarden Euro in bar bietet die Nummer Eins am deutschen Immobilienmarkt, die Deutsche Annington, für ihren Konkurrenten Gagfah. Sollten ihr mehr als die Hälfte der Gagfah-Anteile angedient werden, dann wird das die größte Übernahme in der deutschen Immobilienwirtschaft werden, die es je gegeben hat. Zum jetzigen Zeitpunkt komme das nicht überraschend, sagt Thomas Beyerle, Leiter Research der Immobiliengesellschaft Catella:
    "Die Geschichten beider Unternehmen stimmen, das kann man aus deutscher Sicht garantiert sagen. Wie dann die zu zweit wirken, es gab ja schon einmal vor einigen Jahren eine "Hochzeit im Himmel" - was ich nicht im gleichen Kontext sehen möchte – aber am Ende des Tages, glaube ich, von der Geschäftspolitik sind beide solide Unternehmen, die natürlich ihre Anteilseigner bedienen müssen, aber auf dem deutschen Weg, und ich glaube, da wird sich der Mittelweg ganz gut darstellen für beide."
    Kosteneinsparungen von 84 Millionen Euro im Jahr
    Die niedrigen Zinsen sind natürlich ein Grund für die Fusion, zudem ist die Stimmung an der Börse gut - und Investoren halten den Wohnimmobilienmarkt in Deutschland für sehr attraktiv. Die beiden Unternehmen hoffen auf Kosteneinsparungen von 84 Millionen Euro im Jahr - wenn auch zunächst einmal Belastungen von 310 Millionen Euro anfallen.
    Arbeitsplätze werde die Fusion wohl nicht kosten, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens, denn Annington will offenbar auch im neuen Konzern die Wartung und Betreuung der Objekte selbst übernehmen. Auch die Mieter immerhin eine Million Menschen - sollen von dem Zusammengehen profitieren, versprachen beide Unternehmen. Allzu große Veränderungen seien kurzfristig nicht zu erwarten, sagt Immobilienexperte Beyerle, aber mittelfristig werde das Unternehmen seine Marktmacht wohl ausspielen, aber in Maßen:
    "Entmietungsaktivitäten sehe ich jetzt wirklich nicht, muss man ganz klar sagen, dafür sind wir in Deutschland und haben auch einen sehr stabilen rechtlichen Rahmen. Was natürlich sein wird, wenn in Wohnungen investiert wird, und das werden beide sicherlich machen oder dann die neue Firma, da muss man natürlich auch davon ausgehen, dass da am Ende des Tages eine neue Erlösstruktur angepeilt wird. Und das heißt natürlich am Schluss: Die Mieten werden steigen."
    Kurzfristig keine gravierenden Veränderungen
    Das beobachtet auch der Deutsche Mieterbund genau. Kurzfristig rechne er nicht mit gravierenden Veränderungen, sagt auch dessen Geschäftsführer Ulrich Ropertz:
    "Entscheidend wird natürlich sein: Wie wird die Wohnungspolitik dieses Immobiliengiganten aussehen, der jetzt mit 350.000 Wohnungen am deutschen Wohnungsmarkt mehr Wohnungen haben wird als die Kirchen zusammen? Wie wird sich der künftig positionieren? Hat er aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, das heißt, wird er es nicht wieder zu Instandsetzungsstaus kommen lassen? Wie wird er mit dem Thema energetische Modernisierung umgehen? Wird er altersgerechte Wohnungen schaffen und und und, viele Fragen. Und wir gehen davon aus, dass die Deutsche Annington/Gagfah in den nächsten Monaten hierfür erste Antworten präsentieren wird."
    Das Zusammengehen der beiden Großen dürfte aber erst der Anfang einer Konsolidierungswelle sein, glauben Experten. Sie rechnen jetzt mit weiteren Aktivitäten, die sich aber eher auf regionaler Ebene abspielen dürften. Gespannt schauen sie zurzeit etwa auf Berlin. Dort könnte es womöglich zu einem Zusammenschluss der Wohnungsbaugesellschaften des Landes kommen.