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Immobilienmarkt
Punkt Mitternacht entscheidet sich Übernahmeschlacht

Es ist eine feindliche Übernahme geplant: Der größte Wohnungskonzern Deutschlands, die Bochumer Vonovia, will die Deutsche Wohnen aus Berlin schlucken. Und diese wehrt sich dagegen vehement. Es geht um Milliarden - und kurz vor Ablauf der Frist ist die Vonovia noch weit davon entfernt, die dafür notwendigen 50 Prozent plus eine Aktie zu sammeln.

Von Michael Braun | 09.02.2016
    Das neue Firmenschild "Vonovia", die Umfirmierung der Deutschen Annington, wird am 2.9.2015 in Bochum vor der Firmenzentrale aufgehängt.
    Das neue Firmenschild "Vonovia", die Umfirmierung der Deutschen Annington, wird am 2.9.2015 in Bochum vor der Firmenzentrale aufgehängt. (dpa / picture alliance / Roland Weihrauch)
    In Bochum und in Berlin schauen sie derzeit angestrengt auf die Wasserstandsmeldungen. Dabei geht es nicht um Ruhr oder Spree, sondern um Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes. Danach muss ein börsennotiertes Unternehmen, das ein anderes am Markt gelistetes Unternehmen kaufen will, regelmäßig melden, wie viele Aktien dem Übernehmer angedient worden sind.
    Übernehmer ist die Bochumer Vonovia, Deutschlands größter Wohnungskonzern. Der will den zweitgrößten schlucken, die Deutsche Wohnen aus Berlin. Die will aber nicht geschluckt werden und hofft nun, dass seine Aktionäre ihre Aktien nicht der Vonovia andienen.
    In Berlin ist heute Hoffnung aufgekommen. Denn in der jüngsten Wasserstandsmeldung, die heute Vormittag veröffentlicht wurde, hieß es: Vonovia könne über 28,6873 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien verfügen. Drei Tage zuvor waren es 28,7 Prozent, also ein paar mehr. Einige Aktionäre haben also ihre Papiere wieder zurückgefordert. Wird Vonovia bei der Deutschen Wohnen abblitzen?
    In Bochum heißt es: Gemach, gemach. Die Frist laufe erst heute um 24 Uhr ab, und erfahrungsgemäß entschieden sich größere Investoren erst in letzter Sekunde.
    Das ist in der Tat oft so. Andererseits: Es ist noch ein weiter Weg von knapp 29 Prozent bis zum Ziel von 50 Prozent plus eine Aktie. Außerdem musste Vonovia die Andienungsfrist schon einmal verlängern. Und Vonovia-Chef Peter Buch hatte in einem Zeitungsgespräch am Wochenende gesagt, Vonovia brauche die Deutsche Wohnen nicht unbedingt. Die Vorbereitung des Rückzugs?
    Bisher galt für Buch, was er Analysten Mitte Januar sagte:
    "Die Strategie von Vonovia richtet sich auf deutsche Wachstumsregionen. Das ist mit der von Deutsche Wohnen vereinbar. Aber zusammen haben wir größere Wachstumschancen und bieten den Deutsche-Wohnen-Aktionären eine bessere Risikoverteilung."
    Kaufpreis von 14 Milliarden Euro
    Deutsche Wohnen will davon nichts wissen, fragt, wie Vonovia den Kaufpreis von 14 Milliarden Euro stemmen wolle. Doch sicher mit Schulden für die neue Gesellschaft. Deutsche Wohnen-Sprecherin Manuela Damianakis warnte die eigenen Aktionäre:
    "Das Risikoprofil dieser gemeinsamen Gesellschaft würde sich aus Sicht unserer Aktionäre – für die müssen wir ja jetzt sprechen - wirklich verschlechtern. Also da nur als großes Stichwort: Finanzierung."
    Und wer denkt an die Mieter? Nicht nur der Mieterbund, aber der auch. Sein Geschäftsführer Ulrich Ropertz hatte Vonovia gefragt:
    "Wie will sie dieses Geld wieder erwirtschaften? Wie soll das alles refinanziert werden? Drohen Mieterhöhungen? Oder gibt es Einsparungen bei den Investitionen? Wird weniger instandgesetzt? Woher soll letztendlich das Geld kommen, um hier zu kaufen?"
    Von Einsparungen beim Einkauf etwa, sagt Vonovia. Bis Mitternacht muss das noch viele Aktionäre überzeugt haben.