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Immobilienmarkt
Wohnungssuchende in Not, Investoren im Rausch

Blase am deutschen Immobilienmarkt? Zwar ist Wohnen in vielen anderen Ländern der Welt verhältnismäßig teurer – aber auch in Deutschland steigen die Immobilienpreise von Jahr zu Jahr. Gebaut werden vor allem teure Wohnungen. Günstiger Wohnraum ist Mangelware.

Von Verena Kemna | 07.12.2015
    Wohnhäuser in der Jenaer Innenstadt (Thüringen).
    Wohnhäuser in Jena (Thüringen). Wohnungssuchende haben in deutschen Städten derzeit große Probleme. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Etwa 900.000 Immobilien im Wert von 191 Milliarden Euro sind im vergangenen Jahr verkauft worden. Somit hat das Investitionsvolumen den höchsten Stand seit 2007 erreicht, heißt es im Immobilienmarktbericht 2015. Vor allem in den boomenden Großstadtregionen wächst die Nachfrage nach Immobilien. Dazu kommen geschätzte Zahlen von über einer Million Flüchtlingen allein in diesem Jahr. Um die Nachfrage zu decken, müssten laut Immobilienmarktbericht in Deutschland jedes Jahr bis zu 400.000 Wohnungen gebaut werden. Doch erst seit vier Jahren entstehen in Deutschland wieder mehr neue Wohnungen. Siegmar Liebig, Sprecher der Gutachterausschüsse des Bundesinstituts für Bau-Stadt- und Raumforschung konstatiert,...
    "...dass die Bereitschaft von Investoren, in den Kauf von Mehrfamilienhäusern zu investieren, steigt. Das jedoch auch wiederum in erster Linie in Regionen mit steigenden Bevölkerungszahlen. Bei steigenden Wohnflächenpreisen sind die Investoren bereit, geringere Renditen hinzunehmen."
    Immobilien als attraktive Geldanlage
    Bei den Kaufpreisen bestätigt der Immobilienmarktbericht eine große Preisspanne für Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Zahlen reichen von 7.200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche in München bis zu gerade einmal 500 Euro pro Quadratmeter im Kyffhäuserkreis oder in Osterode am Harz. Immobilien werden als Anlageobjekte zunehmend attraktiv, erklärt auch Harald Hermann, Direktor des Bundesinstituts für Bau-Stadt- und Raumforschung.
    "So wurden im Jahr 2014 gut 240.000 Wohnungen fertiggestellt. Besonders dynamisch entwickelt sich der Geschosswohnungsneubau, vor allem in den wachsenden Großstädten und in ihrem Umland. Die Baufertigstellungen in den Wachstumsregionen steigerten sich sogar um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr und im Bundesdurchschnitt lag dieses Plus bei 14 Prozent."
    Gleichzeitig belegt der Immobilienmarktbericht, dass die Bauwirtschaft bereits extrem ausgelastet ist. Weitere Bautätigkeiten sind zudem begrenzt, da Brachen, Baulücken und neu ausgewiesene Baugrundstücke erst mit einer längeren Vorlaufzeit bebaubar sind.
    Rasant steigende Wohnungsmieten
    "Was ebenfalls fehlt, ist der preisgünstige Wohnungsneubau. In der Regel entstehen neue Wohnungen im hochpreisigen Segment. Es dürfte deshalb schwierig sein, die mindestens 315.000 Wohnungen pro Jahr auch zu bauen, die wir kurzfristig benötigen."
    Ein weiterer Trend, den der Immobilienmarktbericht bestätigt, sind steigende Wohnungsmieten. So sind die Angebotsmieten im vergangenen Jahr um dreieinhalb Prozent auf sieben Euro pro Quadratmeter Nettokaltmiete gestiegen. Fast zwei Euro mehr kostet die Nettokaltmiete pro Quadratmeter in den größten deutschen Städten. In ländlichen, dünn besiedelten Regionen dagegen müssen Mieter pro Quadratmeter Nettokaltmiete nicht einmal sechs Euro bezahlen. Aus Sicht der Investoren bietet der Wohnimmobilienmarkt attraktive Anlagemöglichkeiten.